ADHS-Verdacht Frühchen

Hallo Zusammen,

Gibt es hier Eltern von Frühchen mit ADHS?

Wann habt ihr die Diagnose bekommen?
Wie habt ihr es bemerkt?
Wie geht ihr damit um?

Unsere Logopädin hat den Verdacht bei meinem Sohn, weil er ihr nicht zuhört 🙄 zuerst hab ich mit den Augen gerollt und hab gesagt, dass er doch noch zu klein ist - später wo sie gegangen ist, hab ich dumm und dämlich begonnen ADHS zu googlen.

Mein Kleiner ist an 24+2 geboren und ist jetzt unkorrigiert fast 18 Monate alt. Also korrigiert 14 Monate… Kann man das jetzt schon sagen?!

Er hat leider Probleme mit den Stimmbändern - er hat keine Stimme und wir müssen nun Gebärdensprache lernen. Mit so einem Zwerg ist das natürlich nicht einfach. Sie erwartet von ihm, dass er schon auf Karten zeigt und somit seine Wünsche äußert (z.B. auf das Bild vom Spielplatz zeigen, wenn er raus möchte) ich meine, dass er einfach noch nicht so weit ist und aktuell nur Blödsinn im Kopf hat, also Zeug rumwerfen und Schränke ausräumen usw. aber gleich ADHS Verdacht notieren? Jetzt schon?

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Hey!

Ich bin gerade etwas sprachlos- "ADHS-Verdachtsdiagnose" bei einem im Grunde 14 Monate alten Kleinkind, zudem ein Frühchen? What?
Mit Verlaub, hat die ihre Zulassung irgendwo gewonnen?
ADHS-Diagnosen werden erst mit dem Grundschulalter gestellt, weil sich das Gehirn bis dahin noch so stark entwickeln kann. Aber mit 14 Monaten ist bis dahin das frühste, was ich gehört habe.
Mein Kind hat bis dahin auch nicht richtig zugehört, obwohl es reif geboren ist.
Ich habe selbst eine ADHS-Diagnose und hatte mein Kind mangels Betreuung beim letzten Termin dabei. Da war es etwa 2.
Zum Abschied sagte meine Therapeutin, dass sie mein Kind erstmal nicht auffällig finde, weil es ein Kriterium, dass viele Kinder ihrer Patienten zeigen, die später eine Diagnose erhalten, nicht zeigt. Aaaber: selbst 2 sei viel zu jung, um über Wahrscheinlichkeiten einer adhs-Diagnose zu sprechen, die Diagnose stellen sie erst im Grundschulalter.

Das waren ihre Worte. Zuhören war dieses frühe Kriterium nicht. Aber dein Kind ist im Grunde erst 14 Monate und ein Frühchen.
Ich würde vermutlich die Therapeutin wechseln, wenn das geht.
Meine Therapeutin, die in einer adhs-Ambulanz arbeitet, hätte niemals so eine Aussage getroffen. Das Gehirn hat noch so viele Jahre Zeit um sich zu entwickeln, gerade Frühchen sind da nochmal anders zu bewerten. Nimm dir diese Worte nicht zu Herzen und schau, ob es noch andere Logopäden gibt. Diese scheint nicht professionell zu arbeiten.

Liebe Grüße
Schoko

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* ein Kriterium, das viele Kinder zeigen..."

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"Sie erwartet von ihm, dass er schon auf Karten zeigt und somit seine Wünsche äußert"
Das hat mein Kind auch mit 14 Monaten nicht getan. In dem Alter hat es den Kopf geschüttelt, wenn es etwas nicht wollte. Aber positive Wünsche kamen erst früher.
Mein Kind hat auch viel durch die Gegend geschmissen, sich selbst viel bewegt. Das waren alles keine Argumente für die Therapeutin, trotz der Vorbelastung, sondern Verhaltensweisen im Rahmen einer normalen Entwicklung. Nun, mit 2 Jahren, zeigt es dieses Verhalten nicht mehr, kann sich sehr gut konzentrieren und hat durch die Wurfübungen eine starke Hand-Augen-Konzentration. Es wirft bspw seine Schnuller mit 1,5 m Abstand in Wassergläser.

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Ein vernünftiger Therapeut beschränkt sich auf sein Fachgebiet. ADHS lässt sich jetzt definitiv nicht feststellen.

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Bei einer statistischen Wahrscheinlichkeit von 70 % für ADHS bei einer Geburt in der 25. SSW ist es jetzt nicht so unwahrscheinlich dass sie trotzdem Recht hat und man sollte die Förderung darauf ausrichten, wir haben uns sehr intensiv mit unserem 24+2 Kind damit auseinandergesetzt und auch immer wieder Zweitmeinungen und Drittmeinungen eingeholt, aber die auf Frühchen spezialisierten Psychiater und SPZ sagen alle das Gleiche.

Bei einem so frühen Frühchen muss man sich einfach damit auseinandersetzen dass das Kind vermutlich eine Beeinträchtigung haben wird, Extremfrühchen 25. und 26. SSW brauchen einfach meist spezielle Therapien um den Anschluss zu finden, ihre Gehirne sind anders verknüpft, die frühen ungefilterten Reize haben einen nicht leugenbaren Einfluss auf die Entwicklung ihres Gehirnes, das kann man sogar in MRTs sehen. Gehirnscans von Extremfrühchen zeigen die selben Auffälligkeiten wie man sie bei Autismus und ADHS kennt, und natürlich entwickeln sie sich noch, aber die grundsätzliche Verteilung im Gehirn ändert sich nicht mehr so gravierend.

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Grundsätzlich bin ich, was die Fakten angeht, bei Dir.
Ich finde nur erschreckend, wie easy diese Diagnose aus dem Ärmel geschüttelt wird von Leuten, die dazu nicht ausgebildet sind- und bei einem derart jungen Kibd wird sich jeder Psychiater mit einer solchen Aussage zurück halten. Dann sollte es auch eine Logopädin tun.

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Hallo, ich habe ein frühchen mit adhs in der Familie und bis selbst Therapeutin und sage dir so früh kann man das noch nicht diagnostizieren. Klar haben viele frühchen adhs aber das kann man so pauschal vor allem auch noch in dem Alter nicht sagen.
Alles gute!

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Danke! Da bin ich erstmal beruhigt. Klar muss man es im Auge behalten, aber gerade jetzt reichen uns erstmal die vielen anderen Diagnosen. 😩

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Hier, gerade mitten im Thema :-)

Ich musste gerade zucken, ich dachte du schreibst von unserem Lütten.
Wir haben auch eine teilweise Stimmbandschädigung, durch einen Intubationsschaden nehme ich an? Wir kamen zum Glück ohne Zeichensprache aus, er spricht sehr leiste und heiser und oft diphon aber er hat Stimme.

Also den ersten Hinweis gab uns ehrlich gesagt die Pflegerin die eigentlich als Nachsorgeschwester zu uns nach Hause kommen sollte, am Inkubator meinte sie er habe seine innere Mitte noch nicht gefunden und wir sollten ihm die Hände über dem Bauch falten da er das unbedingt finden sollte und sonst keinen "Fokus" hätte. Ich hab sie daraufhin zum Teufel gejagt :-) Heute denke ich oft daran.

Bei der 2-Jahres-Untersuchung kam das Thema das erste mal auf, er schweifte oft ab. Da wars auch das wie man halt so reagiert, die spinnen ja, alle Kinder sind unaufmerksam in dem Alter, das können die noch gar nicht sehen. Wir waren dennoch jährlich im SPZ da wir immer Entwicklungsbeeinträchtigungen hatten, es lief zwar alles mit Ergo, aber dann waren da die nächsten Lücken. Er hatte auch schon bald den ADHS-typischen Hyperfokus, puzzelte mit 4 glaube ich schon 100 Teile Puzzles, aber er war sonst sehr verstreut, immer in Bewegung, konnte nie an einem Ort und bei einer Tätigkeit verweilen. Mit 2, 3 Jahren hat er mich an den Rand des Wahnsinns getrieben mit seiner Wetzerei. Beim Sport etc merkten wir es auch, andere Kinder tanzten mal aus der Reihe, unserer kannte quasi keine Reihe.
Vorlesen war auch lange nicht möglich, wir mussten mit der Logopädin das quasi erst erarbeiten, durch Wörterbingo und die Geschichte mitspielen etc.

Wir haben schon mit 3 auch mit Ergo begonnen, teils wegen sensorischer Wahrnehmungsstörung, bald aber auch wegen seiner Konzentration. Auch beim Sprachtest zb mit 3 wegen seiner Sprachentwicklungsstörung hieß es "Aufmerksamkeit kathastrophal".
Von der Ergo und Logo haben wir die vielen Spiele übernommen und uns einen schon ziemlich verrückten Spieleschatz zugelegt mit dem Kindergärten hätten glücklich werden können. Spiele waren ab da täglich im Programm und das verbesserte es wirklich merklich, aber immer noch weit unter Durchschnitt. Viel mehr haben wir eigentlich nicht gemacht :-) - ach doch, so Kindergartenblöcke mit Fehlersuchbildern und so, aber das war auch je nach Aufgabe immer sehr schwer. Man merkte einfach dass es bei ihm einfach "mehr" war als bei anderen, mehr als normal wuselig, mehr als normal unkonzentriert.

in der 1. Klasse kam das Thema ADHS dann sehr schnell auf den Tisch, Ostern hatten wir die Diagnose und leider erst ab den Sommerferien das passende Medikament in der passenden Dosis. Wir bereuen es ehrlich dass wir die Warnungen aus dem Kindergarten - die leider zu unspezifisch waren - und wir waren ja auch durch die Therapeuten vorgewarnt und diverse Testergebnisse - nicht ernster genommen und es so lange versucht haben nicht zu akzeptieren weil alle immer sagten das könne man nicht so früh sagen und er bräuchte vielleicht nur etwas Zeit. eine Diagnose vor der 1. Klasse bei derartigen Auffälligkeiten wäre mit Sicherheit für ihn besser gewesen, er hätte sich ein beschissenes erstes Schuljahr erspart. Wobei er zum Glück da recht robust ist und frühchentypisch vieles wegatmet, er geht in seine Bubble und ... :-) Und seit die Medikation steht haben wir auch das Gefühl dass dieses "kaum ist eine Lücke zu reißt die nächste auf" in seiner Entwicklung vorbei ist.


Wir haben schon im Kindergartenalter viele Strategien angewandt erziehungstechnisch die bei ADHS empfohlen werden. Es hat das Leben schon vereinfacht. Aber kein Vergleich zu jetzt. Also ja, es ist schon besser wenn man sich bald damit auseinandersetzt, auf der anderen Seite braucht es auch einfach Zeit das alles zu verdauen und zu akzeptieren. Es ist völlig ok wenn du die Frage vorerst nochmal verdrängst :-) Jetzt kannst du eh nichts machen, wenn Du Dein Kind im auge behältst wirst Du den Zeitpunkt erkennen an dem es ihm, wenn es zutreffen sollte, helfen wird Ergo etc zu bekommen. Wir haben es auch lange Zeit nicht ernstgenommen und nur als Entwicklungsverzögerung wahrgenommen. oder es zumindest versucht ... und dann doch wieder ADHS gegoogled. Es ist einfach eine Entwicklung die man als Mutter macht. Ein Kind das sich nicht fokusieren kann sollte da altersentsprechend gefördert werden, ob es jetzt nur eine sich verwachsende Verzögerung ist oder ADHS ist erst mal irrelevant. Am Ende war Die Diagnose jetzt eine Erleichterung, wir wissen was los ist, es ist ein Kraut dagegen gewachsen, es gibt Therapien die helfen. Wir haben uns wegen den Entwicklunsgverzögerungen (also ich muss ich sagen, mein Mann war da besser im Verdrängen) schon sehr beunruhigt, jetzt "Konzentrationsbereinigt" sind seine Ergebnisse auch viel besser. Er ist jetzt ein motivierter 2. Klässler, kommt in der Schule gut mit und wir hatten zwar noch keinen Elternabend aber wir hoffen dass das Gröbste diesbezüglich jetzt erst mal überstanden ist. Klar muss man mit ADHS leben lernen und es wird immer anstrengende Situationen und Phasen geben, aber es erscheint gerade alles machbar :)
Also mein Tipp wäre, mach Dich nicht verrückt, selbst wenn es so ist werdet ihr Euren Weg finden, ihr werdet wie alle Frühcheneltern daran wachsen, Schritt für Schritt, und auch Euer Kind wird seinen Weg gehen :-)

Alles Gute Euch,

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Dann hake ich da mal ein:
So war es bei mir auch. Das erste Feedback, das auf Hyperaktivität bzw adhs hätte hindeuten können, kam bei mir auch aus dem Kindergarten. Da war ich ca 3-4 Jahre alt.
Ich hatte es oben nicht extra erwähnt, aber die Therapeutin sagte über mein Kind, dass ihm die innere Unruhe fehle, die sie ganz oft bei so jungen KiGa-Kindern sehe, die dann eine Diagnose erhalten. Das sei wohl ein wichtiges Kriterium.
Aber bei einem 14 Monate alten Kind von adhs sprechen, weil es nicht Wünsche über Karten zeigt? Das konnte mein reif geborenes auch nicht. Gezeigt hat es erst mit ca 20 Monaten. Auf den Spielplatz zu gehen wurde erst mit 1J9M gefordert.
Wenn das Kind jetzt grundsätzlich hibbelig und unruhig wäre- ok. Aber das hat die TE nicht geschildert.

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Huhu, wir hängen uns auch mal ran...
Die beschreibungen passen auch auf unsere tochter aus 23+5. Bienen und hummeln im po, verträumt, langsamste trödeltante der welt und sehr sehr pingelig in manchen sachen.
Wir haben noch keine diagnose angeleiert, weil wir ihre umgebung auf sie anpassen können. Sie wurde dieses jahr eingeschult und ich bin schon ganz gespannt auf das feedback des ersten elternabends. Wir hatten das glück einen platz in einer montessorischule zu bekommen.
Was ich ergoogelte war eine mischung zwischen adhs und asberger- natürlich bin ich laie und weiß, dass meine diagnose keine ist. Aber im grunde bleibt das bauchgefühl und das schreit "wahrnehmungsstörung". Würdet ihr eine diagnose anleiern, wenn es im grunde ja läuft? Theoretisch könnte es ja auch eine asynchrone entwicklung sein, ach mensch, man kann sich alles schön reden.
Aber zur frage der te, nö, 2 ist viel zu früh, aber wachsam sein ist nie verkehrt und alle förderungen nutzen, die deinem kind zustehen.
Aus unserem engen frühchenfreundeskreis mit 6 kindern (mittlerweile sind sie 6 jahre) sind 2 autisten, 1 adhsler und unsere fragliche maus. Das ist definitiv kein zufall.
Viele Grüße
Nadine

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Völliger Blödsinn!

Ein anderer Hinweis:
Da ihr jetzt erst beginnen könnte, seine sprache zu lernen, mit der er quasi verbal kommunizieren kann, wird das ein oder andere noch etwas lange brauchen.
Gebärdensprache wird seine Muttersprache.
Die gehörte Sprache kann die gängige Lautsprache natürlich als Muttersprache bleiben.

Aber das umdenken muss bei euch und ihm ja erstmal stattfinden.
Macht euch keinen Stress

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Vielen Dank für deine Antwort. Ja wegen der Sprachentwicklung wird er sicher einiges viel später erst lernen, vor Allem einem kleinen Kind die Gebärdensprache beizubringen, die man selbst auch gar nicht kennt, ist wirklich nicht einfach. Mal sehen, wohin uns die Reise führt.