Emotionales Essen als Kind

Hallo zusammen,

Ich bin hier über einen anderen Post auf ein Thema gekommen, was mich nun nicht mehr loslässt.
(Ging darum, dass ein Kind regelmäßig alle Süßigkeiten der Familie isst, dabei auch seine Schwester beklaut und den anderen nichts über lässt- Konsequenz : Alle Zugangsmöglichkeiten werden abgeschlossen, um dieses heimliche Essen zu verhindern.)

Die Vorschläge waren, dass man das Kind nicht bestrafen soll, und freier Zugang da sein sollte.

Diese Erzählung hat mich stark, an die aktuelle Situation meiner Stieftochter erinnert, der eher nur Süßigkeiten einfordert statt sich an einer Hauptmahlzeit satt zu essen, und gleichzeitig wurde mir meine eigene Kindheit wieder vor Augen geführt:

Mein Bruder hat damals genau diese Dinge gemacht, seine Geschwister um ihre Süßigkeiten beklaut etc, bis es in unserem Haushalt schlicht nichts mehr gab.
Bei mir hat sich dadurch eine Magersucht entwickelt (weil ich das Gefühl hatte dass es den anderen an etwas mangelt, wenn ich zu viel esse), mein Bruder ist bis heute stark übergewichtig, und isst emotional bedingt.

Bedeutet das eventuell dass man besser freiem Zugang zu Genussmitteln hat, auch als Kind?
Ist es nicht richtig konsequent zu sein, wenn die Geschwister auch darunter leiden?

Wie seht ihr das?
Liebe Grüße

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Hm, ja, ich denke tendenziell sollte man nicht zu viel verbieten, weil dadurch das Gefühl des Mangels und später das Bedürfnis des Aufholens aufkommen kann.

Bei mir war das so. Ich vermute, dass ich generell zu Süchten neige, bzw. zu extremem Verhalten, und bin daher froh, nie ein Interesse an Drogen oder Alkohol gehabt zu haben.

Ich wollte bspw. als Jugendliche keinen TV in meinem Zimmer haben. Die Geschwister wollten aber, daher bekam jeder einen. Und in der Oberstufe hatte ich dann eine Art zweiten Stundenplan über der Tür hingen, auf dem die Serienzeiten meiner Lieblingsserien standen, so dass ich fast täglich damit befasst war, eine Serie nicht zu verpassen oder zumindest den Videotext dazu zu lesen.
Fazit war, dass ich, als mein TV kurz nach dem Auszug aus dem Elternhaus kaputt ging, keinen neuen wollte. Eine Weile habe ich komplett ohne TV und auch ohne Computer (Bibliothek) gelebt. Also, es ging nur alles oder nichts.

Bei Süßigkeiten habe ich von Freunden gehört, dass Süßigkeiten uninteressant waren, weil es ständig zu Hause eine große Schale im WZ davon für jeden gab - aber einige Freunde bei jedem Besuch über dieser Schale hingen.

Ich denke, man sollte die goldene Mitte finden, aber viel wichtiger als der Zugang ist das Thematisieren. Mit dem Kind darüber sprechen, warum man Süßigkeiten isst (oder mit dem Jugendlichen, warum man Alkohol trinkt) und wie man das selbst reguliert. Dass man sich am besten an Süßigkeiten nicht satt isst. Dass Süßes zu essen ein Auslass für Stress sein kann und welche Alternativen man dazu kennt und ausprobieren könnte. Wie die Industrie einen dazu verleitet, bestimmte Sachen zu kaufen und zu viel davon zu essen.

Wegschließen führt nur zum Janker, zu Heißhunger, zu Gedanken daran, was man sich alles kauft, wenn man mal Geld oder keine Verbote mehr hat - aber nicht zum bewussten Umgang damit.
Das gilt mMn für alles.

Wenn man mal eine Weile relativ unbeschränkten Zugang hat UND gelernt hat, bewusst darüber nachzudenken oder zu sprechen, hat man keine Not mehr, irgendwann alles aufzuholen.

Sachen wegzuschließen verschlimmert die Lage mMn nur.

Dann lieber eine Weile nichts kaufen.

Wenn das Heißhungerkind verzichten kann, können die Geschwister auch eine Weile mal verzichten .- nicht als Strafe, sondern als Erfahrung, dass man eben nicht täglich oder wöchentlich Süßes braucht, dass man sich auch aus dem, was die Küche bietet, leckere Snacks zubereiten kann.

Man sollte sich immer folgendes fragen: Angenommen, man trinkt gerne Wein. Wie ginge es einem, wenn der Mann immer mal wieder abends genüsslich ein Glas Wein trinken würde, aber für die Frau den Alkohol unter Verschluss halten würde, weil die sich ja nicht mäßigen kann? Würde man nicht Ressentiments gegen den Mann fühlen und evtl. heimlich nach der Arbeit eine kleine Flasche Wein kaufen und trinken? Und damit viel eher in eine potenzielle Sucht getrieben werden, als wenn der Mann so etwas nicht machen würde?

Bearbeitet von Toschkalee
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Du hast völlig Recht, das ist auch wahnsinnig gut beschrieben.

Ich glaube meine Eltern haben sowas gemacht um uns unter Kontrolle zu halten, und unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken.

Als du gerade darüber gesprochen hast, vielen mir eben solche Beispiele ein.
Das ist wirklich interessant.

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In einer idealen Welt lebt seinen Kindern vor, wie man sich gesund ernährt. Wozu natürlich auch Genussmittel gehören. Und man lebt den Kindern vor, wie man mit Emotionen umgeht, damit sie nicht Essen als Lösung sehen, mit diesen umzugehen. Wenn dies nicht rechtzeitig passiert und das Kind schon diese "Störung" hat, wäre der nächste, dringende Schritt sich Hilfe zu holen um dahinter zu kommen, was da schief läuft.

Nur das Essen wegzuschließen wird das ursprüngliche Problem nicht lösen, nur verlagern. Zum Beispiel auf auswärtiges Essen oder andere problematische Verhaltensweisen um die Gefühle, die das Kind nicht anders behandeln kann, "wegzumachen".

Ich habe das Gefühl, Du fragst Dich, ob Deine Eltern "schuld" an deiner Anorexie sind, weil sie das Essen reglementiert/nicht nachgefüllt haben und Du Dich dadurch verpflichtet gefühlt hast, deinem Bruder etwas Gutes zu tun, indem Du für ihn mehr übrig gelassen hast. Ich sehe die Schuld bei deinen Eltern insofern, dass sie (anscheinend?) außer der Einschränkung der Lebensmittel, nichts getan haben, um an die Ursachen des emotionalen Essens Deines Bruders zu kommen. Und evtl. darin, dass sie nicht erkannt haben, was mit Dir los war, warum Du auch eine Essstörung entwickelt hast.

Das hat nichts mit Beschränkung oder freiem Zugang zu Genussmitteln zu tun.

Bearbeitet von Klickklack
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Tatsächlich stelle ich mir die Schuldfrage nicht mehr.
Ich denke nach Therapie weiß ich schon ganz gut wie es insgesamt entstanden ist, und meine Eltern zum Glück auch.

Mehr besorgt bin ich da nach wie vor um meinen Bruder, aber auch da würde ich mich nicht mehr aktiv einmischen, er ist erwachsen.

Gefragt habe ich mich das, weil ich glaube ich ohne diese Antworten hier davon ausgegangen wäre, dass man weiterhin Dinge besser wegschließt, um zu vermeiden dass zb Geschwister darunter leiden.

Mir ist es natürlich wichtig da vernünftig zu handeln, aber ich merke dass es mich emotional aufwühlt, wenn das Kind meines Mannes schreit und tobt sobald es keine Nutella auf dem Brot gibt.
Ich kann meine Gefühle dazu ihr gegenüber verbergen, aber es macht mich unterschwellig sauer.
Das ist aber eigentlich nicht richtig, und ich denke ich empfinde da genau wie meine Eltern. Nur so handeln möchte ich nicht.

Vielen Dank für die Antwort!

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Ich würde bei einer offensichtlichen Zuckersucht definitiv auch Sachen nicht mehr kaufen oder anbieten. Aus den Augen aus den Sinn. Zumal bei Zucker auch einen richtigen Entzugseffekt eintritt, den ich leider (Naschkatze wie ich bin) zu selten geschafft habe. Zucker verursacht Heisshunger! Und nicht die Abwesenheit von Süssigkeiten.

Davon abgesehen, sehe ich es wie die Vorschreiberin, nur an den Symptomen der Esssucht zu arbeiten, anstatt an der Ursache des emotionalen Essens bringt nicht viel und ist nicht nachhaltig.

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Ich halte das Wegschließen von Süßkram für falsch. Als Kind hatte ich eine Freundin, bei der das so war, die durfte nur Sonntags aus einer Box was Süßes. Sie hat entsprechend danach gegiert.
Mein Kind hat einen Freund, der ist etwas kräftiger gebaut. Weil die Eltern sich scheinbar um seine Figur sorgen, werden die Süßigkeiten dort reglementiert. Wenn er hier ist, will er alle zwei Minuten etwas essen, kein Witz. Das ist total nervig und anstrengend, und ich finde es besorgniserregend. Als er mitbekommen hat, dass mein Sohn nicht nach Essen fragen muss, konnte er es nicht fassen. Ähnliche Erlebnisse hatte ich auch schon anderen Kindern, bei denen es mit den Süßigkeiten streng zugeht. Mir wurde das vorher auch von ganz vielen Leuten erzählt, die so ein Verhalten von Kindern kennen, daher wollten wir es bei unserem Kind anders machen.

Unser Kind hat daher relativ freien Zugang zu Süßem. Es gibt Regeln, wie z.B. nicht vor den Hauptmahlzeiten, nicht am frühen Morgen, nicht die ganze Tüte auf einmal. Aber das wird auch zusammen besprochen, warum das so ist. Ich lasse ihn dann ganz bewusst auch selbst Snacks beim Einkaufen aussuchen und hin und wieder richtig viel davon essen, damit er selber sein Limit kennen lernt. Ich hab mich auch schon mal an Süßkram überfuttert, finde ich jetzt nicht so schlimm, wie das Gefühl, man dürfe nicht essen, was man möchte. Als Erwachsene kann ich außerdem dafür sorgen, dass nicht übermäßig viel Süßkram im Haus ist und auch viel Obst serviert wird.
Mein Sohn hat daher einen entspannten Umgang mit Süßigkeiten. Er freut sich drüber, mag aber nicht alles, probiert gerne, was er nicht mag, isst er nicht. Aber er versteckt nichts, giert nicht, teilt gerne mit uns oder mit Freunden. Hat einfach Spaß dran und gut ist.

Ich würde also sagen, dass es entscheidend ist, wie die Familie mit Nahrungsmitteln umgeht (und dazu gehört auch Süßkram) und das thematisiert. Wegschließen halte ich für genau falsch, dass sind dann die Kinder, die hier völlig austicken und sich am liebsten die ganze Kekstüte auf einmal reinschütten wollen. Der Freund meines Sohnes wollte nicht mal mehr spielen, sondern nur essen, essen, essen...

Bei der Stieftochter würde ich also da ansetzen, dass die Süßigkeiten nicht reglementiert werden (außer eben natürliche Grenzen wie Budget für Lebensmittel, das man so als Familie hat, und dass nicht alles den anderen weggefuttert wird ohne Rücksicht) und davon unabhängig schauen, ob es bei den Hauptmahlzeiten ein Problem gibt. Vielleicht ist es ja genug, was sie da isst? Wie alt ist sie denn?

Bearbeitet von Freundin
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Hi,

ich denke vorleben ist das wichtigste und ein gesundes Mittelmaß finden.

Wäre es bei mir so, dass ein Kind so eine Störung hatte, würde ich das ersten nicht jahrelang so hinnehmen, sondern schnellstens professionelle Hilfe suchen und dann tatsächlich alles wegschließen. Das Kind, dass das Problem nicht hat, würde dann eben außer der Reihe was bekommen. Mal 2 € damit sie sich auf dem Heimweg von der Schule was kaufen kann. Eben so, dass das gesunde Kind nicht zurückstecken muss, das kranke Kind, aber nicht die Möglichkeit hat.

Da bei uns beide Kinder zum Glück nichts dergleichen haben,haben wir immer Süßes da und sie dürfen auch naschen. Sie müssen kurz fragen und es gibt auch nicht immer was (wenn sie schon viel genascht haben, oder es kurz vorm Abendessen ist.) das akzeptieren sie auch meistens ohne größere Diskussionen :D

Beide bewegen sich auch viel und sind schlank, also von daher sehe ich da kein Problem.
Wichtig ist mir, dass wir Eltern auch erklären, dass Süßigkeiten was tolles sind und lecker, aber eben nicht so gesund und man deswegen bei Hunger nicht zu Süßigkeiten greift, sondern etwas anderes isst. z.B. ein Butterbrot mit Gurken, oder eine Apfel oder eine Banane. Oder auch erstmal was trinkt (wenn ich der Meinung bin, das sie eigentlich genug gegessen hatten gerade erst), weil oft wird Durst auch mit Hunger verwechselt.
Süßigkeiten sind in Maßen aber völlig unbedenklich und es ist auch ok, mal ein bisschen mehr zu Essen. Zu Nikolaus und Ostern dürfen sie frei so viele Süßigkeiten essen wie sie wollen, wenn an dem Tag dann eben mal kein Abendessen gegessen wird, ist das so und bringt keinen um. Unser Großer nutzt das tatsächlich gar nicht so aus und auch die Kleine hat schon deutlich weniger gegessen, als noch im Jahr vorher.

Ich habe auch beide schon die Erfahrung machen lassen, dass zu viel Bauchweh machen kann. Hilft auch beim Verständnis, dass es ungesund ist.
Wir versuchen es auch vorzuleben. Also keiner muss leer essen, jeder darf aufhören, wenn er sich satt fühlt. Wir vermitteln nur, dass man dann eben weniger auf den Teller legt, damit man nichts wegwerfen muss. Das klappt auch immer besser, vor allem beim Großen.

Allgemein denke ich, dass der Umgang der Eltern damit auch entscheidend ist.
Meine Eltern haben beide viel geraucht und Geburtstage waren feucht fröhlich, zumindest für meinen Vater, meine Mutter hat nie groß getrunken, klar, einer musste sich ja um uns kümmern und später als wir größer waren, hat sie mal 2 - 3 Baileys getrunken, aber auch nicht massig.

Aber mein Vater hat nie getrunken, wenn er fahren musste, bzw. wenn er wusste es wird später, dann hat er ein Weizen zum Abendessen getrunken. Was dann auch problemlos geht.
Meine Mutter hat immer gesagt, sie wünschte sie hätte mit dem Rauchen nicht angefangen und uns erklärt, wie schwer es ist, damit aufzuhören und dass sie uns nie verbieten würde zu rauchen, weil sie es ja selbst macht, aber sie es uns empfehlen würde, das nicht zu machen.

Auch mit dem Thema Alkohol wurde immer offen umgegangen. Die Freunde meiner Eltern waren alle Leute, die fröhlich und etwas lauter wurden mit Alkohol, aber das war immer völlig im Rahmen und wir Kinder fanden das super lustig. Wir hatten viele Feiern, die bis spät in die Nacht gingen. Silvester ging mal bis morgens um 6:30 Uhr. Da hat die Polizei dann meinen Bruder und seinen Kumpel, die waren damals so 14, morgens angehalten, weil sie vorgelaufen waren und gefragt, wohin sie denn unterwegs sind, als sie uns dann hinterkommen sahen, war es dann ok.

Weder mein Bruder noch ich haben jemals geraucht, mein Bruder hat noch nie Alkohol getrunken und ich auch nicht allzuviel. Ich hatte ein Mal mit 21 dann zu viel getrunken, bzw. auf leeren Magen und danach kannte ich mein Limit. Da mir aber eh nicht viel geschmeckt hat, blieb es auch bei dem einen Mal. Daher war ich sehr beliebt als Fahrerin. Ich weiß nicht mal genau, wann ich das letzte Mal Alkohol getrunken habe und ich vermisse nichts. Mich hat nur teilweise früher genervt, dass die Leute es nicht akzeptieren wollten und man regelrecht gedrängt wurde was alkoholisches zu trinken. Unsere Freunde die wir jetzt haben, wissen die Vorteile zu schätzen.

ich werde es bei meinen Kindern genauso machen, auch wenn sie viel weniger Kontakt mit Alkohol haben, da mein Mann nur in Gesellschaft mal trinkt, aber wenn sie mal älter sind und probieren wollen, dürfen sie das und auch gerne quasi unter Aufsicht trinken. Immer noch besser, als irgendwo heimlich mit Kumpel. Ich glaube fest daran, dass eine gewisse Offenheit plus Aufklärung deutlich besser zur Akzeptant gerade im Teenager Alter führt und es dadurch weniger Überkonsum gibt.

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Was das Wegschließen von Süßigkeiten angeht, lese ich hier oft "DAS" ist das Richtige, oder "DAS" ist das Richtige.
Die Einen meinen, man muss alles frei zugänglich machen, sonst erhöht man den Reiz und/oder die Kinder essen dann bei den Freunden alle Süßigkeiten weg und die anderen sind der Meinung, man MUSS rationieren, sonst gibt es keine Grenzen usw.
Auch was Medienzeit angeht, herrscht hier oft eine recht strickte Meinung.

Aus meiner Erfahrung jedoch kann ich sagen, dass die richtige Vorgehensweise sehr individuell ist. Meinem Kind hätte ich keinen freien Zugang zu Süßigkeiten lassen können (habe ich versucht, ging total in die Hose!). Als er kleiner war, konnte er sich schlicht NICHT zurückhalten, wenn er freien Zugang zu Süßigkeiten hatte. Das hat selbstverständlich auch nicht bei den Freunden funktioniert.
Wenn er Spielbesuch hatte, war es sehr Kind abhängig, wer am meisten bei den Süßigkeiten zugelangt hat. Wir hatten Kinder hier, die wirklich viel Süßes gegessen haben, obwohl sie auch zu Hause absolut freien Zugang zu Süßem hatten/haben und Kinder, die zu Hause nie Süßigkeiten hatten und diese auch bei uns nicht anrührten.
Mein Sohn ist inzwischen 15 Jahre alt und der Süßigkeitenkonsum ist überhaupt kein Thema mehr. Er kann sich mittlerweile selbst bremsen, eine Schüssel mit Süßigkeiten kann wochenlang unberührt bleiben und häufig geht er lieber an die Obstschale als an die Schokolade. Wobei das in Phasen auch andersherum ist.

Beim Medienkonsum zum Beispiel war es bei uns genau andersherum. Fernsehen hat ihn nie interessiert, selbst heute noch gibt es selten Sendungen, die er sehen möchte. Wir konnten ihm schon in der ersten Klasse ruhigen Gewissens einen Fernseher ins Zimmer stellen (wir hatten einen über und wollten ihn nicht wegwerfen). Haben ihm die Spielekonsolen (unsere alten) angeschlossen. Er konnte also zu jeder Zeit einfach an den Konsolen spielen. Sein erstes Tablet hatte er sogar mit ca. 4-5 Jahren bekommen. Es lag immer in seinem Zimmer. Er hatte Phasen, an denen er mehr Zeit mit diesen Geräten verbracht hat und dann vergingen 3-4 MONATE, wo sie unberührt blieben. Es gab schlicht keine Notwendigkeit Medienzeiten einzuführen, weil er das selbst sehr gut im Griff hatte. Ich weiß allerdings, dass es Kinder gibt, bei denen so ein Vorgehen schlicht unmöglich wäre; sie wären nicht von der Konsole oder Fernseher wegzubekommen.

Den richtigen Weg zu finden, passend zum Kind, das ist wichtig. Solche "allgemeinen" Regeln, mit strikten Vorgaben, können nicht funktionieren, weil sie dabei den Charakter des Kindes außer Acht lassen und das gilt, meines Erachtens, für alle Bereiche im Leben der Kinder.

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Naja die Menschen sind unterschiedlich. Es gibt sicherlich die intuitiven Esser, die aufhören sobald sie satt sind und auch an Süssigkeiten schnell gesättigt sind. Es gibt dann auch die emotionalen Esser, die (fr)essen müssen, wenn es ihnen schlecht geht. Und dann gibt es einfach auch diejenigen, die Süssigkeiten / Chips / Fast Food etc einfach wahnsinnig gerne mögen! Ich bin so jemand. Hätte ich als Kind 2 Tafel Schokolade bekommen, hätte ich 1.5 Tafel gegessen.. Hättes es eine (grosse) Tüte Chips gegeben, hätte ich 0.75 davon gegessen. Einfach immer 'zuviel'. Und zwar so viel, dass ich dann stetig zugenommen hätte.

Also hat es bei uns Süssigkeiten nur in moderaten Mengen gegeben. Eine Packung Kekse / eine Tüte Chips für die ganze 4-köpfige Familie an einem Samstag-Abend. Und es durfte niemals ohne zu Fragen genommen werden. Als ich dann Teenie war und freien Zugang zu Süssigkeiten hatte, habe ich auch da immer 'zuviel' gegessen. Nicht völlig überboardet, aber doch einfach so, dass ich halt langsam aber stetig zunahm. Mit 16 war ich moppeliger als alle anderen. Ich hatte diese Veranlagung also schon als Kind und bin froh, dass meine Eltern mir keine freien Zugang ermöglichten. Ansonsten wäre ich ganz sicher sehr dick geworden und das wäre dann umso schwieriger gewesen, im Alter wieder zu ändern. Ich sah es bei meinem kleinen Cousin. Der hatte die gleichen Tendenzen wie ich. Nur waren bei ihm Süssigkeiten, Chips etc. immer frei zugänglich. Er war so ein dickes Kind und als Teenager war er dann massiv traurig, weil er der Dicke war. Er hat hart gekämpft und trainiert und sich mit 18 endlich eine schlanke Figur erarbeitet.

Meine Stieftocher ist genau das gleiche Beispiel.. Ihr wurde von Mutter und Vater nie was verboten, sie liebt Süssigkeiten ebenfalls und hat sich halt inzwischen auch einen entsprechenden Umfang angefuttert. Ich hatte immer wieder darauf hingewiesen, aber man wollte dem Kind ja 'nichts verbieten'. Jetzt ist sie 16, schämt sich, geht im Sommer nie schwimmen obwohl sie nichts lieber täte, sitzt bei über 30 Grad in ihrem Dachzimmer und schwitzt während wir anderen im Garten im Pool sind. Sie zieht nur riesige schwarze Säcke an Kleidung an obwohl sie ebenfalls gerne schöne Röcke, kurze Hosen oder Kleider tragen würde. Sowas tut weh zu sehen.. Darum bin ich absolut dafür, den Kindern eben keinen freien Zugang zu Süssigkeiten etc. zu gewähren.

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"Darum bin ich absolut dafür, den Kindern eben keinen freien Zugang zu Süssigkeiten etc. zu gewähren."

Ich würde gerne den Satz mit einem Zusatz "vervollständigen". WENN die Kinder nicht von selbst ihre Grenze kennen oder einhalten können. :-)

Deine Eltern haben es richtig gemacht, meine Eltern waren in ihrem Handeln ähnlich. Da wo sie sahen, dass wir Kinder nicht von alleine eine Grenze haben, da sind sie eingeschritten. Da wo es funktioniert hat, haben sie auch keine Regeln aufstellen müssen.

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Ja du hast Recht, bei dieser Ergänzung stimme ich dir zu ;-)

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Was ich zwischen 'freiem Zugang' und 'Wegschließen' selten lese ist 'wenig oder gar nichts da haben'.

Mein Mann und ich sind beide so, dass wenn Süßigkeiten im Haus sind, die auch recht schnell gegessen werden. Daher haben wir uns schon deutlich vor der Geburt angewöhnt, einfach nichts zuhause zu haben. Und mit Kind haben wir das - ohne drüber nachzudenken - erst mal so beibehalten. Glücklicherweise sind auch Freunde und Familie eher so gestrickt, dass maximal zu Ostern/Weihnachten mal was geschenkt wird. Und dann auch nicht Unmengen.

Naja, für unseren Sohn ist es selbstverständlich, dass nicht regelmäßig Süßigkeiten gekauft werden, sondern dass das eher die absolute Ausnahme ist. Genauso ist bei uns zum Beispiel auch normalerweise kein Eis im Tiefkühlschrank - und wenn doch mal, wird es ziemlich alt, weil wir gar nicht dran denken, dass da was wäre.

Die geschenkte Weihnachts-/Osterschokolade verwaltet Sohnemann (inzwischen 10) seit einigen Jahren selbst - und ist da glücklicherweise sehr maßvoll. Aber selbst wenn nicht, dann wäre sie halt irgendwann weg.

Jetzt hab ich vielleicht auch gut reden, weil er einfach auch nicht so auf Süßes aus ist.... aber ich denke schon, dass es geholfen hat, dass wir das einfach als Normalität gelebt haben.

Wenn er inzwischen im Supermarkt mal was will, darf er sich das dann auch kaufen. Aber meist ist ihm sein Taschengeld dann zu schade.

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Emotionale Esser entstehen sicher dadurch, dass man im Kindesalter die Kinder mit Essen beschäftigt und ablenkt.

Beispiel: Kind schreit. Kind ist wütend, weil wir "falsch" angeschaukelt haben. "Willst du ein Stück Schokolade?". DAS macht nämlich mein Schwiegervater. Er hat nämlich nie gelernt solche Situationen zu ertragen, wiegt 130 kg, ist ein Stressesser. Wir haben ihm klar gemacht, dass unser Kind NICHT mit Essen bzgl Süßigkeiten aus einer Wut heraus abgelenkt werden soll.
Genauso, Essen als Zeitvertreib. DAS wiederum musste ich meiner Mutter erklären. Gerade nix zu tun. Kind gelangweilt "willst du etwas essen?".
Allein bei der Vorstellung könnte ich 🤮

Unser Kind kommt an Süßigkeiten dran. Sie akzeptiert ein Nein. Sie bekommt nahezu täglich etwas Süßes. Sie teilt es sich selbst ein.