Hochbegabte zweisprachige Kinder fördern

Unser Sohn, inzwischen 10, ist im Kiga auf Anraten einer Kindergärtnerin auf Hochbegabung getestet worden und der Verdacht hat sich bestätigt.

Allerdings meinte der Psychologe, der die Tests durchführte, es sei keine weitere Maßnahme möglich, wenn er gut mit den anderen Kindern zurecht komme und das tat er.

Dem widersprach die Kindergärtnerin. Ich habe geguckt, welche Fördermöglichkeiten es bei uns gibt, habe mit ihm ein paar Kurse im Museum gebucht. Leider wohnen wir, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Das vielfältige Angebot größerer Städte gibt es hier nicht.

Zuerst war er mit Feuereifer dabei. Dann empfand er die Kurse zunehmend als langweilig. Während der Corona-Pandemie fielen die Kurse aus. Nach der Pandemie haben wir mit den Kursen nicht weitergemacht. Ich bin wieder berufstätig und es fällt mir schwer mir die Zeit frei zu halten.

Bei seiner jüngeren Schwester fielen uns ähnliche Eigenschaften auf wie er sie hat. So hat sie sich schon vor der Einschulung das Lesen selbst beigebracht. Sie ist ebenfalls sehr extrovertiert, wissbegierig, stellt ständig Fragen.

K1 fiel leider in der Grundschule nicht nur positiv auf. Er kann durchaus auch lieb und sozial sein und beteiligte sich rege am Unterricht, aber fiel auch dadurch auf, dass er Antworten laut in die Klasse rief, wenn er wiederholt nicht drangekommen war oder während des Unterrichts mit seinem Nachbarn schwatzte oder Papierflieger bastelte.
Dabei war er leistungsstark, aber sein Interesse am Unterricht verlor er immer mehr.

Er hat sich im letzten halben Jahr verstärkt einer Gruppe von älteren Jungen zugewandt, die auf der Hauptschule zur Schule gehen, mit der seine Grundschule den Schulhof teilt und ein großes Interesse an Teenythemen wie Markenkleidung, Musik, YouTube entwickelt.
Dabei fällt mir wieder auf, dass er Wissen aufsaugt, wie ein Schwamm aber es ist leider nutzloses Wissen.

Er kennt die Lebenswege von gefühlt hunderten von verschiedenen Rappern und weiß wer mit wem in diesem Milieu Streit hat, wie teuer sein Haus war, mit welchen Frauen er Kinder hat und so weiter und so fort.

Nicht nur die Nutzlosigkeit dieses Wissens ärgert mich, sondern auch, dass einige dieser Rapper ehemalige Kriminelle sind oder einen verabscheuenswürdigen Lebensstil glorifizieren.

Ich wünsche mir, dass er seine Intelligenz für anderes nutzt. Vieles aber interessiert ihn nicht.

Ihn interessiert vor allem zur Zeit sein Sport, der aber nur einmal pro Woche stattfindet. Außerdem interessiert er sich für Sprachen.

Unsere Kinder wachsen zweisprachig auf. Mir ist aufgefallen, dass sie Freude an weiteren Sprachen haben. Sie stellen Fragen zu diesen Themen.

In der Schule lernen sie außerdem Englisch.

Uns stellen sich Fragen. Eine weitere Sprache fördern? Einfach laufen lassen oder gezielt fördern? Wir haben bis jetzt eher einfach laufen lassen. Das liegt daran, dass wir mehrere Kinder haben, ich wieder berufstätig bin und dass wir vom Typ her keine Eislaufeltern sind.

Die Entwicklung der letzten Monate aber macht mir Sorgen.

Bearbeitet von Kunigunde3
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Was macht die Schule? Gibt es Differenzierungsaufgaben für ihn?

Ansonsten bleibt nur der Weg ihn privat auszulasten. Mehr Sport, ein Musikinstrument oder wenn es tatsächlich das ist was ihm Spaß macht eine Sprache. Die Frage ist dann nur wie. Zumindest meine Kinder können sie bei online Kursen nicht so wirklich motivieren dran zu bleiben. Und Kindersprachkurse gibt es hier nur für englisch. Was ich bei meiner Tochter bewusst vermieden habe, damit sie nicht auch da schon meilenweit voraus ist. Sie lernt eh schon die Vokabeln mit ihrem
Bruder mir. Haben es mit italienisch (weil es an den in frage kommenden Schulen definitiv nicht als Schulfach angeboten wird) online versucht aber das ist wieder eingeschlafen bzw hat nur funktioniert wenn ein erwachsener neben ihr saß.

Also wenn Sprache würde ich bewusst eine wählen die ihm in der Schule nicht begegnet.

Zum Thema Umgang ich vermute es steht dann ja jetzt der schulwechsel an und damit wird sich das Umfeld ändern. Klasse 5 Gymnasium beim Großen sind da ganz pfiffige und nette Kinder. Bei denen YouTube, Rapper, Marken nur am Rande ein Thema sind. (Zumindest bei den Jungs).

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Ich finde nicht, dass dein Sohn „nutzloses Wissen“ anhäuft. Er hat ein Hobby und saugt eben alles auf, wie ein Schwamm in dem Bereich. Es ist an dir, ihm das entsprechende SINNVOLLE Wissen aus diesem Bereich zu geben und ihn in nützliche Bereiche sanft zu lenken. Die Holzhammermethode wird nicht funktionieren.

Eine weitere Fremdsprache hat nun mit dem Bereich kaum etwas zu tun. Meine Kinder hatten die Option, dass sie von der Schule aus, von Rappern im Rahmen eines Anti-Mobbing-Projektes unterrichtet wurden. Warum lernt dein Sohn nicht Rappen? Und zwar alles, was dazu gehört: Die Geschichte, die Subgenres,… und letztendlich natürlich auch mal sich selbst daran versuchen. Unterhalte dich mit ihm, zeige Interesse, lasse ihn nützliche Bereiche lernen. Das ist tatsächlich Schulwissen … Musikunterricht gibt es nämlich in deutschen Schulen.
Schnell kommt man dann in eine Fremdsprache, denn deutschen Rap gibt es zwar, aber das ist eben nur ein minimaler Teil der Rapkultur.

Die allerwenigsten Menschen wohnen so, dass genau das Hobby „um die Ecke“ ausgeübt werden kann. Irgendwann trifft jeder auf Grenzen. Schaut doch erstmal nach, wo euer Kind einen solchen Kurs besuchen kann. Danach fragt dort nach, ob sich eventuell Fahrgemeinschaften finden.

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Wechsel dein Sohn denn jetzt auf die weiterführende Schule?

Dann würde ich es erstmal laufen lassen.

Falls er jetzt erst in die 4. Klasse kommt, kann ich mir gut vorstellen, dass er komplett unterfordert ist. Ist denn schulischerseits nie nach oben differenziert worden? Da hätte doch das Thema Unterforderung im Raum gestanden.
Ich würde nächstes Jahr (falls er dann noch in der GS ist) definitiv ein Gespräch mit der Klassenlehrerin bzw. Fachlehrerin führen, welche Möglichkeiten es gibt, ihn anspruchsvollere Aufgaben bearbeiten zu lassen.
Grundsätzlich bin ich immer begeistert, wenn Kinder sich für Sprache interessieren.
Leider gibt es so wenig Angebote dafür. Selbstverständlich kann man auch Rap-Texte analysieren, und das hab ich mit meinen Pubis auch manchmal gemacht. Aber dafür ist dein Sohn definitiv zu jung. Wahrscheinlich lernt er deshalb auch eher die Biografien, weil er mit den Texten noch nichts anfangen kann.
Wie sieht es mit Büchern aus?
Wenn er den Kinderklassikern entwachsen ist, wäre die nächste Stufe: Jack London (Wolfsblut), Isabell Allende (Der Gott der Masken), Golding (Herr der Fliegen), u.s.w.

Darüberhinaus würde ich das Sportprogramm auf mindestens zweimal pro Woche erhöhen, kann ja auch eine neue Sportart dazu ausprobiert werden.

Das sind so meine Ideen dazu.

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Normalerweise empfehle ich für hochbegabte und/oder unterforderte Kinder gerne privaten Musikunterricht.

Mit 10 damit anzufangen ist aber schon relativ spät - und wenn er jetzt schon auf die ganzen Rapper steht, ist Unterricht auf einem klassischen Instrument wohl nicht mehr das Richtige... Schlagzeug vielleicht. Dabei darauf achten, dass der Lehrer nicht nur Drumset unterrichtet (auch wenn der Sohn das erstmal cool findet) sondern die ganze Palette inkl. Xylophon.

Sprache ist eine super Idee - unsere Kinder lernen Englisch über eine Online-Plattform (Einzelunterricht), das gibt es auch für andere Sprachen.
Das Talent da zu nutzen ist ja in jedem Fall sinnvoll!!
Allerdings beschäftigt das nun jeweils nur kurz.

Um Zeit zu füllen, könnte man den Sport raufsetzen.

Aber, so leid es mir tut:

Egal was wird nur funktionieren, wenn DU Zeit dafür hast.
Auch am Computer kann man so viele sinnvolle Dinge tun, programmieren lernen, etc.
Aber wenn ihr schon die vorhandenen Kurse nicht mehr aufgegriffen habt, weil du keine Zeit hattest... da sehe ich schwarz.

Intelligente Kinder haben oft auch kluge Eltern. Und je älter die Kinder werden, kann man eigentlich immer besser ihre Intelligenz herausfordern - mit fordernden Gesellschaftsspielen (die ab 10 sind oft schon recht komplex), mit Reisen und der entsprechenden Vorbereitung und Recherche, mit gemeinsamen Projekten.
Oder eben mit Kursen.
Aber das kostet Zeit, da hilft alles nichts.

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Hi

Das „ aber fiel auch dadurch auf, dass er Antworten laut in die Klasse rief, wenn er wiederholt nicht drangekommen war oder während des Unterrichts mit seinem Nachbarn schwatzte oder Papierflieger bastelte.“
Zeigt ja durchaus, dass nicht alles in Ordnung ist.

Das mag jetzt nicht ganz akut sein, aber es ist ein Hinweis, dass er nicht in der für ihn passenden Umgebung ist. Viele schalten ab, und dann ist die Frage, ob sie zwischendurch genug mitbekommen…
Die Lehrkraft könnte versuchen, ihn durch einen Blick „Ja, ich weiß, dass du die Antwort weißt, aber ich muss auch mal die anderen drannehmen“ versuchen, ihn bei der Stange zu halten. Aber das kann natürlich nicht jeder.

Förderung, ja; Vollstopfen - weiß nicht. Das Problem - selbst wenn ihr Angebote hättet, ist oft, dass das zusätzlich ist und nicht statt. Damit will ich zum einen sagen, besser wäre es, wenn ein bisschen mehr davon im Unterricht wäre, damit das Kind nicht stundenlang nur die Zeit absitzt, abdriftet, Scheiß macht. Zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob das Anbieten von was Zusätzlichem die richtige Strategie ist. Ja, es hat den Aspekt, Kind auslasten, aber durch Zumüllen allein, wird sich das Kind nicht gut entwickeln können, wenn nicht wirklich auf das Kind eingegangen wird.

Was Angebote betrifft: seit Corona gibt es auch ganz viel Online, falls das für deine Kinder ok ist. Meine Kinder haben davon zB mittlerweile die Schnauze voll. Förderung in der Schule ist oft schwierig, weil die Lehrer oft noch jede Menge anderen Kram unterbringen müssen und ansonsten geht es vor allem darum, die Schwachen aufzufangen. Die guten Schüler werden halt nicht da abgeholt, wo sie stehen; sie werden eher gar nicht abgeholt.

Ich würde den Rap nicht verurteilen, Sorgen machen würde ich mir jedoch über das Verhalten in der Klasse und vor allem, wie es mit den sozialen Kontakten aussieht.

Viele Grüße

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Mein KInd ist auch dadurch aufgefallen, dass er immer den Anderen weit voraus war. Lesen/Schreiben mit 4, das hat er sich selbst beigebracht, keinerlei zutun von uns, wir haben das erst mitbekommen, als er es schon konnte. Uhr lesen konnte er schon mit 3, auch hier habe ich keine Ahnung, wie er sich das beigebracht hat, er fing plötzlich an uns die Uhrzeit zu nennen.
Getestet haben wir ihn nie, auch wenn uns damals die KiGa Leitung darauf angesprochen hatte und im laufe der Jahre diverse andere Leute. Uns ist sein IQ völlig egal und käme nur dann in Frage, wenn sich Probleme ergeben würden, die einer intensiven Diagnostik bedürfen.
Das war allerding nie der Fall, da mein Sohn immer ein unglaublich fröhliches Kind war und auch jetzt, trotz Pubertät, immer noch ist. Er immer einen Weg gefunden mit "Langeweile" umzugehen und nie so frustiert war, dass er sich mit anderen Kindern angelegt hat oder sich komplett verweigert hat.
In der Grundschule war er zwar ein sehr guter Schüler, aber mit Sicherheit nicht so gut, wie er hätte sein können. Natürlich war er oft gelangweilt, gerade durch die vielen Wiederholungen, dennoch hat er einen Weg gefunden damit klar zu kommen.

Dadurch, dass wir damals immer wieder von diversen Leuten auf eine Testung angesprochen wurden und ich irgendwann mal "Angst" hatte meinem Kind etwas schlechtes zu tun, wen nich ihn nicht testen lassen, habe ich das Gespräch mit Fachleuten gesucht, die mich in meiner Meinung bestätigt haben. Es Bedarf keiner Testung, wenn er rundum zufrieden ist, sich keine Probleme auftun und wir seine Interessen fördern.
Und so handhaben wir es schon von Anfang an, wir unterstützen seine Interessen, versuchen allerdings nicht, ihn mit allem Möglichen zu "fördern", das würde er sowieso nicht mitmachen, da er sich noch nie was aufzwingen lassen hat.

Natürlich sind seine Interessen, in unseren Augen, sehr oft "nutzlos" oder gar nervig. Uns wäre es auch oft lieber wenn er sein Können in Mathe, Physik und Sprachen inverstiert, als in YouTubern, Minecraft und sonstigen, teilweise wirklichen komischen Vorlieben, allerdings haben wir sehr oft gemerkt, dass dieses "nutzlose" Wissen, immer wieder zu großartigen Ideen führt, die er dann umsetzt.

Solange mein Sohn glücklich ist, mit sich und seinem Umfeld sehr gut klar kommt, darf er sich mit jeglichen "unnützen" Dingen beschäftigen, wie jeder anderer Alternsgenosse auch. Nur so kann er mit der Zeit herausfinden, was er später im Leben wirklich machen möchte. Wenn wir ihn nur mit Dingen "fördern", die unserer Meinung nach gut und wichtig sind, werden wir ihn nur frustrieren und das wollen wir nicht.
Einzige Voraussetzung ist, dass Schule gut läuft. Es müssen keine Einsen sein, gute Noten (1-3) reichen aus. Und so ist es bei uns zur Zeit. Noten zwischen 1 und 3, man merkt zum einen die Pubertät und zum anderen auch, dass er nie gelernt hat wie man richtig lernt, da es bis ca. in der 7. Klasse, nicht nötig war. Mittlerweile läuft es etwas schleppender ohne richtiges Lernen.

Wenn sich dein Sohn für Rap interessiert, schau dich bei euch um, was man daraus machen könnte. Vielleicht kann er irgendwo rappen lernen, vielleicht motivierst du ihn dazu seine eigenen Texte zu schreiben, oder eine eigenen Band zu gründen. Vielleicht gibt es irgendwelche interessanten Bücher zu diesem Thema.

Ein Instrument ist vielleicht auch eine Idee, falls dein Sohn Interesse hat. Der Vorteil hierbei ist, dass selbst wenn er es recht schnell lernt, er trotzdem üben muss. Bei uns war es das Einzige, wofür mein Sohn wirklich "lernen" musste, gerade in der Grundschulzeit.