Negativ verkraften

Hallo ihr Lieben,
mein zweiter Transfer ist auch negativ. Jetzt haben wir noch eine Kryo Blasto, danach ist Schluss. Zumindest mit der Anstrengung der Kinderwunschbehandlungen.

Achtung lang!!!!

Der schneeweiße Test in der ersten ICSI hat mir so richtig den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich dachte: jetzt, endlich, durch die hochtechnisierte Unterstützung, wird es klappen.
Pustekuchen.

Von Anfang an habe ich mich mit Alternativen zum leiblichen Wunschkind befasst (ich muss dazu sagen, dass ich bereits einen 8 jährigen Sohn aus einer anderen Beziehung habe und weiß, wie anstrengend, aber auch wunderbar moderne Familienmodelle sind: Wir sind durch viel Arbeit eine tolle Patchworkfamilie geworden.)

Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, in unseren Garten zu gucken und zu denken: hier ist ein schöner Ort für Kinder zum Aufwachsen. Wir sind tolle Eltern. Hier wird noch ein Kind groß und stark werden, egal, ob unser leibliches oder ein Pflegekind.

Es ist ein Prozess, in mich hineinzufühlen: möchte ich ein Kind, das mir ähnlich ist, vielleicht ja sogar mein künstlerisches Talent geerbt hat? Oder ist meine Motivation, dass ich einem Kind, wie auch immer es wohl sein wird, ein Zuhause schenken möchte, mein Leben mit ihm teilen möchte, ihm Sicherheit und Liebe schenken möchte, um seiner selbst Willen.

Ich möchte nicht Pflegefamilien idealisieren, oder behaupten, dass alles super einfach wird, wenn nur genug Liebe da ist, oä. Es ist herausfordernd. Manche Kinder haben ein Päckchen, das ist so schwer, dass sogar Pflegeeltern hart daran zu schleppen haben.
Aber ich möchte ein bisschen aufräumen mit meinen inneren Bildern, wie Familie auszusehen hat. Dass dazugehört, dass ein Arzt einem das Neugeborene auf die Brust legt. Wir können neue, andere Bilder in uns groß werden lassen, die nicht weniger schön und bedeutsam sind. Ich stelle mir vor, wie ich zu besonderen Familienfeiern erzähle, wie aufregend es war, als wir den Anruf bekommen haben, wie es war, als wir unser Pflegekind das erste Mal gesehen haben usw.

Meine Schwägerin ist lesbisch und hat ein gesundheitliches Problem, weshalb sie nicht schwanger werden kann. Wenn sie irgendwann mit einer anderen Frau eine Familie gründet, zb durch Pflege/Adoption/Spendersamen, werden sie "trotzdem" eine ganze, vollständige Familie sein. Ich weiß, ich werde mich über dieses Kind genauso freuen wie über meinen Neffen.

Es ist 2023!
Und unsere Herzen sind groß.

Mir hat es jedenfalls sehr geholfen, in meinem Kopf ein wenig aufzuräumen. Ich möchte noch einem Kind Mutter sein. Und es gibt viele Wege dorthin.


Von Herzen alles Gute für euren Weg, wie auch immer der aussieht ❤️

Bearbeitet von RosaLux
1

Danke für diese schönen Worte und alles Gute für dich #herzlich

Bearbeitet von Lele888
2

Das hast du sehr schön geschrieben 💕

Alles Liebe für euch 🍀😘

3

Wow, bin grade echt sehr gerührt von deinen Worten und deiner Sichtweise! Echt inspirierend. #herzlich

4

Du hast meinen tiefen Respekt, wie es dir langsam gelingt, dass negative ins positive zu verändern. Das ist eine ganz wunderbare Fähigkeit. Und gute Pflegeeltern werden so so dringend benötigt.
Bleib so kraftvoll #herzlich