Küsschen im KiGa

Heute habe ich meine knapp 4jährige Tochter aus dem Kindergarten abgeholt. Wir waren bis letzte Woche im Urlaub und danach krank, weshalb sie ihre beste Freundin heute zum ersten Mal nach drei Wochen wiedergesehen hat. Die beiden haben sich sehr vermisst und deshalb wollte die Freundin meiner Tochter zum Abschied einen dicken Schmatz geben. Einer der Erzieher hat es dann aber "unterbunden" und meinte, dies sei im KiGa "schwierig" und nicht erlaubt. Ich war ehrlich gesagt fassungslos.. oder gibt es irgendeine nachvollziehbare Erklärung für so ein Verbot? Ich hadere insgesamt mit der Einrichtung aber diese Situation war nun doch nochmal sehr speziell...

Küsschen zwischen Kindern im Kindergarten ok?

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Warum bist du da fassungslos? Wenn der 6-jährige, den deine Tochter doof findet, ihr einen Kuss geben will, soll er das dann auch einfach tun?
In diesem Alter ist das Konzept der Zustimmung einfach schwierig. Wer mag ein Küsschen, wer mag keins. Wer mag nur manchmal. Wessen Eltern sind fassungslos, dass es NICHT unterbunden wird… nee, das funktioniert einfach nicht. Dabei kann so viel schiefgehen, jeder empfindet andere Grenzen für das eigene Kind angemessen und Kinder können die in dem Alter oft noch nicht angemessen kommunizieren. Daher lautet die Regel bei uns: Küsschen nur für Mama, Papa und den Rest der Familie und nur freiwillig.

Wie ihr das privat handhabt, ist euch ja überlassen. Ich zum Beispiel möchte für meine Kinder auch keine Küsschen unter Freunden und würde das auch so meinen Kindern erklären. Wenn das im Kiga anders gehandhabt werden würde, brächte das mehr Schwierigkeiten als umgekehrt, also wenn es dort verboten ist und privat erlaubt.

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Es war eben nicht der 6jährige doofe Junge sondern die beste, gleichaltrige Freundin. Die beiden Mädels haben sich zum Abschied umarmt und waren einfach happy, sich wiederzusehen. Ich finde, da sollte man schon situationsbedingt abwägen, ob das in Ordnung ist oder nicht.
Aber das ist vielleicht in einem relativ starren Regelwerk und bei den stark beanspruchten Erziehern nicht möglich. Ich kann das ein Stück weit verstehen aber kn diesem einen Moment empfand ich es einfach als total überzogen.

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In dieser Situation war es für dich klar. Das verstehe ich. Allerdings kann man sowas eben nicht situativ beurteilen, weil man bei 25 Kindern und Familien pro Gruppe nie nur das beurteilen kann, was man sieht. Wie gesagt, dazu gehört bei jedem Kind auch die Meinung der Eltern. Das müsste man schon berücksichtigen. Dann eben welches Kind überhaupt Küsschen mag.
Dazu kommen dann Kinder, die nicht unterscheiden, dass deine Tochter zwar von ihrer Freundin ein Bussi mag, aber von ihnen nicht (Beispiel: der nervige 6-Jährige). Oder warum mag deine Tochter heute ein Küsschen von ihrer Freundin, aber morgen nicht.
Gerade in diesem Alter fällt es Kindern manchmal auch schwer, sich selbst zu behaupten. Es ist also nie ersichtlich, welche Küsschen freiwillig sind und bei welchen sich eben doch jemand nicht traut Nein zu sagen.
Daher ist das eine sinnvolle Regel. Wie gesagt, zuhause kann das ja jeder anders handhaben. Aber das ist nix, bei dem man fassungslos sein muss.

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Macht unser oft zum abschied - ok sofern es beide wollen

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Dass es beide wollen ist natürlich Voraussetzung! Und natürlich nur "Schmatzer" mit geschlossenem Mund.

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Ich kann ihn verstehen. Schließlich kann er gar nicht einschätzen, ob die Eltern der Freundin das auch voll ok finden. Oder insgesamt die Eltern in der Gruppe. Dann spricht sich das wie Lauffeuer rum, dass sich die Kinder alle auf den Mund knutschen und schwupp ist richtig Stress, Stichwort Hygiene und körperliche Grenzen. (Von 2 besten Freundinnen wird schnell auf alle erweitert)
Also für dich in dem Moment schwierig, aber wenn man die andere Seite betrachtet nachvollziehbar

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Ich finde, das wird alles ein bisschen doll hochgeschaukelt. Die Kinder bekommen doch auch beigebracht "Mein Körper gehört mir" etc. Aber quasi mit Hechtsprung dazwischenzugehen, muss das wirklich sein? Kann man mit den Kindern nicht sprechen? Erklären, dass es dafür beidseitiges Einverständnis braucht und dass man immer "Nein" sagen darf? Und sie in ihren Selbstbewusstsein bestärken, auch für sich einzustehen? Indem man erstmal alles rigoros verbietet, was den Erziehern ggf evtl Schwierigkeiten bereiten könnte ist natürlich eine gute Lösung... für die Erzieher. Die Kinder haben aber davon nichts. Purer Adultismus. Das zieht sich aber leider durch sämtliche Bereiche.. Wenn ich nicht insgesamt diesen Eindruck von unserem KiGa hätte (starre Regeln, Kinder müssen sich in erster Linie den Bedürfnissen der Erwachsenen anpassen und die Abläufe möglichst wenig stören ) hätte ich vermutlich auch eine andere Haltung zu dieser einen Situation. So viel vielleicht noch zur Erklärung.

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Nunja du hast lediglich geschrieben, dass es unterbunden wurde. Von einem hechtsprung war nicht die Rede 😄 das ist tatsächlich bisschen übertrieben. Wünschenswert wäre natürlich gewesen den Kindern direkt alternativen zu zeigen (Bussi auf Handrücken, umarmen, etc). Aber vll kannst du das ja dann deiner Tochter zeigen.
Du hattest nach einer Erklärung gefragt warum es ein Verbot geben könnte und das war meine :) und ja das wird hochgeschaukelt, aber ganz ehrlich so läufts halt leider manchmal, da wird aus einem Kind das auf der Bank neben dem Erzieher sitzt und weint, ein Kind das allein in der Garderobe sitzt und weint während alle anderen am Essen sind (selbst schon so erlebt).
Vll kannst du ja auch den Erzieher fragen warum es verboten ist, das bringt dir vll mehr als wenn wir hier raten

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Hallo,
mich wundert das und ich habe es so auch noch nie gehört. Es gibt doch sogar ganz offizielle Broschüren für Kindergärten, dass sogar „Doktorspiele“ im Kindergartenalter normal sind und unter der Voraussetzung dass es alle Beteiligten möchten, halbwegs gleichaltrig sind etc., nicht unterbunden werden sollten unter gewissen Voraussetzungen.
Aber wenn der Kindergarten das nicht möchte (gab es Vorfälle in der Vergangenheit oder könnte die Krankheitswelle eine Ursache sein?) dann ist das nun mal so. Das würde ich meinem Kind dann so erklären, dass das im Kindergarten nicht geht, Zuhause aber schon.
Ich persönlich sehe das, wenn beide Mädels sich mögen und wohl dabei fühlen, unproblematisch.

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Es könnte natürlich sein, dass es v.a. aus hygienischen Gründen nicht erwünscht ist. Das könnte ich tatsächlich am ehesten nachvollziehen, bei der anhaltenden Krankheitswelle. Auch wenn es wahrscheinlich eh schon egal ist, weil die Kinder ja über Stunden hauptsächlich im geschlossenen Raum beieinander sind..
Ich werde dann wohl doch mal das Gespräch suchen. Heute war ich einfach zu verdattert, um direkt zu fragen.

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Das würde ich auch machen, höflich ansprechen und fragen. Vielleicht ist es ein ganz banaler Grund!
Aber du siehst ja an manchen Reaktionen hier, dass das etwas ist, was die Menschen sehr unterschiedlich sehen. Oder erinnerst du dich noch an das Foto von V. Beckham, als sie ihrem Sohn ein Küsschen gab? 🥸

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Ich kann mich hier kleinbuchstabe1 auch nur anschließen.
Zudem denke ich, dass du hier doch einige mögliche Antworten erhalten hast. Manchmal ist es halt so wie es ist, auch wenn die Betroffene Person (in dem Fall du liebe TE) evtl. die Begründung nicht nachvollziehen kannst. Aber auch dann sollte die Begründung akzeptiert werden. Je nachdem, was dir morgen in der Kita erklärt wird. Es ist leider nicht immer möglich, Regeln auf Elternwunsch zu ändern. Beim nächsten mal, steht wieder eine andere Mama da und erwartet wieder das Gegenteil. Dann kann man Ping Pong 🏓 spielen. Bei uns in der Kita ist es auch so. Wichtig dabei, dass die Mitarbeiter die Regeln, die sie und evtl. der Träger und evtl. andere Stellen aufgestellt haben, vertreten können.
Es wird in einer Gemeinschaft immer Menschen geben, die mit einzelnen Regeln nicht einverstanden sind.
Mit adultismus hat das auch wenig zu tun, in kleinen und großen Gemeinschaften muss es nunmal Regeln für das Zusammenleben geben, sonst würden wir im Chaos versinken…

Liebe Grüße
suse65

Bearbeitet von suse65
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"Im Chaos versinken" wird deshalb gar nix. Versprochen.
Und ich will auch gar keine Regeln ändern, das steht mir nicht zu. Ich merke nur immer mehr, wie das erzieherische Konzept dort meinem persönlichen Wertesystem widerspricht. Die heutige Situation steht ja nicht für sich alleine. Deshalb überlege ich auch, eine andere Einrichtung für mein Kind zu suchen.
Ich will hier niemandem meine Meinung überstülpen! Mir war offenbar nicht klar, wie schlimm für viele hier so ein Küsschen, ganz abgesehen von der Regelung im KiGa, finden. Ich persönlich empfinde das anders, also gar nicht schlimm, und hatte wohl nicht auf dem Schirm, dass es für viele echt so problematisch ist (und eklig und anstößig?). Da hätte ich als Erzieher wahrscheinlich auch Angst, dass ich Ärger bekomme, wenn ich nicht immer die Kontrolle über alles behalte.

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Du kennst nur die konkrete Situation.

Du weißt nicht, was im Kiga schon vorgefallen ist...

Von daher finde ich es richtig, dass es eben keine Ausnahme gibt.

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Ich dachte hier es geht um einen Kuss auf die Backe. Da hätte ich jetzt kein besonderes Problem damit. Aber ein Kuss auf den Mund, das wäre für mich auch total komisch und ich würde es aber in erster Linie aus hygienischer Sicht nicht wollen. Ich weiß ja, dass es Familien gibt, in denen sowas normal ist. Ich bin anders aufgewachsen und mich persönlich würde es ekeln, Freunde oder Verwandte auf den Mund zu küssen und ich würde das deshalb auch für meine Kinder nicht so gerne wollen. Klar, wenn sie unbedingt drauf bestehen, könnte ich schon damit leben. Aber ich würde vorher sichergehen wollen, dass wirklich alle Parteien einverstanden sind. Eben weil ich selbst niemals einverstanden wäre, wenn eine Freundin mich küssen wollen würde.

Und wie viele schon geschrieben haben ist es im Kindergarten nicht immer möglich sicherzustellen, dass beide Parteien einverstanden sind. Bei meinen Kindern kommt es häufig vor, dass sie sich im beidseitigen Einverständnis hauen. Also ein einvernehmliches hauen ist bei ihnen viel wahrscheinlicher als ein einvernehmliches küssen. Trotzdem gibt's im Kindergarten eine generelle Regel nicht zu hauen, weil alles andere zu kompliziert wäre.

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Ob es ein Mund oder Backenkuss geworden wäre kann ich nicht beurteilen. Es wurde ja noch rechtzeitig interveniert.. .

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Küsse auf den Mund bei Kindern gehen für mich aus hygienischen Gründen gar nicht (Karies, Herpes etc).
Mein Kind küsst niemand auf den Mund und ich würde tatsächlich auch wollen, dass das im Kiga unterbunden wird.

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Karies ist aber schon etwas weit hergeholt. Das Kind ist ja schon 4 Jahre alt und vermutlich schon mehrfach mit Karieserregern in Kontakt gekommen. Das Immunsystem sollte einen kurzen Schmatzer 1x im Jahr bereits verkraften können. Allein wenn ich mir die U3 Betreuung bildlich vorstelle frage ich mich auch, wieso ein Bussi hier so auseinander genommen wird. In der U3 Betreuung wird jedes Spielzeug von jedem Kind mehrfach angesabbert. Die Kinder fassen sich in den Mund, das andere Kind danach dann an. Wir reden hier ja nicht von einem Neugeborenen.

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Es ist halt irgendwie doch so ein bisschen ne moralische Komponente mit dabei.

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Ich finde, die Mädchen sollten da lernen, auf ihre Gefühle, bzw. auf ihre Bedürfnisse zu achten. Wenn man es pauschal verbietet, haben sie keine Chance dazu. Schlimmer noch, evtl. wird ihnen ein gestörter Umgang mit Intimität vermittelt.
Was ich mir als Erklärung vorstellen könnte, wäre, dass die Erzieherin im Vorfeld gesehen hat, dass die Freundin deine Tochter schon geküsst hat und deine Tochter es nicht wollte.

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Ja, genau. Die Kinder werden irgendwie gar nicht so richtig als Individuen wahrgenommen.
Die Ansage war auch ganz klar, dass Küsschen im KiGa nicht erwünscht sind. Sonst hätte der Erzieher ja gesagt, dass für heute mal genug ist oder es für meine Tochter zu viel ist etc. Aber nein, es sind wohl einfach die Vorschriften.