Vorzeitige Einschulung

Hallo zusammen,
ich würde mich über etwas Input zur Entscheidungsfindung freuen.
Mein 2 Sohn wird im November 5 Jahre alt. Vor einem halben Jahr wurde ich im Kindergarten erstmals darauf angesprochen, über eine vorzeitige Einschulung nachzudenken.
Zunächst habe ich den Gedanken weit von mir geschoben, allerdings gibt es im Umfeld einige Befürworter ( Vater, Opa), so dass wir ein nochmaliges Gespräch und eine Schuleingangsdiagnostik in Anspruch genommen haben. Der Kindergarten bleibt bei der eindeutigen Empfehlung, wortwörtlich wurde gesagt, sie könnten dem Kind kognitiv nichts mehr bieten …????? Auch von der Seiten der Schule wäre eine Einschulung möglich.
Jetzt bin ich hin und her gerissen. Einerseits bin ich immer sehr dafür, alles seinen normalen Gang gehen zu lassen. Die große Schwester, die regulär eingeschult wurde geht sehr selbstständig und problemlos durch die Schule, und das wünsche ich mir natürlich auch für meinen Sohn. Andererseits weiß ich nicht mehr, ob er in einer Jül Klasse(1.und zweite Klasse werden gemeinsam unterrichtet, die Schüler haben für diese Schuleingangsphase 1-3 Jahre Zeit) nicht besser aufgehoben ist, als in einem Kindergarten, der von vornherein sagt, dass die personelle und strukturelle Ausstattung nicht reicht, dem Kind weitere Entwicklungsanreize zu bieten.
Was meint ihr?

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Also mein Kind hätte die Schule mit gerade 5 auch kognitiv gepackt. Aber sozial/emotional war sie noch nicht so weit. Bei uns gibt es flexikinder (Juli bis September) und kann Kinder ab Oktober. Von 16 flexikinder kam nur 1 zur Schule. Nur 2 wurden zurück gestellt weil die schuleingangsuntersuchung das auch bestätigt hat. Alle anderen wurden wegen anderen Dingen nicht hin geschickt. Bei uns befürworten kiga und Schule grundsätzlich die „normale“ Einschulung. Also dass nur die Kinder bis Juni hin kommen. Aussnahmen bestätigen natürlich immer die Regel.

Ein Novemberkind würde ich persönlich nicht hin schicken. Es wäre immer der Jüngste. Und gerade weil ihr diese tollen Flexklassen habt, würde ich ihn erst recht normal hin schicken. Denn er könnte ja sonst wirklich in einem Jahr auch alles schaffen. Ich finde das Modell super, wenn es gut umgesetzt wird.

Unser Kiga und Schule sagt so lang wie möglich warten. Bei uns sind schon 3 Kinder in der 2. Klasse 8. Im Oktober kommen noch 4 weitere dazu. Aber wenn es wirklich anders sein soll, sagen sie es auch. Der Kiga 50 Km weiter bei meiner schwester will wirklich alle flexikinder hin schicken. Selbst meine Nichte sollte gehen. Dabei war sie sozial/emotional überhaupt nicht soweit. Sie wiederholt jetzt die 2. Klasse. Da verstehe ich überhaupt nicht, wieso sie immer die Schule empfehlen.

Weißt du wie euer kiga das handhabt? Opa usw können das gar nicht entscheiden. Eigentlich sieht es die Kita am besten wie er in einer Gruppe zurecht kommt.

Aber niemand kann dir wirklich hier was sagen. Das ist sehr individuell. Es gibt auch immer Ausnahmen, die als novemberkind super zurecht kommen. Das ist aber eben nicht die Regel. Mein Kind kommt super klar in der Schule. Sie war frisch 6. aber manchmal denke ich, Vlt hätte ihr ein Jahr spielen auch nicht geschadet. Ich wurde auch von allen Seiten gedrängt. Mein Kind ist aber aus August und das jüngste in der Klasse. Ich hoffe eines Tages kann ich sagen: ich stehe hinter der Entscheidung.

Alles gut euch. Hör auf dein Bauchgefühl

Bearbeitet von juli111
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Unser Sohn hat Ende November Geburtstag.
Wir standen auch vor der selben Entscheidung und wir haben uns dafür entschieden. Für ihn war es die beste Entscheidung, er geht immer noch sehr gerne in die Schule.

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Niemand kann und sollte dir nach diesen wenigen Infos einen Rat / Empfehlung geben. Nicht umsonst führen Ärzte die Schuleingangsuntersuchung durch, ErzieherInnen und LehrerInnen sind dahingehend (teilweise) ausgebildet und schauen auch aufs Kind. Das ist doch etwas komplexer als "der Kiga kann kognitiv nichts mehr bieten". Eine merkwürdige Aussage... Aber selbst wenn du detaillierter schreibst solltest du dich einzig auf die Menschen verlassen, die dein Kind kennen.

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Hey, unser wird im Dezember 5 und wir stehen/standen vor der gleichen Entscheidung.
Unser rechnet + und - im 20er Raum, liest zahlen bis 100 und kennt die Buchstaben. Nun will er unbedingt lesen lernen 🙈
Unsere Kita hat uns abgeraten, weil sie der Meinung sind dass gerade im letzten Kita Jahr häufig noch richtig viel passiert im sozialen und emotionalen Bereich. Wie schätzt du da dein Kind ein? (Kann er gut verlieren / stillsitzen / mit Misserfolgen umgehen / …)
Ich bin selbst Lehrerin und finde die Entscheidung trotzdem unglaublich schwierig. Kognitiv ist er weiter als viele meiner letzten Erstklässler. Den Rest kann ich schwer einschätzen und vertraue da auf die Einschätzung der Kita. In der Gruppe verhalten sich die Kinder ja auch häufig anders als zu Hause.
Mir kommen die 2 Jahre bis zur regulären Einschulung bei seinem Stand jetzt unglaublich lang vor und ich habe Angst dass der Schulstart misslingt, weil er sich langweilt. Andererseits hoffe ich auf eine tolle Lehrkraft die differenziert…

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Vielen Dank für die vielen Antworten und Anregungen.
Bei uns ist der Stichtag erst Ende September, und ein Kindergartenfreund meines Sohnes wird auch erst in einigen Tagen fünf, so, dass der Altersunterschied zwischen den beiden tatsächlich kaum ins Gewicht fällt.
Mich hat die Empfehlung des Kindergartens tatsächlich überrascht, da mein Sohn nie durch besonderes Lerninteresse aufgefallen ist. ( durch die große Schwester und Cousinen und Cousins habe ich da einen gewissen Vergleich) Er ist eher motorisch weit und sportlich aktiv, kann sich beim Training gut an Regeln halten und trainiert auch problemlos mit den älteren Kids mit und auch sonst ist er sehr selbstständig ( Brötchen/ Eis alleine kaufen, beim Nachbarn Schellen, ob die Kinder Zeit zum spielen haben etc)
Vom körperlichen und auch sozialen Aspekt wird er aktuell, glaube ich, keine Probleme haben. Aber ich denke schon, dass ihm das Lernen etwas schwerer fallen wird, als ein Jahr später. Schaffen wird er es, aber ist es das Wert? Andersherum schützt die Erfahrung, immer der Älteste und wahrscheinlich auch größte zu sein und dass einem alles leicht von der Hand geht wirklich vor Problemen in der Zukunft?
Ich weiß es nicht- und versuche mir einzureden, dass die Entscheidung keine Lebensentscheidung ist. Probleme in Bildung und mit den Peers könne. Immer auftreten, egal in welchem Alter das Kind eingeschult wurde.

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Hallo.
Ich wurde auch früh eingeschult.
Hier meine Nachteile. Ich hatte kein Problem mit lernen oder sozial.
Aber ich war immer die jüngste, was manchmal genervt hat. Die anderen durften schon in die Disko, ich nicht. Was vorallem auf einer Klassenfahrt nervig war. Da alle 18 und ich noch 17 war. Ich war mit 17 raus aus der Schule und durfte noch nicht Auto fahren und mit einer Wohnung fürs studieren war es auch schwierig.
Also in solchen Punkten war es nachher blöd früh eingeschult zu werden.
Ob es jetzt die ausschlaggebende Punkte sind, muss jeder selbst entscheiden.
Liebe Grüße

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So siehtś bei unserem Großen auch aus. Schulisch überhaupt kein Problem - aber dass die anderen alle sowohl physisch als auch psychisch weiter sind, merkt er jetzt erst in der Pubertät so richtig. Das ist eine Sache, die sollte man nicht unterschätzen.

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Mir fallen dazu zwei Fragen ein:
1. was ist bei der Diagnostik herausgekommen?
2. Was genau hat die Erzieherinnen veranlasst zu sagen, sie können ihm nichts mehr bieten?

Wir haben eins unserer Kinder früheingeschult. Allerdings waren damals die Rahmenbedingungen gut (GS mit Begabtenklassen um die Ecke, die viel Erfahrung mit sehr jungen Kindern hatten), Kind war wirklich extrem weit voraus und war sehr vernünftig, sozial und gut kompatibel in Gruppen.

Damit war es die bessere Alternative zum Sprung, der unweigerlich angestanden hätte.

Letzten Endes ist es immer ein Abwägen, welche Entscheidung weniger schädlich ist. Irgendwie muss man schauen, das Kind in das richtige "Passing" zu bugsieren.

Bei unserem früheingeschulten Kind war's die richtige Entscheidung, er ist ohne Probleme einfach super durchgeflutscht.

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Wenn ihr so eine tolle Möglichkeit habt, dass ihr eine Eingangsklasse habt dann würde ich der Einschätzung des kigas die ihn kennt und die jedes Jahr Kinder zur Schule schicken vertrauen.

Im Grunde kann ja nichts passieren - entweder er macht 1 oder 2 Jahre und wenn es gar nicht läuft halt 3... was aber nachdem was du schreibst eher unwahrscheinlich ist.

Anders herum kann es sein, wenn er im Kiga unterfordert ist, dass er dann 1 Jahr lang ganz ungern hingeht und gar nicht mehr mitmacht.... der Kiga hat ja auch ein gewisses Programm was laufen wird und sie wissen schon jetzt dass es für ihn zu leicht ist .. . Also muss er quasi 1 Jahr mit Wiederholungen verbringen--- das wäre ja so er muss 1 Jahr mit Schwimmflügeln im Nichtschwimmerbecken schwimmen obwohl er schon im Schwimmerbecken ohne Flügel schwimmen kann-- und ein Jahr kann dann sehr lang werden.

Was oft gerne gesagt wird ist auch dass es emotional schwierig werden kann-- aber das kann es eben auch, wenn das Kind zu spät hinkommt....

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Was genau kann denn dein kind schon alles? Kognitive entwicklung langt leider nicht aus

Jetzt im kiga ist er wahrscheinlich eins der größeren, wie ist es wenn er wieder der kleinste ist? Kann er sich durchsetzen?

Wie ist es mit an regeln halten (nicht reinrufen,warten mit man an der reihe ist, z.b im morgenkreis usw)

Wie schauts aus mit ausschneiden und malen? Frust? Ehrgeiz?
Wie ist es mit Enttäuschung? Wenn er 3x die Antwort wusste aber nicht dran kam?
Kann er selbständig die Hausis (hefte, bücher) einpacken? Wie schätzt du die Heftführung ein?
Wie lange kann er sich konzentrieren, z.b auch bei themen die ihn nicht so interessieren?

Kind war hier auch weit, lesen mit 4 begonnen, dann schnell richtige Bücher gelesen, bis 20 locker gerechnet, sehr konzentriert und motivuert.
Mit 5 logo und wurde jedes mal angesprochen wie toll kind mitmacht, man vergusst dass es kein schulkind ist.
ABER kind war schüchtern. Hätte zwar alles gemacht, hätte aber niemals gesagt wenn was störte oder nicht verstanden hätte.

In der 3. Klasse hat man gemerkt dass kind jetzt ungefähr auch den gleichen Stand wie der durchschnitt der Klasse war. Es war das erste Mal, dass es auch mal "lernen" musste (wenn auch nur kurz).

Trotzdem würde ich es nicht anders machen.
Wäre kind früher eingeschult worden, wäre es auch immer das jüngste kind gewesen, nicht nur in der Grundschule, sondern auch 7,8 oder 9 Klasse usw.

Was genau bringen die erzieher den kindern bei, was dein kind schon kann?

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Naja, ich war immer der jüngste, weil ich sechs Tage vor dem Stichtag geboren bin. Irgendjemand ist es halt. Ich hatte nie den Eindruck, dass ich darunter gelitten habe. In der Regel geht es bei der vorzeitigen Einschulung oder der Rückstellung um Kinder, die nahe am Stichtag geboren sind, so dass der Altersabstand zu den Klassenkameraden nicht gross ist. Aus meiner Sicht ist das kein Argument.

Wenn es darum geht, dass man nicht nur auf Rechnen, Lesen und andere rein schulische Fähigkeiten abstellen sollte, sondern auch auf soziale wie Umgang mit Frustration, dran bleiben können an einem Thema, auch wenn man nicht interessiert ist, sitzen bleiben können, sozialer Umgang mit Klassenkameraden usw., bin ich ganz gleicher Meinung. Sofern das nicht ohnehin auch schon in die Empfehlung eingeflossen ist, würde ich da noch mal sehr genau nachhaken und hinschauen. Rechnen in einem überschaubaren Zahlenbereich können mit fünf bis sechs ziemlich viele, Buchstaben erkennen und z.T. auch Wörter auch. Es ist ja auch im Kindergarten regelmässig ein Thema, viele werden auch privat mit den Eltern etwas in die Richtung machen oder sich was von grösseren Geschwistern abschauen. Was nicht zwingend heisst, dass sie schulreif sind.

Wir sind ja davon nicht betroffen, da unsere Tochter ähnlich wie ich kurz vor dem Stichtag geboren ist. Sollte es nicht zu einer regulären Einschulung kommen, dann wäre es eher so, dass sie zurückgestellt wird. Aber wenn die allgemeine Beurteilung aller Fachleute ist, dass die vorzeitige Einschulung empfehlenswert ist, würde ich es machen.

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Hi,
wir haben ein Ende-Oktober-Kind und standen damals auch vor der Entscheidung. Obenrum war er topfit und das wäre kein Problem gewesen, aber soz.-emotional schon eher, er ist aushäusig ein eher ruhiger Vertreter, zurückhaltend. Wir haben ihn regulär eingeschult.
Bislang hat er in der Schule einiges einstecken müssen: nicht mit Wunschfreund in der GS eingeteilt, Heimunterricht (hat er total selbstständig gemeistert), eine Riesenklasse auf dem Gym (da gehen jetzt aber ein Riesenschwung), beim Übertritt wurde er aus seiner Klassenkameradengruppe gerissen (Parallelklasse), zum Glück kam einer seiner besten Freunde dann in die Klasse, der wechselt jetzt aber auf die RS, Klassenlehrerwechsel, lange Vertretungsphasen und wahrscheinlich kommt noch einiges mehr. Ich bin froh, dass er „alt“ ist, er macht das alles ganz souverän mit, ich bin mir nicht sicher, ob er das ein Jahr jünger auch getan hätte.
Aktuell ist die Situation in den Schulen ja doch ziemlich prekär und die Kinder müssen vieles einstecken können. Du kennst dein Kind, wenn du ihm das alles zutraust, warum nicht.

vlg tina