Ab wann intervenieren - Gewalt in der Grundschule?

Hallo zusammen,

wir wohnen neu hier und mein Sohn kennt dementsprechend auch keine Kinder aus dem Kindergarten in seiner Schule. Nun ist er seit 6 Wochen SChulkind und ich höre von ihm Dinge, bei denen ich nicht weiß, wie ich sie einordnen soll. Sind das normale Schulhofplänkeleien unter Kindern? Geht das schon in Richtung Gewalt? Machen das die Kinder mit Hilfe der lehrer unter sich aus? SOll ich mich da einklinken? Ich will ja auch nicht die Lehrerin aufbringen. Ich wäre froh, wenn ihr mir schildern könntet, was ihr noch oder schon zu Gewalt an Grundschulen zählt, welche Erfahrungen ihr damit gemacht habt und falls Lehrer da sind: wie wünscht ihr euch das Elternverhalten in solchen Situationen?

So ist es bei uns:
- er hat die Finger umgedreht bekommen
- ein Junge hat ihn in den Sand gedrückt und nicht hoch gelassen, er kam heim mit Sand in den Ohren und in den Haaren und wollte erst gar nicht erzählen.
- Der Sitznachbar benutzt ein zweifelhaftes Vokabular meinem Kind gegenüber
- Einer drückte ihm die Finger in die Wangen, bis die Wangen ganz rot waren.
- er wird hochgehoben und fallengelassen

Ich freu mich über eure Einschätzungen

Viele Grüße
Tess

1

Hallo Tess!

Leider wirst du dich zu einem gewissen Grad daran gewöhnen müssen.. ging mir genauso! Wenn du allerdings das Gefühl hast das dein Sohn Angst hat, oder nicht in die Schule möchte, rede unbedingt sofort mit der Lehrerin, denn dann verliert es seinen harmlosen Charakter! Kinder in dem Alter testen natürlich aus wie weit sie bei den Klassenkollegen gehen können, aber es gibt immer wieder welche die es übertreiben, und da muss und sollte man rechtzeitig eingreifen!

Meisst ist es so, das die Kinder nur ihre Version erzählen, aber vergessen zu sagen das sie angefangen haben bzw. sie auch ihren Teil dazu beigetragen haben, so hab ich das bei meinem Sohn erlebt...

Grundsätzlich macht er sich seine Sachen jetzt selbst mit den anderen Kindern aus, und das klappt ganz gut, und ist auch wichtig!! Nur, wie gesagt, wenn es gewisse Grenzen überschreitet, z.b. immer wieder der selbe oder die selbe Grundlos schlägt oder sogar mobbt, sollte hinterfragt und eingeschritten werden!

LG

Andrea

2

An einigen Schulen wird das Projekt "Faustlos" angeboten, vielleicht mal euren Lehrer auf dieses Projekt ansprechen ( das gab es bei uns auch schon im Kiga für die Jungs im Vorschulalter).
Mein Sohn kam letzte Woche aus dem Hort und sahr aus als hätte er mit einer Katze gekämpft, das ganze Gesicht war tief zerkratzt, laut Erzieher war das wohl ein Zweitklässler der nicht wollte das mein Sohn auf einen Baum klettert, deshalb hat er ihn runtergezogen und ihm das Gesicht zerkratzt. Ich fürchte sowas ist "normal" bei Jungs in dem Alter.

Ich weiß auch das mein Sohn in der Schule anders redet als zu Hause, das war schon im Kiga so. Zu Hause bestehen wir auf eine "normale" Ausdrucksweise im Kiga und der Schule wird von Seiten der Pädagogen darauf leider kaum Wert gelegt.

LG
visilo

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Hi,

nein, das würde ich mir nicht gefallen lassen und daran würde ich mich auch nicht gewöhnen.

Die Kinder sind 6 Jahre alt wenn sie in die Schule kommen. Kommen frisch aus dem KiGa wo Gewalt wohl weniger das Thema ist. Unserer ist sowieso so erzogen, dass keine Gewalt angewendet wird. Das ERWARTE ich auch von den den anderen.

Ich würde das Gespräch mit der Lehrkraft suchen und im Anschluss gleich noch mit dem Rektor. Sollte es weiterhin vorkommen, spreche ich zusätzlich noch mit den Eltern, die diese Kinder haben. Bringt das alles nichts, gehe ich weiter.

Unserer hatte irgendwas (ich weiss schon gar nicht mehr was...) ich glaube blaue Druckstellen am Oberarm und ein blaues Auge. Mein Mann war an dem Tag zufällig zu Hause und er stand mit samt Sohn 20 Minuten später, nachdem er aus der Schule zu Hause war, auf der Matte. Erst bei der Lehrkraft, dann bei den Hortmitarbeitern und anschließend beim Rektor.

Jeder hat es wohl mitbekommen aber nicht rechtzeitig eingegriffen, alle haben aber bestätigt, dass unserer grundlos angegriffen wurde. Wir haben uns so etwas verboten. Es kann nicht sein, wenn Kinder ständig unter Aufsicht stehen, dass es solche Zwischenfälle gibt.

Siehe da - inzwischen ist es in der ganzen Klasse und Schule so - die Zwischenfälle sind drastisch zurückgegangen. In unserer Klasse gibt es gar nichts mehr und in der Pause sind die Aufsichten aufgestockt worden.

Ansonsten trichter Deinem Kind ein, sowie er sich nicht mehr zu helfen weiss: Lehrer! Und wenn es wegen jedem Pups ist. Irgendwann hilft es.

Aber umgedrehte Daumen, Sand in den Ohren und im Haar, Finger in die Wange #zitter... das geht nicht.

Gut, wegen dem zweifelhaften Vokabular würde ich noch sämtliche Augen zudrücken. Unserer bringt auch Wörter mit heim, da schlackert mir erst mal alles. Da kann man erziehen wie man will - aufschnappen tun sie es immer.

Ansonsten würde ich mit der Lehrkraft zeitnah sprechen und um eine Umsetzung bitten bzw. drauf bestehen. Vor allem dann, wenn es immer der Banknachbar ist, der Dein Kind fertig macht.

Nix gefallen lassen und immer den Mund aufmachen. Die Kleinen alleine können sich noch nicht alleine wehren und müssen es auch noch nicht.

LG
Caro mit Max 7 Jahre und Lara 2 Jahre

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Hallo,
also das was Du beschrieben hast würde bei meiner Tochter in der Schule nicht durchgehen. Dort wird sehr viel Wert gelegt auf eine gutes, faires Miteinander. Sie geht allerdings auch auf eine private Montessori-Schule und die Schüler können bei schlechtem Verhalten von der Schule fliegen.
Diese Gewalt, die du beschrieben hast, habe ich in meiner Grundschulzeit erlebt, ich war in einer großen Schule zu der auch Kinder aus einem sozialen schwachen Wohngebiet gehörten. Die Lehrer haben schon versucht, einiges zu tun, aber trotzdem bekamen wir immer irgendetwas ab. Und ich muss ehrlich sagen, für mich waren diese ersten 4 Jahre Schule nicht sehr schön. In unserer Klasse waren die Kinder zwar o.k., aber auf dem Schulhof gab es diese Gewalt.
Ich würde mal ein Gespräch mit dem Lehrer führen und auch mal am Elternabend ansprechen, wie das die anderen Eltern sehen. Und ja für mich ist es Gewalt, wenn man den Finger umgedreht bekommt.
Viele Grüße Leah

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Ui, Dein armes Kind!
Das würde ich so nicht stehen lassen und finde auch nicht dass ein Kind sich an sowas gewöhnen muß, abgesehen davon finde ich auch das ein slches Verhalten absolut nicht normal ist.
Sprich das auf jeden Fall in der Schule an, denn die haben Aufsichtspflicht und dafür zu sorgen dass Dein Kind nicht so behandelt wird.
Bei uns gibt es Faustlos, frag doch mal ob die bei Euch auch sowas anbieten.

Mona

6

Also wenn diese Sachen grundlos/anlasslos geschehen, ist das schon Gewalt und würde m.E: schlimmer werden, wenn man da nicht einschreitet. Also sofort zu der Lehrerin und ich würde auch das Gespräch mit den Eltern suchen. Einfach, weil auch die Eltern sicherlich gerne die Möglichkeit hätte, auf das eigene Kind selbst noch einmal erzieherisch Einfluss zu nehmen, sollte so etwas vorfallen - das können die aber nur, wenn die davon überhaupt Kenntnis habe. Bei den wenigsten Kindern in dem Alter wird da nämlich bereits Hopfen und Mals verloren sein. Nur - solange man da überhaupt nichts tut, werden sich diese Kinder auch nicht ändern.

Bei uns damals in der Grundschule … hmm … das war sehr interessant, da dort ganz viele »Mein Kind würde das nie tun«-Kinder aufeinander getroffen sind. Also die absolute Mehrheit wusste sehr wohl, dass Gewalt von den Eltern/Lehrern nicht toleriert wird; die Meisten waren auch total gut erzogen. Wobei leider viele nie gelernt hatten, wie man denn einen Streit/Konflikt löst, ohne das Mami oder die Kindergärtnerin sofort angerannt kamen und diese friedliche Lösung anleiteten. Und da standen sie dann plötzlich, die ganzen 3-Käse-Hochs, die alle auf die Schaukel wollten und fanden plötzlich heraus, dass es so, wie die Mama das gerne gewollt hätten, gar nicht funktioniert, wenn nicht eine Autoritätsperson daneben steht und das als einige Lösung duldet. Dann antwortet das Kind, dass die Schaukel besetzt, nämlich: »Zieh leine!«. Und natürlich wollte auch niemand die Petzlise sein und zu der Aufsichtsperson rennen. Und viele »Mein Kind würde das nie tun«-Kinder sahen auch nicht ein, jetzt die nächsten 4 Grundschuljahre nicht schaukeln zu dürfen. Je nachdem, was für kindliche Charaktere dort aufeinander getroffen sind, gab es durchaus mal Handgreiflichkeiten; meistens angefangen aus reiner Hilflosigkeit.

Welches Lehrerverhalten würde ich mir wünschen? Nicht sofort hinrennen, wenn es einen Streit oder einen Konflikt gibt; Kinder müssen die Gelegenheit haben, dass auch ohne Erwachsene zu lösen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Nicht sofort hinrennen, wenn die Lösung, die die Kids finden, uns nicht gefällt. Typisches »Ich schupse dich weg, ich bin stärker, dass ist jetzt MEINE Schaukel«. Sofort hinrennen und die Kids auseinander bringen, wenn es zu Grenzüberschreitungen kommen sollte. Wenn es dazu nicht kommt: Die Kids erst nach der Pause rausziehen und mit denen über den Streit/Konflikt reden, welche Lösung man sich gewünscht hätte, was vielleicht an der Lösung, die die selbst gefunden haben, nicht so toll war; denen Tipps an die Hand geben, wie die das gleiche Problem morgen versuchen sollten, zu lösen; einfach erzieherisch tätig werden. Ich würde das nicht unter »Gewalt« abgestempelt sondern eher als Lernprozess von Kindern, wie man einen Streit oder einen Konflikt löst. Die meisten Kinder können das nämlich bei gleichen Kräfteverhältnissen nicht. Und meiner Erfahrung nach lernen Kinder das nicht, wenn wir dort zu früh hinrennen und den Streit schlichten. Weil die Lösungsmöglichkeiten, die wir den Kids dann anbieten, nur deshalb funktionieren, weil wir die Autoritätsperson in dieser Situation sind und die Kids überhaupt gar keine andere Wahl haben, als unsere Lösung zu akzeptieren. Sobald wir als Autoritätsperson aber nicht mehr da sind, gelten bei den Kids ganz andere Spielregeln.

Welches Elternverhalten würde ich mir wünschen: Ganz genau beim eigenen Kind nachfragen/nachharken, wie es überhaupt zu diesen Situation gekommen ist. Ist es anlasslose Gewalt? War es ein Streit/Konflikt, der eskaliert ist? War es ein rüderes Spielen/Raufen, dass anfänglich mal von beiden Kindern gewollt war (z.B. als kleines Kräftemessen), dass plötzlich irgendwie eskaliert ist? Sein eignes Kind zu kennen: Zu erkennen, ob das überhaupt etwas ist, was für das eigene Kind ein Problem ist. Unterschiedliche Kinder reagieren bei gleichen Situationen völlig unterschiedlich. Was für einige Kinder bereits etwas schlimmes/belastendes ist, kann für andere Kinder sogar etwas gesuchtes/gewolltes sein. Es gibt viele Jungs in dem Alter, die eigene Kräfte und Schwächen sowie eigene Grenzen kennenlernen wollen - das ist mE ein völlig normaler Prozess, der zur Entwicklung dazu gehört. Solange hier gleich starke Kinder aufeinandertreffen, die diese Situationen auch gegenseitig suchen um so eigene Grenzen (und die der anderen Kinder) kennenlernen; kann man das als Schulhofplänkeleien einstufen, wo es reicht, wenn man dazwischen geht, wenn es einem als Erwachsener mal »zu weit geht«. Wobei genau die gleiche Situation bei einem ungleichen Kräfteverhältnis und vor allem denn, wenn das nur einseitig stattfindet, bereits Gewalt ist, wo man so schnell wie möglich handeln sollte.

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Ich finde deinen Beitrag sehr gut! Besser hätte ich es nicht schreiben können!

Das gesunde Mittelmaß...

Wenn man wegen jeder Kleinigkeit zur Lehrerin rennt, wird das Kind vor den anderen bald zum Mama-Kind.... das kann echt nach hinten los gehen! Hilfe zur Selbsthilfe sage ich immer....ich bin gerne für meinen Sohn da, und wenn es zu viel wird greife ich ein, aber im Grunde hat er gelernt seine Konflikte selbst zu lösen!!

LG

Andrea