Unser Wutmonster

Hallo ihr Lieben,

Ich bin grade auf der Suche nach etwas Erfahrungsaustausch und Tipps.

Es geht um unseren fast 7jährigen.

Er war ein Schreibaby und schon immer sehr emotional, schnell auf 180, kaum zu beruhigen. Allerdings hieß es auch immer "alles normal, nicht auffällig, noch alles altersentsprechend". Im Kiga und jetzt in der Schule klappt es ganz gut, meistens ist er ein liebes Vorzeigekind, gelegentlich hat er mal eine oder zwei schlechte Wochen, die dann aber auch der Erzieherin bzw jetzt Lehrerin auffallen (dann werde ich durchaus mal gefragt, ob alles ok ist, weil sie ihn so nicht kennen). Aber nach spätestens 2 Wochen passt dort immer wieder alles.

Aber was mich an den Rand des Wahnsinns bringt, ist sein Verhalten zu Hause. (Zur Einordnung- wir haben mehrere Kinder, von denen ist keins so.😩) Wir erziehen liebevoll, aber mit deutlichen Grenzen, was bei den anderen funktioniert, aber bei ihm fühle ich mich langsam so hilflos. Ich hätte gedacht, es wird mit der Zeit besser, aber eher schlimmer.

Als Beispiel heute morgen: Nach dem Aufstehen war alles gut, gekuschelt, gelacht, gessvhmust. Dann meinte er: "Heute will ich schon um 7 in der Schule sein!" Ich habe ihm dann erklärt, dass 7 knapp wird, weil wir noch Pausenbrot herrichten müssen und ich auch noch frühstücken möchte. Daraufhin ging er an die Decke und brüllte rum, ich würde ihn erpressen, er lasse sich nicht erpressen etc (seine Standardanschuldigung bei allem).

In diesen Situationen ist er nicht mehr erreichbar, darum sagte ich nur, dass das keine Erpressung, sondern eine Erklärung war und ich gehe jetzt frühstücken, wenn er früh in die Schule will, sollte er auch bald kommen.

Ein paar Minuten später kommt er wie ein wilder Stier an den Tisch, schreit nur rum, er mag das alles nicht, alle sind so blöd und böse, er würde nur das mögen, was wir gestern nachmittags zum Kaffee hatten (da wollte er nichts)... Irgendwann hat er sich wutschnaubend ein Stück genommen und ist dann letztendlich immer noch auf 180 und mit wüsten Beschimpfungen, dass ihn hier keiner lieb hat und jeder ihn nur ständig schimpfen würde, zur Schule gegangen 🫣🫣

Mir tut das im Herzen so weh- seine Wahrnehmung ist so völlig anders wie unsere, bzw ich habe das Gefühl, dass er sich nicht eingestehen kann, dass er mal bei irgendwas im Unrecht war / etwas nicht so geklappt hat - und er dann stattdessen alles auf uns projiziert. Gefühlt ist es sogar egal, ob wir überhaupt im Raum sind- wir sind pauschal immer schuld und werden eigentlich tagtäglich mit wütenden Anschuldigungen überschüttet.

Er beruhigt sich dann irgendwann schon wieder, kommt und fragt, ob wir "wieder gut " sind. Aber dann später mal ruhig darüber reden geht gar nicht, dann flippt er sofort wieder aus (wie gesagt, das würde er als Kritik an sich auffassen und das ist anscheinend etwas, das ihm sehr sehr schwer fällt).

Verlieren kann er übrigens gut bei Spielen, aber kleine "Unperfektheiten" im Alltag werfen ihn so unglaublich aus der Bahn.

Ich hätte gehofft, mit zunehmender Reife wird es besser- aber offenbar nicht. 😵‍💫 Kennt das jemand? Hatte/hat euer Kind das auch? Und was hat geholfen?

Bearbeitet von wutmonster
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Er tobt, beleidigt und verhält sich offenbar völlig unangemessen.
Was mir fehlt ist wie du darauf reagierst.
Du beschreibst nicht wie du dich verhalten hast als er zum Frühstück kam und weiter getobt hat.
Das wäre für mich das Wichtigste.
Denn wenn du es zulässt, dass er sich derart benimmt ohne in der Lage zu sein, das zu beenden dann macht er immer weiter.
Einfach immer wieder mit Weggehen und Vermeidung von Konfrontation zu reagieren und ruhig zu bleiben, ist hier nicht mehr angebracht.
Er braucht klare Grenzen, die du nicht setzt in dem du ihm aus dem Weg gehst oder seine Ausraster einfach hin nimmst.
Ich wäre aufgestanden, hätte ihn sehr fest am Arm gepackt so dass es weh tut und ihm sehr deutlich gesagt dass, wenn er meint ich sei sein Fussabtreter dass er dann ab sofort von mir genau so behandelt wird und ihn schließlich vor die Tür gesetzt ,natürlich ohne Frühstück.
Er ist keine 2 mehr und aus der Trotzphase raus
Und ich würde ihm heute Nachmittag sagen, dass sein Verhalten asozial und völlig inakzeptabel ist und ich sehr wütend uns verletzt bin dass er meint sich so ein unangemessenes Verhalten zu erlauben .
Er muss sich entschuldigen und zwar in ganzen Sätzen was er falsch gemacht hat
Ansonsten kann er nicht mehr am Familienleben teilnehmen da er ein Störfaktor ist und wa dur und seinen Geschwistern nicht zuzumuten ist wie er sich benimmt
Ich reagiere auf so was mit Eskalation und zwar so dass das Kind merkt wie es ist beleidigt und beschimpft zu werden.
Da wäre bei mir jede Wertschätzung sofort weg und zwar so lange bis er sich wieder angemessen verhält .
Was sollte er für einen Grund haben sein Verhalten zu ändern....er erfährt null Konsequenzen.
Du bist überhaupt nicht souverän und nicht deutlich was sehr schlecht ist für dein Kind.
Das Kind braucht Grenzen und eine deutliche Reaktion deinerseits die leider ausbleibt.
Du als Mutter hast da anscheinend nicht die richtigen Instrumente um so einen kleinen Egomanen in die Schranken zu weisen.
Er hat keinerlei Respekt vor dir und deinen Gefühlen nur seine sind wichtig und die lebt er auf Kosten anderer aus.
Genau das nennt man aber Erziehung dass ein Kind das lernt und in dem Alter sollte das sitzen.
Was machst du wen er mal 14 oder 16 ist und solche Auftritte hat?
Dann hast du irgendwann sogar Angst vor ihm ....übernimm Verantwortung und ändere deine bisherige Strategie und überdenke deinen Erziehungsstil.

Bearbeitet von Inaktiv
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"hätte ihn sehr fest am Arm gepackt so dass es weh tut"

Hä was? 😳 Die Urbia Regeln zwingen mich leider freundlich zu bleiben!

Du bist der Meinung körperliche Züchtigung sei angebracht?! Nicht dein Ernst?!

In welchem Jahrhundert lebst du?

Mach einem Kind ruhig vor, dass man körperlich reagiert und wundere dich dann, wenn es in seiner Wut mal selbst zuschlägt 🙄

3

Oh, ich setze ihm schon deutlich Grenzen. (allerdings verbal und ruhig - also wahrscheinlich nicht das, was du unter "Grenzen" verstehen würdest.) Nur zieht das i.d R. völlige Eskalation seinerseits mit sich, so dass er sich am Ende randalierend, brüllend und völlig ausser sich in seinem Zimmer ausspinnen muss Und dafür hatten wir z.b. heute morgen schlicht keine Zeit, wegen so Kleinigkeiten wie Schulpflicht.

Aber selbstverständlich bekommt er deutlich zu hören, dass es so nicht geht, er so nicht mit mir sprechen soll etc. Erfahrungsgemäß hilft es i.d.R. am Besten, ihm sachlich und ruhig zu begegnen ("Nein, ich beleidige dich gerade nicht, du brüllst MICH an und beleidigst MICH") und zu versuchen, ihn wieder in die Tagesroutine "aufzugleisen".

Er macht das ja nicht absichtlich, sondern ist in diesen Situationen völlig neben der Spur und gefühlt einfach gefühlstechnisch "in Not". Da werde ich ihn sicher nicht noch absichtlich so fest packen, dass es ihm weh tut. Ganz sicher nicht! Ich möchte nämlich, dass mein Kind, auch wenn es mich manchmal an den Rand der Weißglut treibt, immer wieder gern zu mir nach Hause kommt - und nicht irgendwann aus lauter "keiner liebt mich und dann tun sie mir noch weh" irgendwann nicht mehr nach Hause kommt.

Wenn das für dich eine Option ist, körperliche Überlegenheit als Erziehungsmittel einzusetzen, ok (bzw eigentlich absolut nicht ok- deine armen Kinder, die haben übrigens ein Recht auf gewaltfreie Erziehung). Hier muss es ohne gehen.

Danke

P.S.: Ich lese gerade nochmal das hier: "Ansonsten kann er nicht mehr am Familienleben teilnehmen da er ein Störfaktor ist". Und habe jetzt echt einen Kloß im Hals. Wie kann man ernsthaft so etwas über sein eigenes Kind schreiben/ denken? "Wenn du nicht genau so funktioniert, wie wir wollen und irgendein unbequemes Problem hast, das du nicht sofort löst, gehörst du nicht mehr zur Familie, du Störfaktor. "
😵‍💫😵‍💫🫣🫣🫣
Da finde ich das Verhalten meines Sohnes ja völlig normal dagegen.

Bearbeitet von wutmonster
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Kenn ich hier, auch wenn es bei uns nicht mehr so schlimm ist.

Er ist jetzt 9. Er kann super andere kritisieren, aber wehe er hat mal was gemacht. Es sind immer die anderen Schuld.

Ich sag ihm das dann aber auch knallhart, dass das nicht stimmt. Ich sag ihm dann eben auch Beispiele aus seinem Verhalten, wo er es genauso gemacht hat und für ihn dann ja ok war. Meist weiß er dann nicht mehr was er sagen soll und läuft weg. Ich lasse ihn dann und wenn er wiederkommt reden wir weiter. Ob es ihm passt oder nicht.

Er muss lernen, wenn er Fehler macht dafür grade zu stehen, dass ist mir wichtig.

Bei uns gilt auch die Regel. Wer Mist baut muss ggf. mit einer Strafe rechnen, er aber Mist baut und das versucht mit einer Lüge zu vertuschen, der bekommt ganz sicher eine Strafe und die wird fürs Lügen verdoppelt.

Funktioniert meist ganz gut, spätestens nach einer Erinnerung an die Regel.

Ich würde ihm dann einfach auch erklären, wenn du früher in die Schule willst, dann musst du mir das am Vorabend sagen, dann kann ich mich darauf einstellen. Ich beeile mich aber morgens nicht extra nur weil du es dir ganz plötzlich überlegt hast.

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"Er kann super andere kritisieren, aber wehe er hat mal was gemacht. Es sind immer die anderen Schuld."

Hehe, genau so ist es 😅😵‍💫. Vielen lieben Dank für deine Erfahrung. Ja, so in etwa läuft es bei uns auch. Wobei er gsd nicht lügt. Er kann auch problemlos zugeben, wenn ihm etwas schief gelaufen ist- allerdings findet er dann sehr oft eine Erklärung warum eigentlich jemand ganz anderes Schuld war. 😅

Es tut gut zu lesen, dass es bei euch eher besser als schlimmer wird!

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An welcher Stelle der Geschwisterreihe steht das Kind? Wir haben auch ein sehr emotionales, öfters wütendes Kind in der Familie. Bei uns hat es tatsächlich viel mit der Konstellation zu tun. Unser wütendes Kind ist das 3. von 4 Kindern. Es wird von den zwei älteren gern mit erzogen und ausgeschlossen und bekommt auch nicht die Aufmerksamkeit wie das 4. Kind, welches von vielen verwöhnt wird. Was bei uns geholfen hat? Einer von uns Eltern unternimmt nur etwas mit ihm alleine. Also mehr Zeit für dieses Kind. Das sind dann auch keine besonderen Unternehmungen (das wäre den Geschwistern gegenüber ja unfair), sondern so Dinge wie Vorlesen, Lego bauen, in den Wald gehen, zusammen was basteln …

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Er ist der Kleinste. Und ja, das macht es für ihn nicht einfacher, weil er sich unbedingt auf einer Stufe mit den Großen sehen will. Er hasst es der Kleine zu sein, der viele Dinge einfach noch nicht kann/weiß/darf. 😩 Und gibt sich alle Mühe der Welt, so "perfekt" wie möglich zu sein, um so seine Geschwister (der nächste ist 3,5 Jahre älter) zu übertrumpfen. 😵‍💫
Wir bemühen uns hier sehr, ihm deutlich zu zeigen, dass er uns nichts beweisen muss, dass er großartig ist, so wie er ist. Er wird gelobt, hat seine eigenen Hobbies/Nischen, in denen er echt gut ist und absolut nicht in Konkurrenz zu den Großen steht (er spielt als einziger Fußball und ist wahnsinnig kreativ (malen und basteln), was die anderen nie freiwillig tun würden).
Aber ich habe oft den Eindruck, er sieht sich als "nicht gut/groß genug" und diese kleinen Unperfektheiten im Alltag lassen dann sein Selbstbild komplett crashen. Und das kompensiert er dann durch Wutausbrüche uns gegenüber...

So viel zu meiner Küchenpsychologie.

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Hm, das ist natürlich eine schwierige Situation.

Die Antwort mit der "körperlichen Züchtigung" geht natürlich gar nicht. Trotzdem denke ich auch, dass du wahrscheinlich strenger sein musst und ihm deutlich zeigen musst, dass sein Verhalten nicht geht. Ihm also auch keine Platform bieten für dieses Verhalten. Er ist ja wirklich kein Kleinkind mehr. Du sagst du reagierst "ruhig" auf das Verhalten. Ich weiss natürlich nicht, was das genau heisst, aber ich würde da auch mal mit "lauter und strenger Stimme" Grenzen setzen oder ihm sagen, dass du so nicht mit ihm diskutierst. Oder sein Verhalten spiegeln.

Mein 3.5 Jähriger kommt manchmal auch und sagt zB wütend/laut: "Mama mach dass" , "Mama das hast du falsch gemacht" usw. Ich sage ihm dann immer, dass er so nicht mit mir sprechen braucht und es nochmals nett sagen soll. Das klappt dann auch. Letztens habe ich sein Verhalten gespiegelt. Er hat einfach wütend und super laut rumgeschrien (kein Trotzanfall, dann ginge es nicht). Ich habe dann auch einfach mal laut losgeschrien. Er hat mich dann mit ganz normaler Stimme gefragt, wieso ich so schreie. Dann haben wir normal darüber gesprochen, dass man das nicht soll, es tut in den Ohren weh usw. Seitdem hat es wirklich gebessert. Bei Trotzanfällen begleite ich ihn, aber wenn er zB anfängt mich zu hauen, setze ich mich weg und sage ihm das auch so. Ich merke wie er sich dann zusammen nimmt und nicht mehr haut. Es gibt meiner Meinung nach Kinder, die einfach deutlichere Grenzen brauchen und wo man seine eigenen Grenzen auch deutlich aufzeigen muss. Er ist erst 3.5, ob dieser Weg langfristig der richtige ist, weiss ich momentan natürlich noch nicht.

Wenn nichts hilft, würde ich in die Erziehungsberatung.

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Hallo!

Solche Situationen kommen mir sehr bekannt vor. Bei uns ist das vor allem innerhalb der Familie. In der Öffentlichkeit zeigt sich davon kaum etwas.

Wir sind mit dem betroffenen Kind schließlich in der Diagnostik gelandet, nachdem es trotz zahlreicher Versuche immer schlimmer statt besser wurde:
Unser Kind ist ein hochbegabter Autist, dem man nach außen nichts anmerkt und auch ganz normal im Regelschulsystem sitzt. Erziehung hilft natürlich, aber bei weitem nicht so, wie bei einem neurotypischen Kind. Wir haben das "Glück", dass sich das Verhalten eigentlich nur zu Hause zeigt. Aber wir müssen uns auch damit abfinden, dass wir nur in kleinerem Ausmaß abmildern können, als erhofft.

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Ich krieg gerade die Krise, denn mein langer Text ist weg. Deshalb nur mehr ganz kurz:

1. Weg von der Sachebene: Nicht verbal eingehen auf ihn (7 Uhr geht sich nicht aus), sondern nur seine Wortmeldung bestätigen. Super, Jonas, dass du so motiviert ist, wir beeilen uns heute Früh. Jonas, ich habe dich gehört. Jonas, danke für die Info. Jonas, ich verstehe. - Seine Wortmeldugn als Ausdruck des Wunsches nach Gesehenwerden und Selbstwirksamkeit, Gestaltungskraft zu sehen und nicht als wörtlich-inhaltlich bare Münze.

2. Weg von der Sachebene hin zur Gefühlsebene: Ich spiegle unserem wütenden 8-Jährigen seine Gefühle manchmal als Tier: ich zische wie ein Drache, fauche wir ein Tiger, brülle wie ein Dino. (Buchtipp: Dino muss brüllen). Dazu erhebe ich die Tatze oder fahre die Krallen aus. Das Kind reagiert sofort und faucht/zischt/brüllt ebenso. Wie tänzeln ein bisschen und ich sehe, wie sich seine Wut auflöst bzw. umwandelt in Spielenergie: Dir Aggression darf da sein und wird sogar positiv erlebt. Wir müssen dann schnell lachen und umarmen uns.

3. Mehr innere Balance für euer Wutmonster: Homöopathie erzielt bei Kindern in solchen seelischen Entwicklungsthemen große Erfolge. Unbedingt aber zum Facharzt, der ein individuelles Mittel für euer Wutmonster zusammenstellt.

4. Aggressionen lösen auf der Körperebene: Osteopathie löst Spannungen, Blockaden, Verhärtungen im Körper, was in solchen Fällen oftmals Erstaunliches im Außen bewirkt (so unsere Erfahrung).

Alles, alles Gute!

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Vielen Dank, da sind viele interessante Anregungen dabei, die ich so noch nicht auf dem Schirm hatte. Osteopathie hatte ich tatsächlich auch schonmal überlegt, das werden wir auf jeden Fall ausprobieren, genauso wie deine anderen Anregungen

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Sehr gute Tipps. Aber mit Homöopathie brauchst du hier bei Urbia keinem kommen. Da entwickeln sich die Muttis zu Wutmonstern. Leider.

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Meine Vermutung wäre, dass er ganz bestimmte Vorstellungen hat und immer tief enttäuscht ist, wenn die nicht eintreffen. Dass er vielleicht auch länger braucht, um eine Entscheidung zu treffen.

Beispiele:
Gestern Nachmittag wollte er nichts essen, hat sich aber vermutlich im Nachhinein damit befasst, das bereut und sich heute morgen dann darauf gefreut. Dann große Enttäuschung, weil es das heute Morgen nicht gab.
Er hat sich gestern entschlossen (oder heute Nacht oder heute Morgen), dass er früh in der Schule sein möchte und dann klappte das nicht.

Da er schon sieben ist, würde ich immer im Nachhinein diese Situationen mit ihm besprechen. Ihn fragen, wann er sich entschieden hat, dass er das Essen von gestern Nachmittag heute Morgen gern hätte. Und ihm dann zeigen, bis wann ihr entscheiden musstest, was es zum Frühstück gibt. Vielleicht in einer kleinen Tabelle: Gestern haben wir um 16 Uhr Kaffee getrunken, bis 20 Uhr hätten die Supermärkte offen gehabt. Heute Morgen hatten wir wie üblich wenig Zeit und haben den Tische zwischen 6:30 und 6:40 Uhr gedeckt. Wenn du etwas anderes hättest essen wollen, hättest du das also entweder gestern um 18 Uhr sagen müssen, damit wir noch zum Supermarkt gekommen wären oder heute um 6:20 Uhr, damit wir das einplanen hätten können."

Genauso mit der Schule: "Hättest du das gestern vor dem Schlafengehen gesagt, hätte ich dich 30 min früher wecken können und du hättest es bis 7 Uhr in die Schule geschafft. Weil du es aber erst um 6 Uhr gesagt hast, konnten wir das nicht mehr einplanen. Beim nächsten Mal musst du das also früher sagen!"
Vielleicht braucht es dazu viele Lerneinheiten.

Ein Problem scheint zu sein, dass er viel im Kopf hat, viele Überlegungen über seinen Tagesverlauf, aber wenig davon sagt. Darauf kann man ihn immer wieder hinweisen. Fragen, ob das MORGEN für ihn auch okay ist oder ob er es anders möchte. Und dann sagen, was möglich ist und was nicht. Und das immer wieder machen, bis er rechtzeitig sagt, was er möchte. Der nächste Schritt wäre dann, mit der Enttäuschung zurechtzukommen, dass das nicht immer möglich ist.

Ich würde hier ruhig mit Validation und aktivem Zuhören arbeiten. Ruhig sagen "ja, das ist traurig, dass du jetzt nicht machen kannst, was du dir vorgenommen hast. Aus den und den Gründen geht es leider nicht. Sage beim nächsten Mal früher Bescheid und wir überlegen dann, was möglich ist, ob es einen Kompromiss geben kann.

Ich würde ihm die Wut bzw. das Recht dazu nicht absprechen, aber erklären, warum Dinge nicht gehen und ihm Alternativen für die Frustbewältigung geben. Vielleicht erst mal 10 Hampelmänner im Zimmer springen oder so - irgendeine körperliche Auslastung. Und ruhig auch sagen, dass es nicht schön für euch ist, wenn ihr seine Wut abbekommt, obwohl ihr nichts dafür könnt, weil er eben nicht rechtzeitig Bescheid gesagt hat oder bestimmte Dinge organisatorisch einfach nicht immer möglich sind.

Vermutlich muss man das auch öfter ruhig sagen.

Bearbeitet von Toschkalee
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Moin,

puh, entspannt ist anders!

Hast Du hier - Zitat: "Er beruhigt sich dann irgendwann schon wieder, kommt und fragt, ob wir "wieder gut " sind." - schon mal "nein" gesagt? Er kommt in dem Moment ja mit dem Thema zu Dir, vielleicht ist er genau zu dem Zeitpunkt gesprächsbereit? Das scheint ja ein Moment zu sein, in dem ihm sein unmögliches Verhalten bewusst ist. Ich würde ihm genau dann sagen, wie sein Verhalten auf Dich wirkt, wie wütend/ genervt/was auch immer Du von seiner Wüterei (wichtig: NICHT von ihm!) bist. Natürlich verzeiht man seinem Kind immer. Aber man kann es den Kids auch zu leicht machen. Er soll sich ruhig mal um Vergebung bemühen müssen.

Ich bin da Anhänger klarer Worte. Er muss hören, dass er sich mit Schreierei ins Unrecht setzt und nichts erreicht, dass dieses Benehmen unsympathisch ist und dass ein einziges gutes Argument mehr bewirkt als eine Stunde Schreierei.

Er ist sieben Jahre alt, nicht zwei, und sollte anfangen, seine Gefühle und seinen Frust angemessen zu formulieren.

LG, Mollie

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Auf Reife zu hoffen, finde ich ziemlich blauäugig.

Und nur, weil es morgens war, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen, finde ich auch sehr fatal. Grundsätzlich sollte man in jeder Situation ganz klare Linie fahren und immer bei den gleichen Regeln bleiben, damit das Kind einen festen Rahmen hat, den es kennt.

Ich hätte ihn auch definitiv vom Tisch verwiesen, so jemand hat am Tisch nichts zu suchen. Wenn er sich selbst nicht zügelt, muss er eben mit leerem Magen zur Schule. Das wird er überleben. Es liegt in seiner Hand und er sollte dafür selbst Verantwortung tragen, er ist ja keine 3 mehr!

Unser Großer hatte auch irgendwann solche krassen Ausraster entwickelt. Wir haben ihm keine Lücken gelassen und seinem Alter entsprechend die Verantwortung für sein Verhalten selbst in die Hand gegeben. Er hat nach und nach gelernt, dass er sich ändern muss, damit er hier ein angenehmes Leben in der Familie hat. Das soll nicht heißen, dass wir ihm terrorisiert haben, was einige ja gerne schnell denken.
Er konnte z.b. mit uns beim Essen nicht am Tisch sitzen, wenn er ausgerastet ist. Auch gibt es bei uns keine Medien oder anderen Luxus, wenn er sich benimmt wie die Axt im Walde.
Er hatte einmal einen sehr enormen Ausraster, wo wir dann am Abend auch ein sehr intensives Gespräch mit ihm geführt haben. Er ist sehr schlau für sein alter. Und ich bin liebevoll, aber auch ehrlich. Und ich habe ihm ganz klar erklärt, was die nächsten Schritte sind, wenn er nicht anfängt, sich zu bessern und zu lernen, mit seiner Wut umzugehen. Ich habe ihm erklärt, dass wenn er so weiter macht, wir bald den Punkt erreicht haben, wo wir das Jugendamt dazu holen müssen. Er bekam eine kurze Erklärung, was das Jugendamt ist. Und dass die durchaus auch sagen können, dass er dann erstmal aus der Familie genommen und in eine Einrichtung gebracht wird, wo er lernt, mit seinem Verhalten umzugehen. Und das das nicht nur einen Tag geht, sondern durchaus Wochen oder Monate. Es gibt auf Youtube diverse reportagen dazu. Ich hatte vorab eine rausgesucht, wo ein kind von sich erzählt, das das gleiche problematische Verhalten zeigt, es berichtet, was es gemacht hat und was dann passiert ist. Und es wird darin gezeigt, wie so eine Einrichtung aussieht und wie dort die Abläufe sind.
Wir haben das dann mit ihm angeschaut uns nochmal besprochen, wie sowas für ihn dann laufen würde. Wie er sich dabei fühlen würde. Ob es das ist, was er möchte und ob er eine solche Hilfe benötigt, um sich in den Griff zu kriegen.

Er hat das verneint. Mittlerweile denkt er mehr über sein Verhalten nach und versucht sich besser auszudrücken.
Bei uns ist mittlerweile aber auch durch seine bessere Kommunikation seiner Gefühle klar, das er evtl asperger Autist ist. Es gibt Dinge, die kann er wirklich nicht nachvollziehen. Wir haben da einen Punkt geschaffen, wo wir ihm sagen, dass kannst du leider nicht verstehen, aber vertrau uns, so und so sollte es sein und das ist der Weg, den du gehen musst. Er ist dann anfangs noch wütend darüber, aber er brüllt uns nicht mehr an, er geht aufgebracht in sein Zimmer, fährt runter und akzeptiert es. Und er speichert es ab und handelt beim nächsten mal anders.

Die Frage ist: Kann oder will dein Kind gewisse Dinge nicht verstehen? Und ist ihm bewusst, was die Folgen sein können, wenn er so weitermacht?