Kind (bald 5) trauert - ich weiß nicht wie ich helfen soll

Hallo zusammen,

mein Sohn wird im Sommer 5.
Kurz vor seinem 2. Geburtstag, also bald vor 3 Jahren ist meine Mutter (sehr plötzlich und recht jung) gestorben. Wir konnten uns daher alle nicht verabschieden und es hat mich ganz schlimm getroffen, wir hatten ein sehr enges Verhältnis. Für mich geht es langsam bergauf, ich glaube so langsam habe ich es soweit verarbeitet (bin deswegen auch in Therapie).
Mein Sohn ist und war ihr einziger Enkel und sie hat ihn geliebt ❤️.

Nun sagt er immer wieder das er von seiner Oma träumt, das sie ihn umarmt und das finde ich sehr schön ( hätte auch gern solche Träume).

Leider ist er aber auch oft traurig. Er sagt oft "ich vermisse Oma" und weint dann los, ansonsten ist er so gut wie immer fröhlich, ausgeglichen und voller Power. Vor allem in letzter Zeit wird es immer mehr. Heute war er nach dem Kindergarten sehr fröhlich. Aber auf der Heimfahrt hat er wieder ganz viel geweint, aus dem Nichts und auch heute Nachmittag immer immer wieder. Weil er seine Oma vermisst.
Wir reden dann darüber, schauen Bilder an, selten Videos (für mich noch zu schwer), ich sage ihm das ich sie auch vermisse und es natürlich verstehe dass er weinen muss.
Aber ich finde es schon irgendwie komisch.... Er kann sich bestimmt kaum an sie erinnern (leider😞).
Habt ihr eine Idee wie ich ihn mehr helfen könnt? Oder findet ihr es normal (nach fast drei Jahren)?
Ich habe schon überlegt ob ihn was anders aus der Kita belastet, das tut es scheinbar nicht, diese Situationen sind auch nicht nur nach der Kita....

Alles liebe

Emma

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Ich denke nicht, das er wirklich trauert. Geht es ihm nicht gut und er weiß nicht genau warum (Bad Day halt), dann sucht er nach Mustern in seinem engsten Umfeld. Und da kommst du ins Spiel....und eben auch deine Trauer.

Er hat vermutlich keine echte Erinnerung an sie, kann ich mir zumindest nicht vorstellen....aber die verstorbene Oma wird durch Fotos, Erzählungen in Kombination mit deiner spürbaren Trauer (Kinde rhaben da sehr feine Antennnen)...eben traurig in Erinnerung gehalten.

So leid es mir tut, ich denke dein Kind spiegelt dich. Du beschreibst ja auch deine sehr starke Trauer, in der du vermutlich auch stecken geblieben bist, wenn du da ther. Hilfe in Anspruch genommen hast. Das war ja der richtige Weg und Trauer kann eben auch zum "Gefängnis" werden, das wissen wir alle.

Deswegen rate ich dir, da auch aktiv Hilfe für dein Kind zu suchen, keine Trauerbewältigung, die braucht er nicht.....aber diese falsche Verknüpfung sollte aufgedröselt werden. Ich kann mir sogar vorstellen, das er sogar denkt, das er wegen der Oma weinen muß, aber ich denke nicht, das das die Realität ist.

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Das vermute ich auch.
Und vermutlich kommt hinzu, dass er mittlerweile ein besseres Verständnis vom Konzept "Tod" entwickelt hat.

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Hallo,
zum plötzlichen Verlust deiner Mutter mein Beileid! 😕
Beim lesen kamen mir die gleichen Gedanken wie dir, also dass er diesen schlimmen Einschnitt immer dann aufführt, wenn etwas anderes passiert ist oder er gar nicht genau weiß, was mit ihm los ist. Unterbewusst wird er den ungewollten „Kontaktabbruch“ und auch deine Trauer ja vielleicht schon irgendwo abgespeichert haben…nur halt nicht greifbar und daher denke ich nicht, dass ihn so häufig so doll die Trauer aus dem Nichts überfällt.
Bei uns war es in dem Alter so, dass auf meine Frage was los ist immer ein Kind aus dem Kindergarten gemein war. Auch dann, wenn das Kind gar nicht da war.
Aus dem Bauch heraus würde ich auch vermuten, dass es da eher um was anderes geht. Vielleicht verarbeitet er auch jetzt deine Trauerphase miterlebt zu haben, nun wo es dir endlich gut geht? Jetzt merkt er du bist wieder stark genug ihn aufzufangen? Ist aber nur eine wilde Spekulation!
Nichts desto trotz, man weiß natürlich nicht 100% was in Kinderköpfen vor sich geht.

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Ich, in deiner Situation, würde mal mit einem Profi über deinen Sohn reden. Um zu sehen, ob das noch Trauer oder schon Depression ist. Eventuell dann mal eine Sitzung mit ihm.

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Ich denke auch, dass das keine richtige Trauer ist, der Verlust ist ja Jahre her und er kann sich kaum an sie erinnern. Allerdings spiegeln vor allem sensible Kinder ihre Eltern sehr stark, manchmal, er hat sicher mitgekriegt die letzten Jahre, wie sehr Du damit kämpfst. Da würde ich ansetzen und eventuell auch mal nen Kinderpsychologen (oder dein Therapeut) befragen.

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Wieso glauben einige, dass der Sohn sich nicht mehr erinnern kann? Ich bin bei unserem Großen immer wieder erstaunt, wie viel in dem kleinen Köpfchen steckt.

Ähnliche Situation: mein Sohn war etwas über 2 Jahre, als mein Vater nach langer Krankheit verstorben ist. Das ist jetzt knapp zwei Jahre her. Und in letzter Zeit spricht mein Sohn ganz oft,wenn wir an dem Krankenhaus, in dem mein Papa lange gelegen hat, wir ihn häufig zusammen besucht haben und er letztendlich auch verstorben ist, von seinem Opa. Dass wir ihn da besucht haben und er fragt, wo Opa jetzt ist.

Als er während der Fahrt das erste Mal nach Opa gefragt hat, war ich echt erschrocken und musste mich erst mal sammeln....Mittlerweile rechne ich schon mit der Frage, wenn wir an dem Krankenhaus vorbei fahren.

Lange Rede, kurzer Sinn: warum soll er sich nicht erinnern können?

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Dein Kind erinnert sich an das Gebäude, weil es eben noch da ist, es ist präsent. Von daher verbindet evtl. das Gebäude mit dem Opa, aber es hat eben keine echte Erinnerung an den Opa.

Oder hat es dahingehend andere Aussagen gemacht? Aber auch da muß man genau hinschauen und -hören, ob man nicht selber die Erinnerung im Kind aufrecht erhält, die es einfach nur wiedergibt.

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Ich würde einen festen Ort bei euch designieren. Eine Art 'Schrein' für die Oma.
Mit einem Bild von ihr und sachen die sie mochte. Und dann erklärst du ihm, dass sie im Geist immer da ist und wenn er ihr etwas erzählen will, er es da machen kann und sie es hören wird. Du solltest sie beim vorbeigehen auch immer begrüßen.

Ich weiß, dass es in asiatischen Ländern z.b. norm ist, so einen schrein zu haben. Und zu besonderen Anlässen wird den Toten auch Essen angeboten vom Festmahl.

Alternativ könntet ihr, wenn er sich so fühlt, immer zum Grab gehen. Das Grab putzen und herrichten und er kann ihr immer erzählen was ihn bedrückt. Du sagst ihm dann auch bewusst, dass sie ihn hört, wenn er ihr alles erzählt.

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Ich finde es insofern normal, als dass das so ein Alter ist, in dem die meisten Kinder den Tod plötzlich verstehen und Angst vor ihm haben. Dein Sohn projeziert diese Ängste in den Tod seiner Oma hinein, weil es eben ein Thema in eurer Familie ist. Ich würde versuchen, bei ihm nachzuhorchen, ob er Angst vor dem Tod hat und dann dort ansetzen. Und es kann wirklich eine Phase von ein paar Monaten sein. Wenn es nicht verschwindet oder schlimmer wird, sucht euch Hilfe.

Mein Kind hatte in dem Alter auch mal große Angst vor dem Tod und wir konnten damn rausfinden, woran es lag: Oma hatte eine Kiste mit uralten Familienfotos, darunter auch Kinderfotos von vor über 100 Jahren. Und weil er verstanden hat, dass diese Kinder heute alle tot sind, dachte er, die sind als Kinder gestorben und hatte schreckliche Angst. Als wir das aufgeklärt hatten wurde es schnell besser...

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Danke für deinen Post. Das war sehr hilfreich. Ich glaube zwischenzeitlich da es die letzte Zeit mehr wurde, dass der Auslöser die Kita und kirchliche Vorbereitungen auf Ostern sein könnte. Jesus ist ja auch gestorben. Und er kam zurück.... Nur Oma nicht, jetzt machen manche Fragen auch mehr Sinn....

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Dein Sohn trauert nicht um seine Oma sondern er spiegelt Deine Trauer oder er hat vielleicht sogar das Gefühl, dass Trauer um die Oma von ihm erwartet wird. Und Du unterstützt das, indem Du mit ihm Fotos schaust und über die Oma sprichst. Dabei ist das nur Deine eigene Trauerverarbeitung. Irgendwie instrumentalisierst Du Deinen Sohn und das finde ich bei allem Respekt Deinen eigenen Gefühlen gegenüber sehr egoistisch. Natürlich meinst Du es nicht böse, aber Dein Sohn hat definitiv keine Erinnerung mehr an die Oma und wenn Du es nicht thematisiert hättest, wäre er nicht so traurig. Hast Du das Thema mal in der Therapie angesprochen?
Dein Sohn ist 5. Er sollte eine fröhliche unbeschwerte Kindheit haben und nicht Dein Trauerpartner sein.

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Ohne dir zu nahe zu treten aber mein Sohn hat sehr wohl eine fröhliche und unbeschwerte Kindheit.
Was richtig ist, ist das ich in der ersten Woche nach dem Tod meiner Mutter arg getrauert habe, ich bezweifle dass er sich daran erinnert. Danach allerdings anders, falsch, aber er und auch mein Mann haben davon NICHTS mitbekommen. Deswegen auch die Therapie.

Ist ja auch nicht so dass ich Fotos anschauen möchte, sondern er fragt danach.
Zwischenzeitlich habe ich allerdings die Idee das das Thema in den letzten paar Wochen so präsent ist weil die Kita sich auf Ostern vorbereitet und es da um Jesu Tod geht. Zumindest eine Möglichkeit die ich versuchen werde zu ergründen.

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Dass Dein Sohn Deine Trauer nicht mitbekommen hat, wage ich zu bezweifeln. Kinder haben feine Antennen. Wenn Du Dir keine Sorgen um das Gefühlsleben Deines Sohnes machen würdest, hättest Du hier nicht geschrieben. Und m.E. gibst Du ihm durch Deine Aufmerksamkeit, die Du dem Thema widmest, das Gefühl, es sei gut um die Oma zu trauern. Und wenn ein Kind iöfters n Tränen ausbricht, weil es um die Oma trauert, die es nicht mehr erinnert, ist das schon bedenklich.
Meine Enkelin ist ungefähr im gleichen Alter und meinte neulich auch, sie vermisse ihre Uroma. Sie war ebenfalls knapp 2 als meine Mutter starb und sie hat definitiv Null Erinnerung an sie. Aber wir reden eben ab und an über sie und daher kommt die Bemerkung. Das hat mit Trauer gar nichts zu tun. Sie spiegelt uns nur.

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Ich habe fast das gleiche erlebt, nur mit 2 kleinen Kids wo ganz plötzlich meine Mama starb 😢

Mir sagte man, Fragen die von selbst kommen kindgerecht beantworten, aber nicht von selbst das Thema darauf lenken.

Nichtsdestotrotz kommen von meinen Kids immer mal wieder ‚wo genau lebt die Oma denn im Himmel‘ ‚kann man da nicht mal wieder zurückkommen‘ ‚was isst Oma da oben eigentlich‘ so Sachen eben, also es werden sich gelegentlich auch nach der Zeit noch Gedanken darüber gemacht.
Ich versuche für die Kids da immer positiv darauf zu antworten und nicht meine eigene Trauer mit einspielen zu lassen.

Alles Gute euch 💕

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Es tut mir total leid das euch das auch passiert ist.

Tatsächlich spreche ich das Thema nie (!) an - von Anfang an. Wenn er deswegen traurig ist sage ich ganz oft nur "ja wir vermissen sie alle, sie vermisst und sicher auch aber ihr geht es im Himmel sicher ganz ganz gut" und dann stellt er eben tausend Fragen die ich auch positiv beantworten versuche... Aber die letzten zwei Wochen fragt er echt oft und ist auch öfter kurz traurig (meist echt nur kurz). Also er wirkt in keinster Weise Depressiv oder hat melancholische Stimmungen oder Tage. Und auch von mir bekommt er es nicht mit weil ich sobald er daheim ist das Thema weder anspreche noch mit jegliche Gefühle dazu anmerken lasse oder anmerken ließ (deswegen dann auch die Therapie weil ich sobald er schlief unten saß und geheult hab als es noch frisch war aber es vor anderen, egal wem, auch vor meinem Mann oder Kind, nicht Mal anmerken lassen konnte) . Ich kann mir daher beim besten Willen nicht vorstellen das er mein Verhalten spiegelt.

Was mir aber gerade einfällt: bald ist Ostern und In der Kita (katholisch) wird sicherlich über Ostern und Jesu Tod usw gesprochen. Vielleicht deswegen das ständige Thema das muss ich morgen Mal rausfinden.

Danke für deinen lieben Beitrag.

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Kinder kriegen mehr mit, als man denkt. Keine Trauergefühle anmerken lassen ist auch nicht so wahnsinnig gesund, wie soll er sonst lernen, mit solchen Gefühlen umzugehen? Gut, die Sache liegt in der fernen Vergangenheit, kannst deine Reaktionen damals nicht mehr ändern.

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Ich finde die Erklärung mit Ostern sehr schlüssig, geh dem mal auf den Grund.

Meine hatte vor paar Wochen so 2-3 Tage, da hatte ich ihr - wie man so vom hundertsten ins tausendste kommt - erzählt, dass ich als ich so alt war wie sie, fast 5, einen Hund hatte, den ich sehr geliebt habe und auf Nachfrage ob sie ihn kennenlernen kann sagte ich, der wäre schon lange vor ihrer Geburt gestorben. Ich sagte das neutral, denn jetzt, fast 20 Jahre später, kann ich das.

Sie hat getrauert, so richtig, viele viele Gespräche folgten, Tränen, Traurigkeit - für ein Lebewesen das nur ich geliebt hatte, das sie nur aus (sehr lustigen, liebevollen) Erzählungen kennt.

Manche Kinder sind so, die laden sich den Schmerz der Welt auf sich, auch wenn es sie gar nicht betrifft und oftmals auch gänzlich ohne das Zutun eines Erwachsenen. Ich war so, meine Tochter ist so.

Vielleicht kann er sich nicht mehr aktiv an deine Mutter erinnern, aber bestimmt an ein gutes Gefühl, an Liebe, was auch immer... die moderne Psychologie spricht davon, dass sogar Stress/Existenzängste etc in der Schwangerschaft sich übertragen können und die Babies oder kleinen Kinder dann salopp gesagt "auffällig" werden - da gehts schlicht und ergreifend um einprogrammierte chemische Prozesse. Warum man das einem bereits geboreren Kind mit einem einschneidenden Erlebnis abspricht wie so viele es in den Antworten hier tun, will mir nicht einleuchten.

Meines Erachtens nach gibt es eine Sache die du tun kannst, von der ich mir gewünscht hätte, mein Umfeld als Kind hätte sie beherzigt, nämlich seine Trauer und offensichtliche Sensibilität zu akzeptieren und ihm nicht zu "verbieten", nur weil er logisch betrachtet keine greifbare Erinnerung haben kann.

Meine ersten klaren Erinnerungen sind von einem Unwetter im Urlaub, ich erinnere mich an den Sprint zum Auto, die Überschwemmung, die Angst vor dem Donner, den ich immer noch hören kann, ebenso die Stimme meiner Mutter, die meiner älteren Schwester erklärt, dass ein Auto ein Faradayscher Käfig ist. Es würde lange dauern, bis ich erfahren, würde, was das ist, aber da hab ich den Begriff das erste Mal gehört. Die Photos aus dem betreffenden Urlaub sind auf Juli 1993 datiert, ich war 2,5 Jahre alt.