Geschwisterliebe/ Neid

Hallo,
Ich war das Wochenende bei meinem Bruder und seiner Familie.
Er hat 2 entzückende Kinder. Nun ist es leider so, daß sie sich gegenseitig die Butter auf dem Brot nicht gönnen.
Ich kenne das auch aus anderen Familien.
Ich kenne allerdings auch ein geschwisterpaar, da ist es gar nicht so. Da unterstützen sich Bruder und Schwester so gut es geht.
Bin aktuell mit Nummer 2 schwanger und hätte natürlich gerne Kinder, die sich den Dreck unter den Nägel auch gönnen.
Wie macht man das ? Kann man das als Eltern steuern? Habt ihr Tips?

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Spannend die anderen Antworten zu lesen. Ich bin der Meinung, dass man da ganz viel tun kann und da das Verhältnis zwischen mir und meiner Schwester ganz schlimm war in der Kindheit und mich jahrelang sehr belastet hat, bin ich auch bereit einiges dafür zu tun, dass es bei meinen Kindern anders läuft. Aber ich schreibe bewusst "Meinung", weil man wahrscheinlich kaum überprüfen oder beweisen kann, was sich wie auf die Geschwisterbeziehung auswirkt. Natürlich hängt es immer auch von den jeweiligen Persönlichkeiten ab. Man kann niemanden zwingen beste Freunde zu sein, ist ja auch nicht nötig, aber man kann versuchen die Eifersucht und den Wettbewerb gering zu halten und zu Hause für eine freundliche und respektvolle Atmosphäre zu sorgen.

Einige Faktoren, auf die ich bei meinen Kindern (4 und 1,5 Jahre) achte:
- Das erste Kind sollte besonders am Anfang nicht zu sehr zurückstecken müssen. Mein Partner hatte deshalb gleich am Anfang 2 Monate Elternzeit
- Positive Interaktionen ermöglichen und fördern. Beispiel: Der Große durfte den Schnuller holen, wenn das Baby quengelt. Manchmal wäre das vielleicht nicht nötig gewesen, aber es war so schön für ihn zu sehen, dass sein Handeln das Baby beruhigt und das Baby hat von Anfang an gelernt "mein Bruder hilft mir". Heutzutage ist das nicht mehr der Schnuller, aber unser Sohn kommt sofort gerannt, wenn die Kleine weint, umarmt und tröstet sie. Die Kleine macht ihrem Bruder sowieso alles nach, also natürlich kommt auch sie jetzt immer um ihn zu trösten.
- Bei Konflikten sind wir Eltern nicht Schiedsrichter, sondern Mediator. Mittlerweile greifen wir nur noch ein, wenn ein Kind unsere Anwesenheit zu wünschen scheint. Wir suchen dann nicht nach einem Täter und bestrafen auch nicht, sondern versuchen mit beiden Kindern herauszufinden, was das Problem ist und wie man es lösen könnte. Dabei laden wir auch dazu ein, die Perspektive des anderen Kindes zu verstehen ("wie würde es dir gehen, wenn..") - letzteres funktioniert natürlich bisher nur beim Großen.
- am Anfang haben wir ganz viel übersetzt, also dem Kleinkind erklärt, was das Baby mit seinem Weinen, Glucksen oder der Gestik sagen will. Später hat er immer mehr geübt es selbst zu verstehen. Es gab wenig Regeln, wie er mit dem Baby umgehen soll, aber es war seine Aufgabe im Zweifelsfall dem Baby ins Gesicht zu schauen und zu überlegen, ob sie etwas (z.B. kitzeln) mag oder nicht. Wir haben also quasi Einfühlen geübt. Die Kleine macht auch das mittlerweile nach. Wenn sie sein Verhalten nicht einschätzen kann, schaut sie ihm genau ins Gesicht und macht in Babysprache fragende Laute und er erklärt ihr dann, ob alles okay ist oder eben nicht. Er fühlt sich dann gehört und es geht ihm gleich besser.
- wir haben die Kinder nie gezwungen zu interagieren. Eine Zeit lang war es sehr anstrengend für den dann 3-Jährigen, dass das Krabbelbaby seine Bauten zerstört hat oder sein Spielzeug angeknabbert hat. Er wollte aber bei uns sein. Wir haben dann mit einem Gitter eine Ecke des Wohnzimmers für ihn gesichert.
- wir haben den Älteren möglichst nicht in die Rolle "großer Bruder" gedrängt. Er durfte weiter klein und emotional und unselbständig sein, wenn er das gerade brauchte, und musste nicht funktionieren, weil er ja der vernünftigere ist
- generell geben wir im Alltag möglichst wenig Bewertungen ab, also weder Lob noch Kritik (auch aus anderen Gründen unabhängig vom Geschwisterthema). Weniger bewerten führt auch zu weniger vergleichen. Das war einer der größten Fehler meiner Eltern, die waren ständig am loben und kritisieren und auch wenn sie von der jüngeren natürlich weniger erwartet haben, hat die sich dann ja automatisch als minderwertiger empfunden.

Ansonsten wirst du selbst merken, wie sehr Kinder das eigene Verhalten spiegeln. Wenn ich mich ein paarmal zu Hause im Ton vergreife (egal wem gegenüber) höre ich die gleiche Aussage in der gleichen Tonlage ein paar Tage später bei meinem Sohn gegenüber seiner Schwester. Wenn man also mit den Kindern wertschätzend umgeht, trägt man sicher dazu bei, dass sie auch miteinander wertschätzender umgehen.

Bei uns klappt es bisher super, ich kann es selbst kaum glauben, dass Geschwister so miteinander sein können. Lieblingsessen wird freiwillig geteilt, weil es so schön ist, das Strahlen im Gesicht des anderen zu sehen. Natürlich nimmt mal einer dem anderen etwas weg, aber wenn der andere dann weint, wird sofort getröstet und entweder der Gegenstand zurückgegeben oder andere Lösungen gesucht. Ich muss nur ganz selten eingreifen.

Natürlich weiß ich nicht, was die Zukunft bringt, sie sind ja beide noch klein. Aber ich glaube nun langsam daran, dass es nicht so laufen muss, wie bei mir früher 😊.

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Ich bin und bleibe (wegen meines Alters) eine Einzelkindmutter aber was Du beschreibst hört sich einfach toll an. Aufmerksam und bedürfnisorientiert!

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"Weniger bewerten führt auch zu weniger vergleichen. Das war einer der größten Fehler meiner Eltern, die waren ständig am loben und kritisieren und auch wenn sie von der jüngeren natürlich weniger erwartet haben, hat die sich dann ja automatisch als minderwertiger empfunden."

Gerade diesen Punkt, halte ich für unglaublich wichtig! Ich habe ein Einzelkind, habe das allerdings einige Male bei Eltern mit mehreren Kindern gesen und wie dadurch, zum Teil sehr große, Rivalität zwischen den Kindern gefördert wurde. Sicherlich nicht beabsichtigt von den Eltern, dennoch mögen sich gerade diese Geschwisterkinder weniger und sehen sich eher als Konkurrenten an.

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Nein, das kannst Du nicht steuern. Ich habe 6 Neffen und Nichten, zwei Kinder, habe selber eine Schwester und mein Mann hatte sieben Geschwister und zwei Töchter, wovon eine fünf Kinder hat.
Also Vergleiche aus drei Generationen.
Komplett abgebrochene Kontakte, Neid, Missgunst und maßlose Eifersucht (meiner Meinung nach unbegründet) sind genauso dabei wie fester Zusammenhalt von Geschwistern von klein auf bis ins Erwachsenenalter.
Du musst es leider nehmen, wie es kommt. Deswegen bekommt man bitte auch kein Kind als "lebenslange Stütze" für ein Geschwister, das kann so werden, muss es aber nicht.
Sehr oft ändern sich die Verhältnisse massiv, wenn die neuen Partner dazukommen, das würfelt jede Familie durcheinander - und urbia ist voll von Berichten über missgünstige Schwägerinnen, Geschenkewettbewerbe und Neid wegen Geschenken für die Kinder beider Seiten usw. usw. Leider fetzen sich auch kleine Geschwister oft ohne gleich ersichtliche Ursache, sie können einfach nicht miteinander. Ich wünsche Dir einfach mal ein liebevolles Geschwisterverhältnis Deiner Kinder 👍
LG Moni

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Hallo,

ich denke kaum das man das steuern kann.
Ich habe 2 Schwestern und 2 Brüder.
Eine meiner Schwestern war extrem eifersüchtig auf mich.
Sie hing als Kind sehr an unserer Mama und hatte extreme Verlustängste. Die älteren Geschwister waren für sie okay, aber mein Bruder, der 1.5 Jahre später zur Welt kam, war schon ein Dorn im Auge. Als dann ich zur Welt kam, war sie erst 3 Jahre alt.
Sie erzählte mir, dass sie seit sie denken kann eifersüchtig auf mich war.

Besonders schlimm war für sie, als meine Mama für mich Schnuller gekauft hat (ich war noch im Bauch). Meine Schwester mochte keinen Schnuller, war dennoch eifersüchtig und verstand die Welt nicht mehr, dass ich so tolle Schnuller bekomme und sie nicht.
Das hat sie mir erst vor ein paar Jahren erzählt.

Erst als sie einige Jahre von Zuhause ausgezogen war, hat sie begonnen diese Eifersucht zu hinterfragen. Sie hat sich mehr mit mir beschäftigt und ist drauf gekommen, dass ich wohl kein all zu schlechter Mensch bin. 😉
Wenn sie das nicht getan hätte, wären wir sicher getrennte Wege gegangen, da sehr viel vorgefallen ist...

LG

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Ich denke, dass Eifersucht erstmal normal ist, grade am Anfang. Aber man kann versuchen gegenzusteuern.
Stille ich zb, darf der Große jederzeit in den freien Arm zum Kuscheln kommen.
Im Wohnzimmer dürfen alle mit allem spielen, natürlich nichts wegnehmen, aber auch Gebautes muss dort nicht ganz bleiben. Alles was nicht geteilt werden soll oder nicht kaputt gehen soll, ist im Kinderzimmer. Möchte der Große seine Ruhe, kann er dort jederzeit spielen und die kleine Schwester darf auch nicht rein, wenn er nicht will. Geschützte Bereiche eben.
Beim Essen bekommen beide das gleiche. Bekommt einer einfach ein Buch gekauft, bekommt auch der andere eins.
Jedes Kind hat Exklusivzeit. Die Kleine wird jetzt ein Jahr alt und je älter sie wird und sich auch wehren kann nuw mehr aushält, desto weniger mische ich mich ein. Anfangs war das noch nötig, da der Große ja wesentlich stärker ist und sie es nicht verstand und nicht reden konnte. Jetzt versteht sie schon sehr viel. Ich muss also seltener eingreifen bzw leite nur an: Ihr streitet euch, wie könntet ihr das denn lösen, damit jeder zufrieden ist?
Ich benenne seine und ihre Gefühle für den jeweils anderen, damit sie einfühlsamer werden.
Es gelten dieselben Regeln für alle.
Bisher lieben sie sich sehr.

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Bei uns herrschte grosser Geschwisterneid. Zwei Mädchen, altersmässig nah beieinander und eben mit so knappen Mitteln, dass man schon befürchten musste, es ginge einem was ab, wenn die Schwester etwas bekam.

Meine Schwester als die ältere war da besonders krass, da reichte es schon, wenn sie zum Geburtstag zb von der Tante ein Kleid bekam, ich dieses erbte, als es ihr zu klein war und trotzdem am eigenen Geburtstag von der Tante etwas geschenkt bekam, wovon sue dann aber nichts hatte.

Unsere Eltern haben uns aber auch gegeneinander ausgespielt, muss ich heute sagen. Meine Schwester zb verriet mir in einem Streit ganz stolz, dass mein Vater ihr gesagt hatte, ich sei dumm. Es war sicher nicht in seinem Sinne, dass ich das erfuhr, aber sie fühlte sich damit besser. Auch ich fühlte mich besser, wenn jemand gegen meine Schwester etwas sagte und mich dabei aufwertete, aber als meine Mutter mit mir allein war, meine gute Note lobte und gleichzeitig bemerkte, meine Schwester sei eine "faule Sau", habe ich das dann doch für mich behalten. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich den Augenblick genossen habe.

Heute finde ich es natürlich nicht mehr in Ordnung, wenn Eltern so was machen oder auch vergleichen: "wie sieht dein Zimmer aus, sofort aufräumen! Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder, der hat aufgeräumt und darf jetzt einen Film gucken." Und so etwas idealerweise in Gegenwart beider Kinder.

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Hallo,
wir haben zwei Söhne, 19 und 14.
Wir haben jetzt noch darüber gesprochen, dass sich die beiden bis jetzt noch nicht einmal ernsthaft gestritten haben. Von so normalen Dingen wie "lass mich jetzt in Ruhe" in einem etwas lauteren Ton mal abgesehen oder diese Dinge "nein, ich will jetzt nicht mit Dir spielen".....so was halt. Aber eben kein ernsthafter Streit oder das der eine dem anderen etwas nicht gönnt.
Bei uns war es eher so, dass der Kleine den Großen angehimmelt/bewundert hat.
Wir haben das eigentlich gar nicht so direkt gesteuert, wie will man das auch machen? Unser Großer war allerdings immer eher der Ruhigere, das sagten bereits die Damen im Kiga. Er gab lieber nach als sich mit jemanden auseinanderzusetzen (wenn es z.B. darum ging, ob man Lotti Karotti oder Mau Mau spielt, so als Beispiel). Und vielleicht macht sich auch der Altersunterschied von exakt 4,5 Jahren bemerkbar. Unser Großer war da schon recht vernünftig und einsichtig, wenn er mal ein paar Minuten auf Aufmerksamkeit warten mussten, weil der Kleine vielleicht gerade seine Flasche bekam oder eine neue Windel brauchte. Ein jüngeres Kind ist da vielleicht nicht so verständnisvoll und versteht noch nicht, warum ein Baby manchmal Vorrang hat und so etwas könnte auch Eifersucht hervorrufen, die vielleicht auch länger anhält, als den Kindern gut tut.
LG
Elsa01