Ist mein Kind "sozial inkompetent"?

Hallo,

mein Mann ist der Ansicht, unsere Tochter (4) sei "sozial inkompetent" und ich müsste daher etwas an meiner Erziehung ändern. Ich denke, sie ist schüchtern. Allerdings wird sie im Vergleich zu früher immer mutiger... ich würde gerne eure Meinung dazu hören und gerne auch Tipps, wie wir ihr helfen können, ggf. "sozial kompetenter" zu werden.

Sie redet mit mir, meinem Mann, den Großeltern und ihren Freunden, mit denen sie etwas mehr zu tun hat, viel, in langen Sätzen, ist fast immer fröhlich, singt und lacht sehr viel. Hat ständig lustige Ideen. Im Kindergarten hat sie einen besten Freund und noch ein paar andere Freunde, mit denen sie auch redet und spielt. Die Kindergärtnerinnen sagen, meine Tochter habe sich in den letzten Monaten stark entwickelt, man höre sie im Kiga mittlerweile ständig reden. Sie redet auch mit den Erzieherinnen, wenn sie etwas braucht, aber sie erzählt ihnen jetzt von sich aus nicht sooo viel. Allgemein antwortet sie Erwachsenen eher kurz, aber sie antwortet. Sie ist bei nicht so bekannten Leuten oft unsicher und sagt mir, dass sie oft nicht weiß, was sie sagen soll, und halt deswegen oft nichts sagt

Sie bestellt im Restaurant selbst, sagt auch "Nein", wenn sie etwas nicht will und kann schon sehr viel selbstständig erledigen. Sie teilt ohne Probleme, erwartet aber auch, dass andere mit ihr teilen und sagt deutlich, was sie (nicht) will. Dabei ist sie immer nett zu anderen. Im Sport traut sie sich alles zu.

Manchmal braucht sie in ungewohnten Situationen noch etwas Zeit und ist etwas überfordert, wenn viele eher unbekannte Leute da sind und mit ihr reden wollen. Das finde ich jetzt aber nicht schlimm.
Und es gibt Leute, beispielsweise ihren Onkel, mit dem sie aber nichts zu tun hat. Ihm gegenüber ist sie immer noch sehr schüchtern, aber da denke ich mir halt auch, dass sie sich so selten sehen und so wenig miteinander zu tun haben, dass das doch kein Wunder ist. Und sie hat selbst von sich aus kein großes daran, dies zu ändern - und mir ist es eigentlich auch egal. Mein Mann meinte nur, dass es doch nicht normal ist, wenn unsere Tochter kaum mit ihrem Onkel spricht.

So. Wenn jemand diese lange Nachricht gelesen hat, dann danke ich schon mal vielmals! Meine Frage lautet, denkt ihr auch, dass unsere Tochter sozial inkompetent ist? Vielen Dank schon einmal und viele Grüße!

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Huhu,

also ich lese da in keiner einzigen Zeile etwas von sozialer Inkompetenz. Ihr habt ein ganz normales Kind. Manche reden mehr, andere weniger. Manche sind Fremden schneller zugewandt und andere brauchen ihre Zeit. Alles in bester Ordnung, wir sind alles Individuen,

Liebe Grüße von einer Sozialpädagogin ☺️

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Es ist, als würdest du meinen Sohn beschreiben. Er ist zwar erst 3, aber verhält sich eigentlich 1:1 wie deine Tochter. Er ist eher Schüchtern und zurückhaltend, kann aber auch unheimlich wild, albern, laut und gesprächig sein. Das ist er allerdings nur in seinem gewohnten Umfeld und mit Erwachsenen oder Kindern, die er gut kennt und regelmäßig sieht. Mein Sohn redet auch nicht mit Tante Erna, bloß weil sie Familie ist. Mein Kind unterscheidet nicht zwischen Familienmitglieder und „Fremden“, er redet mit denjenigen, zu denen er Bezug hat.

Weder seine Erzieherinnen noch Kinderärztin oder andere Menschen vom Fach halten ihn deshalb für sozial Inkompetent oder unnormal. Es sind tatsächlich immer nur diejenigen, die selbst oft (zu) laut, energisch und/oder selbstbewusst auftreten, die das Verhalten meines Sohnes kommentieren. Das interessiert mich aber wirklich 0,0.
Unsere Kinder sind gut so, wie sie sind ☺️

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Klingt nach einer völlig normalen guten Entwicklung.

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Eure Tochter klingt nach unserer, wie süß 😊 Ich finde sie überhaupt nicht sozial inkompetent, im Gegenteil! Erstmal die Lage checken und sich nicht sofort mit jedem einlassen ist smart. Und wenn sie nicht mit ihrem Onkel sprechen möchte, würde ich das respektieren, gerade weil ihr euch selten seht. Warum sollte sie da sofort offen sein? Ansonsten klingt sie für mich nach einem ganz normalen und aufgewecktem Mädchen.

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Ich finde, deine Tochter ist das Gegenteil von "sozial inkompetent". Sie setzt eine Grenze und hält sich zurück bei Menschen, die sie nicht gut kennt. Das ist gesund und völlig ok so. Ein gewisses Maß an Zurückhaltung finde ich immer gut. Nicht, weil die Welt so schrecklich böse ist, sondern weil es ganz gut ist, wenn ein Kind nicht allen um den Hals fällt und sich "anbiedert". Fördert das! Wenn der Onkel gerne ihr Vertrauen gewinnen will, soll er sich regelmäßig kindgerecht um sie kümmern. Will er das gar nicht, hat dein Kind ja ein gutes Bauchgefühl.

Es geht hier nicht darum, ob der Papa will, dass das Kind mit x, y und z locker plaudert, weil ER diese Person ja gut kennt/verwandt ist, sondern es geht darum, dass ein Kind ein gewisses Maß an Vertrauen braucht, um sich zu öffnen. Und da ist der erwachsene Gegenüber in der Position, sich dieses Vertrauen zu erarbeiten.

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Ich finde deinen Mann sozial inkompetent ;-)
Du musst etwas an deinem Erziehungsstil ändern?

Dein Kind klingt nach einem sehr netten, fröhlichen und tollen Kind!

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Danke, genau das ging mit auch durch den Kopf!

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Zunächst einmal: Alles was du schreibst, deutet auf ein völlig normales, aufgeschlossenes Kind hin. Mach dir keinen Kopf!
Und dann: Niemand muss jeden mögen! Auch Kinder nicht. Auch nicht, wenn der Mensch, den sie nicht mögen, mit euch verwandt ist. Meine Kinder hatten als sie klein waren beinahe Angst vor einem lauten (da schwerhörigen) und etwas ungestümen Onkel, der selbst keine Kinder hatte und daher auch etwas ungeschickt im Umgang mit ihnen war. Er hat sie ständig veräppelt, so getan als würde er ihnen Spielsachen oder Süßigkeiten wegnehmen und meinte, die Kleinen müssten doch Spaß verstehen. Das tun sie aber in dem Alter nicht, Kinder nehmen erst einnmal alles ernst und wortwörtlich. Dann wollte er auch noch immer wieder Küsschen haben! Uns graute allen vor diesen Besuchen, nicht nur den Kindern. Wir haben versucht mit ihm zu reden, aber er wollte nicht einsehen, dass es an ihm liegt, dass die Kinder so zurückhaltend waren und ihm aus dem Weg gingen.
Naja, aber dies nur als Beispiel, warum nicht jedes Kind jeden Verwandten/Nachbarn/Bekannten der Eltern mag und auch nicht mögen muss. Auch dann nicht, wenn sich der Onkel bei euch nicht so ungeschickt verhält. Erwachsenen ist ja auch nicht jeder Mitmensch sympathisch. Wir lassen uns sowas nicht unbedingt anmerken, aber von einem kleinen Kind kann man nicht erwarten, dass es sich verstellt.

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Mein Kind ist 7 und schüchtern. Hat zwar viele Freunde, redet auch mit Großeltern und Leuten die sie gut kennt. Aber selber essen bestellen? Geht gar nicht. Fremde sprechen sie an? Sie schweigt und versteckt sich hinter mir. Und selbst mein Kind ist sozial. Schüchtern aber dennoch sozial. Dein Kind ist 4. Was soll sie denn bitte noch besser machen? 😅 Oder was bemängelt dein Mann denn jetzt? Verstehe ich nicht

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Das klingt in meinen Augen nach einem ganz normalen, etwas zurückhaltenden Kind. Mein Sohn wird bald 5 und war als er 4 wurde auch sehr, sehr schüchtern, was sich nun komplett gelegt hat. Bewegt sich deine Tochter gerne? Ich bin mit meinem Sohn zum Turnen und zur Leichtathletik gegangen und das half ihm sehr, er wurde viel selbstbewusster und bekam auch neuen Input durch andere Kinder. Für uns war Sport sozusagen der Schlüssel. Mittlerweile schwimmt er schon und spielt lieber Fußball (Turnen mag er nicht mehr). Ich versuche ihn dahingehend zu fördern und zu bestärken. Durch das Fußballspielen hat er beispielsweise leichter Kontakt zu den Nachbarskindern bekommen, indem wir zusammen fragten, ob er mitspielen darf. Vielleicht ist das ja einen Anregung für euch. Ich finde Sport ideal, gerade was die Förderung verschiedener sozialer Kompetenzen und das Selbstbewusstsein angeht, sicherlich gibt es aber auch andere Hobbys (Musikverein, Bastelwerkstatt, Kinderfeuerwehr etc), sollten ihr Sportarten nicht liegen.
LG