Kleinkind (3) haut ständig andere Kinder im Kindergarten

Hallo,
wir haben folgendes Problem: tagtäglich bekomme ich von der Bezugserzieherin im Kindergarten die Rückmeldung, dass mein Sohn jeden Tag andere Kinder haut, schubst oder beißt.
Zur Vorgeschichte: mit 18 Monaten kam er zu einem Tagesvater, bei dem wir ihn ca. 6 Monate später wieder rausgenommen haben, weil wir uns mit dem Konzept des Tagesvaters nicht anfreunden konnten - er verglich häufig die Erziehung von Kindern mit Hunden. Eine andere Mutter und ich entschlossen uns dann, unsere Kinder dort rauszunehmen und zu einer anderen Tagespflegestelle zu bringen. Dort war alles sehr liebevoll gestaltet und unser Sohn nahm den Wechsel sehr gut an. Mit zwei Jahren viel uns dann allerdings auf, dass er im Vergleich zu anderen gleichsten Kindern sehr schlecht spricht - nach einer Ärzteodysee kam heraus, dass er schlecht hört und Paukenröhrchen braucht. Die OP hat mittlerweile lange Wartezeiten und fand er vor ca. 8 Wochen (Mitte August statt). IM September endete die Betreuung bei der Tagesmutter und seit zwei Wochen geht er in einen Montessori-KIndergarten. Wir sind sehr froh, diesen Platz bekommen zu haben, allerdings zeigt unser Sohn dort kein gutes Verhalten. Bereits bei der Tagesmutter, so ca. vor einem halben Jahr, fing er schlimm an zu hauen - teilweise grundlos, teilweise um sich durchzustetzen. Wir bemühen uns seitdem mit Erklärungen ab und auch Tagesmutter und die jetzige Erzieherin geben sich viel Mühe - er fruchtet NICHTS!
Man muss sagen, dass er natürlich noch der Sprache hinterherhinkt - allerdings holt er gut auf und es reicht im Gegensatz vor einem halben Jahr durchaus aus, um seine Bedürfnisse mitzuteilen. Er weiß auch was Angst, Wut und Trauer ist - allerdings interessiert ihn es nicht die Bohne, was sein Schlagen, Schubsen, Beißen kurzfristig (Aua) und langfristig (andere Kinder meiden ihn) bewirkt.
Wir sind echt ratlos - es ist einfach schrecklich, jeden Tage immer wieder zu hören, dass er dieses Verhalten an den Tag legt. Zuhause ist er lieb, spielt, beschäftigt sich allein und auch die Wutanfälle, die vor einem Jahr noch an der Tagesordnung waren, werden seltener - aber sein Verhalten in sozialen Situationen, wie in der Kita, macht mir Sorgen.
Wer hat Erfahrungen? Wo finde ich Hilfe?
Viele Grüße

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Hallo,

für Deinen Sohn ist es eine neue Umgebung, neue Kinder, neue Erzieher, er scheint komplett überfordert mit der Situation. Zusätzlich hat er dann noch viel Nachholbedarf. Habt ihr mal an Frühförderung gedacht oder eventuell die Möglichkeit einer Integrationskraft zumindest für eine gewissen Zeit im Kindergarten, damit er dort gut und geschützt ankommen kann? Diskussionen und Erklärungen fruchten bei einem Dreijährigen ja nicht, er macht das ja nicht aus Bosheit, sondern aus Not oder Hilflosigkeit.

Liebe Grüße
Delenn

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Vielen Dank für deine Nachricht!

Kannst du mir vielleicht sagen, wie ich an die Sache mit einer Frühförderung oder einer Integrationskraft rangehe? Mein Kinderarzt ist irgendwie keine große Hilfe!
LG

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Hallo,

unsere Tochter hat gebissen, ähnlich wie dein Sohn wohl schlägt. Jeden Tag kamen Kinder und Erzieher auf uns zu, da ich nicht im Kindergarten dabei war, konnte ich auch nicht eingreifen. Daraufhin habe ich bei der Erzieherin angefragt, ob die Möglichkeit einer I-Hilfe besteht. Sie hat daraufhin die Lebenshilfe eingeschaltet. Bevor hier etwas geschah (drei Monate...), haben wir aber den Kindergarten gewechselt.

Parallel dazu habe ich bei einer Frühförderstelle angerufen und einen Termin zur Begutachtung ausgemacht. Wenn kein Frühförderbedarf festgestellt worden wäre, hätte ich hierfür bezahlen müssen (3 Termine a 1,5 Stunden). Es wurde ein Frühförderbedarf festgestellt, ich bin zum Kinderarzt, habe dies erklärt und bekam daraufhin ein entsprechendes Attest (die Probleme hatte ich aber auch schon früher mit dem Kinderarzt besprochen). Dann hat die Frühförderstelle das Attest mit den Anträgen an das Jugendamt geschickt (die sind hier zuständig). Wir bekamen einen Termin beim Amtsarzt und es wurde genehmigt. Einen Termin beim SPZ habe ich auch vereinbart, hier wartet man aber sehr lange, dieser ist noch nicht erfolgt.

Wir haben denalten Kindergarten gekündigt und nach drei Monaten Pause in einem neuen integrativen Kindergarten mit einem sehr guten Personalschlüssel begonnen. Unsere Tochter war nach einem halben Jahr im ersten Kindergarten noch nicht eingewöhnt, im neuen konnte ich am dritten Tag gehen.... Bis jetzt kein einziger Beißvorfall und unser Töchterchen geht gerne hin. Sie braucht halt mehr Unterstützung, das konnte der alte Kindergarten nicht leisten.

Liebe Grüße
Delenn

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Habt ihr mal das Sehen abklären lassen?

Mein Sohn fiel auch durch (scheinbar grundloses) hauen und schubsen auf - bis herauskam dass er stark Weitsichtig ist, also auf die Nähe nichts sieht und er zudem stark schielt und dadurch Entfernungen nur schwer abschätzen kann. Er bekam eine Brille und seitdem hat sich das Sozialverhalten immens gebessert. Er fühlte sich einfach oft bedroht und hat sich so Platz geschaffen.

Zusätzlich half es, dass er einen Ort bekam, an dem er allein spielen durfte wenn ihm Alles zu viel wurde

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Liebe Maximama,

das ist ja spannend. Also in der Hinsicht ist er uns noch nie aufgefallen - er schielt auch nicht.
Gab es bei euch noch andere Symptome außer das Schielen?

Viele Grüße
Anna

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Hallo Anna,
Tatsächlich ist uns das nie aufgefallen - auch das Schielen nicht. Im Traum wäre ich nicht darauf gekommen, dass er ein Problem mit dem Sehen hat, weil er z.b. Bilderbücher liebt und auch gerne puzzelt. Wir selber haben auch beide keine Probleme mit den Augen.
Bei der U7a fiel dann auf, dass er auf diesen 3D-Bildern nichts erkennt und wir wurden zum Augenarzt geschickt. Da fiel mir erst mal die Kinnlade bis zum Boden, als rauskam wie schlecht er sieht.

Rückblickend macht das aber Sinn. Er ist immer total ausgeflippt, wenn wir irgendwo waren, wo viel los und Gedränge war (z.b. Hallenbad oder Indoor-Spielplatz). Er ist erst recht spät Laufrad gefahren, hatte nie Interesse an Klettergerüsten sondern saß am Spielplatz meist im Sandkasten. Dazu das bereits erwähnte Schubsen und Hauen scheinbar ohne Grund. Er war tollpatschig, ständig fiel ihm was runter und anderen gegenüber wirkte er immer grob und rücksichtslos (rannte sie einfach um oder rempelte sie an). Alles ist seit der Brille so gut wie weg. Ab und zu wird zwar schon noch gehauen oder geschubst, aber das passiert nur noch bei Konflikten oder im Streit, nicht mehr "einfach so" und nur selten; also nicht unnormal für das Alter würde ich sagen

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Hallo, wir hatten ein ähnliches Problem. Unser Sohn hat gehauen und gebissen, scheinbar ohne Grund. Der Kindergarten war völlig überfordert damit und hat uns geraten die Früherkennungsstelle unseres Landkreises aufzusuchen, dahin kann man sich wenden, wenn man Sorge hat, dass die Entwicklung des Kindes nicht ideal läuft.

Ich weiß nicht, ob es das noch woanders gibt, aber die Krankenkasse trägt die Kosten dafür, also könnte man da vielleicht nachfragen.
Der Ablauf war so, dass eine Heilpädagogin im Kindergarten beobachtete und eine Untersuchung bei einer Ärztin stattfand, danach haben wir besprochen, ob es Handlungsbedarf gibt. Wir haben dann einen Antrag auf Frühförderung gestellt, den die Früherkennung begründet hat und das wurde auch bewilligt. Das Ganze ging relativ schnell, wenn wir nicht dazwischen noch im Urlaub gewesen wären. Also ich kann das nur empfehlen.

Liebe Grüße

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Liebe vikunja,
vielen Dank für deinen Beitrag aus dem Oktober. Da sich bei uns kaum Besserung eingestellt hat, obwohl mein Sohn total gern in den Kindergarten geht, würde ich mir gerne bzgl. einer Frühförderung. Kannst du mir vielleicht mal sagen, ob ihr schon eine Verbesserung im Verhalten eures Sohnes feststellen konntet?
LG