Eingewöhnung- plötzliche Wende

Hallo zusammen,

Mein Sohn ist 3 Jahre alt und vor drei Wochen haben wir mit der Eingewöhnung im Kindergarten gestartet. Bis vor zwei Tagen waren wir schon auf dem Stand dass er bis zu 3,5 Stunden alleine dort blieb und bei der Verabschiedung floss bis dahin keine einzige Träne. Ein richtiger Traum.
Vor zwei Tagen versuchte eine Erzieherin dann meinen Sohn dort zu wickeln. Das war ihm wohl zu viel sodass er vom einen auf den anderen Moment komplett ausflippte und sich nicht mehr beruhigen ließ sodass ich ihn abholen musste.
Am nächsten Tag blieb er zwei Stunden mit problemloser Trennung, dann wurde ich allerdings angerufen mit der Bitte ihn abzuholen weil er über die ganze Zeit hinweg immer wieder weinen würde. Er ließe sich zwar auch immer wieder beruhigen aber es sei nun wohl doch viel für ihn. Daraufhin holte ich ihn wieder ab, er weinte dabei aber nicht.
Heute brachte mein Mann ihn hin und die Trennung war fast unmöglich. Nach einer Stunde konnte dann eine Trennung stattfinden die nur für 45 Minuten angesetzt wurde. Diese Zeit lief wohl ganz ok obwohl er schon immer wieder kurz weinte.
Was mir nun große Sorgen macht, ist dass er seit diesem Vorfall daheim ständig davon spricht mich zu vermissen und dass er nicht will dass ich irgendwo hin gehe. Er hängt total an mir. Auch das Abgeben bei der Oma (was er schon sehr lange kennt und was schon lange ganz problemlos funktioniert hatte) war heute eher schwierig. Als dann der Papa bei der Oma zum abholen erschien und nicht ich brach er wieder in Tränen aus.

Ist mein Sohn durch die Erfahrung im Kindergarten traumatisiert? Er verhält sich abgesehen von dem ständigen Reden über das vermissen und das neuerliche problematische Abgeben bei der Oma normal.

Kann mit einer Situation wirklich alles zerstört werden was man sich schon erarbeitet hatte?

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Ganz ehrlich: in dem Zusammenhang von Trauma zu sprechen…ohne Worte.

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Und deine Antwort ist auch wahnsinnig nützlich. Hättest du dir gerne sparen und dir einfach denken dürfen. Ohne Worte.

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Sie ist insofern nützlich, dass man sich einmal reflektiert. Man muss nicht alles hinnehmen.

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Ich glaube nicht, dass das ganze mit einer konkreten Situation zu tun hat. Diesen Einbruch haben viele Kinder.

Bei uns war es ganz ähnlich. Er kam mit 3 in den Kindergarten, die erste Woche war überhaupt kein Problem, er konnte es kaum erwarten, ging super gerne hin, Trennung war schnell und problemlos möglich. Alles war neu, aufregend und spannend, da hatte er keine Zeit mich zu vermissen.

Von einem Tag auf den anderen begann das große Elend und ich habe 3 Monate jeden Tag ein bitterlich weinendes Kind in den Kindergarten gebracht. Ich war kurz davor ihn rauszunehmen. Nach diesem Tief ging es aber steil bergauf...jetzt im zweiten Kindergartenjahr krieg ich nicht mal mehr einen Anschiedskuss😅

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Wurdest du von den ErzieherInnen darauf nicht vorbereitet? Mir wurde immer vorher erklärt, dass gerade bei den Kindern, die sich am Anfang besonders leicht tun, nach ein paar Wochen oft der Knick kommt. Das liegt dann wohl daran, dass sie realisieren, dass das hier kein spannendes Feriencamp ist, sondern auf Dauer ausgelegt ist. Deshalb waren auch alle immer vorsichtig beim Erhöhen der Betreuungszeit, auch wenn es gut lief. Also natürlich kommt das nicht bei allen Kindern, aber wohl durchaus bei vielen. Und geht wohl auch wieder vorbei.

Ich glaube nicht, dass es sich um ein Trauma handelt, ich glaube dein Kind vermisst dich einfach. Kannst du eine Zeit lang mehr für ihn da sein? Das mit der Oma vielleicht pausieren bzw. mit dabei bleiben? Die Eingewöhnung ist trotz allem ja immer eine anstrengende Zeit für die Kinder, weshalb es ja verständlich ist, dass er dich jetzt besonders braucht. Wenn die Kita für ihn Alltag wird, wird das vermutlich wieder einfacher.

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Wir haben im November angefangen... Nach viel Notbetreuung und selbst krank sein, sind wir gerade in der 3 Tiefphase. Ich glaube es ist ein normaler Prozess.

Es ist nicht leicht als Mama und auch für das Kind. Aber einfach kontinuierlich weiter machen und für das Kind dabei ganz viel da sein.

Zum wickeln, wurde dein Kind auch mal in deinem Beisein gewickelt? Vllt machen sie sich etwas was dein Kind richtig doof findet.
Bei uns war es so, dass die Erzieherin uns beim wickeln mal zugeschaut hat.

Mittlerweile haben sie raus gefunden, dass es in der Kita im stehen besser klappt. Findet sie daheim total doof.
Aber mögen tut es mein Kind insgesamt nicht...

Von trauma würde ich nicht sprechen. Einfach ein Prozess der Veränderungen.

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Ist absolut normal.
Nach drei Wochen realisieren die Kinder, dass es eben nicht eine kurze just for fun Sache ist, sondern dass das nun Alltag wird und jeden Tag stattfindet. Mit allem, was dazu gehört, auch wickeln. Manche Kinder tun sich auch schwer, weil es im kiga nunmal andere Regeln gibt, als zuhause. Die Abläufe sind anders und da muss jedes Kind irgendwann mitlaufen, anders funktioniert das System kiga nunmal nicht.

Auch wenn das Kind weint, muss man beständig dabei bleiben. Selbst kein Drama draus machen. Das Kind immer ermutigen! Ihm versichern, dass im kiga oder bei Oma alles gut ist und ihr als Eltern davon überzeugt seid, dass da alles richtig läuft, die Regeln korrekt sind und das Kind da absolut sicher ist!
Wenn ihr nur leicht zögert, euch die Gesichtszüge entgleisen, wird das euer Kind total verunsichern.
Ebenso sind lange Abschiede gift. Auch das vermittelt "oh gott, meine Eltern sind sich nicht sicher, die können mich gar nicht loslassen, es muss schlimm hier sein!!!" - denn wenn ihr es kurz haltet, ist klar "okay, sie haben sich normal verabschiedet und haben gesagt, es ist alles in Ordnung, sie lassen mich bei XYZ, also vertrauen sie ihnen".
Das sind unbewusste Gedankengänge bei Kindern. Aber sie sind da.
Abschied kurz halten, das Kind stärken, Krönchen richten und weiter geht's.

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Liebe Annu,

Zuerst einmal hast du mein Mitgefühl. Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen um dein Kind machst, vor allem wenn der Start eigentlich erstmal problemlos verlief.

Ich will dir das Wort Trauma auch nicht ausreden, denn es kommt ganz darauf an wie man das Wort definiert. Wenn man es als Schock bzw als Reaktion auf eine Situation betrachtet, die das Kind in dem Moment physisch oder psychisch überfordert und es daraufhin mit einer Reaktion wie Flucht/Kampf reagiert, dann vielleicht schon.

Fakt ist, dein Kind hat aus seiner kindlichen Perspektive entschieden, dass es dort nicht sicher genug ist und die Bindung zu einer Bezugsperson noch nicht ausreichend stark genug ist, um sein Bedürfnis nach sicherer Bindung ausreichend zu decken. Die neue Kitasituation macht ihn unsicher und er sucht Daheim nach dieser Bindung, in der er sich wieder sicher fühlen möchte. Kinder in dem Alter können die Hintergründe für große Veränderungen noch nicht ausreichend emotional reflektieren.

War dein Kind schon mal in Fremdbetreuung?

LG Cathleen