Zeitdruck Eingewöhnung - gefühlsstarkes Kind - andere Erziehungsansichten der Erzieherin

Hallo zusammen,
ich erziehe mein sehr gefühlsstarkes und hochsensibles Kind bedürfnisorientiert. Grenzen gibt es, aber Gefühle werden liebevoll und verständnisvoll begleitet.
Gerade sind wir in der Eingewöhnung im Kindergarten. Wir haben bereits enorme Meilensteine für den Kleinen: Das Kind bewegt sich frei im Raum (hatte sonst Panik vor anderen Kindern), blieb beim Basteln (nur mit Beschäftigung) auch schon eine halbe Stunde alleine ohne Weinen und traut sich alleine in den Flur Rucksack aufräumen etc.
Ich denke, wenn wir noch zwei Monate Zeit hätten für die Eingewöhnung, würde unser stark sozial ängstliches Kind genügend Vertrauen fassen, um ohne noch mehr Traumata eingewöhnt sein. Aber da sonst keine anderen Mütter bei der Eingewöhnung dabei sind und ein paar Monate Eingewöhnung ungewöhnlich lang sind und für die anderen Kinder unfair ist, drängen die Erzieher jetzt, dass mein Sohn in 1-2 Wochen eingewöhnt sein muss.
Nun ist es so, dass mein Sohn den Erzieherinnen schon vertraut. Aber sie trösten ihn nicht. Sie sind vom Erziehungsstil distanziert und gar nicht emotional oder liebevoll. Weint ein Kind, wird dem Kind gesagt, dass es nicht weinen soll. Will oder kann es sich seinen Schuh nicht anziehen, wird nicht lieb geholfen, sondern gesagt, dass es den Schuh anziehen soll und die Schuhe ja unbedingt wollte. Mein Sohn bekommt von mir immer liebevolle Begleitung und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass seine zarte Seele das braucht - denn ich habe das damals genauso gebraucht. Geschimpft zu werden, obwohl man Hilfe braucht, mag ich persönlich nicht. Jeder kann das natürlich handhaben, wie er möchte. Aber bei meinem Kind, kann ich mir nicht vorstellen, dass er damit klar kommt.
Beispiel 1: Kind möchte keine Jacke anziehen. Ich erkläre ihm, dass wir kein Fell haben und deshalb Kleidung brauchen und helfe ihn dabei. Die Erzieherinnen würden ihm streng sagen, dass er Jacke anziehen muss und standhaft bleiben.
Beispiel 2: Kind konnte den Turnbeutel nicht tragen. Erzieherinn wollte meinem Sohn den Turnbeutel grob in die Hand drücken und sagte böse, dass er das tragen muss. Kind bricht in Panik aus. Ich zeige Verständnis für seine Müdigkeit und zeige ihm, dass er sich das einfach umhängen kann wie ein Rucksack. Kind läuft normal weiter.
Ich komme einfach nicht mit dem Gedanken klar, dass er dort alleine weint, weil er Hilfe braucht, aber dafür noch geschimpft wird. Das kann seiner Seele doch nicht gut tun. Wie würdet ihr damit umgehen?
Außerdem: Oftmals weinen Kinder dort mehrere Stunden und die Eltern werden prinzipiell nicht informiert, auch wenn sie es wollen. Wie damit umgehen?

1

du solltest etwas weniger Helikoptern. Dass ein Kind mehrere Stunden in der Kita weint, kann ich mir nicht vorstellen. Sonst Wechsel die Kita.

Die Geschichte mit der Jacke und dem Fell meinst du hoffentlich nicht ernst

2

Dass man in der Kita nicht so auf jedes Kind eingehen kann wie zuhause sollte klar sein. Grobheiten, Demütigungen, Ignoranz und Weinen lassen, sollten niemals passieren oder einmalige Ausrutscher sein. Passiert das öfter oder gar regelmäßig würde ich die Kita wechseln..

3

Du schreibst ja als eine aufgewühlte Mutter. Daher weiß hier keiner wie das wirklich abläuft in der Kita. Es ist ja eben deine Sicht der Dinge.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass da ein Kind permanent weint und nicht abgeholt wird bzw. getröstet. Wenn dem so wäre, hättest du dein Kind doch sofort da angemeldet. Dass Kinder immer mal wieder kurz weinen, kann vorkommen. Und da ist es manchmal besser, darauf nicht total einzugehen damit sie eben nicht vor Heimweh zusammen brechen. Denn nicht alle Eltern können einfach das Kind abholen.

Wenn ein Kind weint weil es sich weh getan hat wird es bei uns getröstet und gekuschelt.

Wenn ein Kind sich an stellt, dann bekommt es eben auch Ansagen. 2 Erzieher können nicht alle 25 Kinder anziehen. Und natürlich wird ihnen dann nicht alles abgenommen. Das funktioniert in einer Gruppe nunmal nicht. Das geht zu Hause, aber eben nicht dort. Ob das jetzt immer so boshaft abgelaufen ist wie du beschreibst, kann ich mir schlecht vorstellen. Sonst wär dein sehr ängstliches sensibles Kind doch gar nicht gerne dort?! Das wiederspricht sich

Wie gesagt. Wir waren nicht dabei. Es ist immer schwierig wenn eine Mutter solche Sachen wieder gibt. Wenn es dir nicht gefällt, dann musst du ihn anmelden. Oder die Situationen nochmal reflektieren und neu bewerten.

Alles Gute euch

4

Ich verstehe dein Dilemma absolut! Wir sind auch noch am Anfang, wenn auch nicht mehr in der Eingewöhnung, weil das die Erzieherinnen auch schneller abschließen wollten als ich...

Dass die Erzieherinnen nicht so gut auf jedes einzelne Kind eingehen können, ist natürlich klar. Aber trotzdem sollten sie es versuchen bzw. machen so gut es eben geht! Das heisst bei uns, dass unser Kind auf jeden Fall getröstet wird, mir jedenfalls die Erzieherin von entsprechenden Situationen erzählt. Und die gibt es wohl auch noch reichlich, was mir auch etwas Kummer bereitet, wenn mein Kind dann eben "alleine" damit umgehen muss...

Wir machen es zumindest so, dass wir die Betreuungszeit noch recht kurz halten, also er wird vor dem Mittagessen abgeholt. Da er noch nicht richtig dort frühstückt, würde er wohl eh noch nicht mitessen mittags...

Aber zu eurer Situation: Der lieblose Umgang ist nicht ok! Auch nicht das Weinen-Lassen! Und lass dich auch nicht von den verletzenden Kommentaren hier runterziehen.. !

Bearbeitet von Tarana
5

Hey, ich habe in unserer Kita auch mal in einer Umfrage angemerkt dass Gefühle mehr begleitet und weniger von ihnen abgelenkt werden sollte.
Ich verstehe deine Sicht also grundsätzlich schon. Ich weiß aber nicht, was daran in 1-2 Monaten dann anders sein soll. Die Kita klingt nicht sehr liebevoll und das wird sich auch durch längere Eingewöhnung nicht ändern. Also bleibt im Zweifelsfall nur ein Wechsel.

Grundsätzlich gilt für bedürfnisorientierte Erziehung: EIN liebevoller Bezugsmensch reicht aus. Mir fiel es auch etwas schwer zu akzeptieren, dass Oma, Opa, Onkel, Erzieherin etc anders mit meinem Sohn umgehen als ich, aber solange es keine groben Missstände gibt, passt das schon.
Beispiel: Kind ist müde und knatschig, Oma macht Quatsch mit ihm und versucht ihn zu kitzeln, was er nicht leiden kann, wenn er müde ist. Er weint, Oma hätte ihm weh getan. Opa macht sich lustig "Ohhhh, jetzt musst du ins Krankenhaus" ...Ich stelle meine Ohren auf Durchzug und nehme ihn einfach in den Arm und tröste ihn.
Dein Kind wird lernen, dass du der sichere Hafen bist und andere Menschen das nicht sind.

Nichtsdestotrotz sollte er auch in der Kita eine liebevolle Bezugsperson haben und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es schwer fällt eine adäquate Betreuung für ein hochsensibles Kind zu finden und ihr zu vertrauen. Alles gute für euch 🍀

30

Das Kind wird/ soll also lernen, dass es Oma und Opa eigentlich nicht so vertrauen kann?

6

Oje. Ich bin sehr ähnlich wie du. Ich würde mein Kind daraus nehmen und mich bei der Leitung melden. Das ist ja Gewalt was da abgeht. 😭

7

Wie alt ist dein Kind denn ?

Eine Eingewöhnung über Monate ist nicht nur unfair sondern es findet in der Eingewöhnung kein " normaler " Betrieb statt.

Es wuseln dann ja immer Eltern in der Gruppe mit rum. Und über wie viele Monate reden wir denn ? Wenn das alle Eltern von 25 Kindern so vorstellen würden, dann ist eine normale Betreuung über Monate nicht gewährleistet.

Wie sollen sich die Erzieherinnen auch die Zeit nehmen deinem Kind alle normalen Dinge wieder und wieder zu erklären und zu begleiten?
Was machst du wenn dein Kind in die Schule kommt ?

So wie du dein Kind beschreibst ist es meiner Meinung nach eher etwas für eine integrative Kraft statt für eine normale Erzieherin.

8

So zarte empfindliche Kinder wie deiner werden im Kindergarten immer leiden.
Ich verstehe die Position der Erzieherinnen, dass man nicht immer 25 Kinder jeden Tag gefühlvoll und engagiert betreuen kann.
Das hängt wohl stark von ihrer jeweiligen Persönlichkeit, ihrem Nervenkostüm , aber vor allem vom Personalschlüssel ab.
Und es wird sicher auch Kinder geben, die dein Kind ärgern werden.

Vielleicht wäre ein privater Kindergarten mit kleineren Gruppen oder eine Tagesmutter eher etwas für euch ?

Allerdings wird sich dein Sohn vor der Einschulung noch ein dickeres Fell zulegen müssen, um dann in der Schule keine psychischen Probleme zu entwickeln.

11

Naja, es ist aber auch unmöglich zeitgleich mit 2 Personen die Bedürfnisse von 20 Kindern zu erfüllen.

Der eine braucht Unterstützung beim Malen, der nächste fällt hin, die nächste hat Heimweh und die übernächste braucht Unterstützung beim Toilettengang.

Das hat doch nichts mit dem Nervenkostüm zu tun.

Und in einer Gruppe gibt es nunmal keine 1:1 Betreuung. Man muss dort einfach auch lernen, dass andere Kinder auch Unterstützung brauchen. Das müssen die Eltern als auch die Kinder lernen.

Wenn es zu Hause Geschwister gibt geht es leichter, bei Einzelkindern schwieriger. So zumindest meine Erfahrung.

9

Wie alt ist dein Kind?
Ist es eine Kita oder ein Kindergarten?