Kind (7) schwindelt

Hallo, ich benötige mal euren Rat.

Mein Kind (fast 7) flunkert und lügt in letzter Zeit immer mal gerne.
Meistens „harmlose“ Flunkerein, aber es häuft sich und so langsam weiß ich nicht mehr weiter.
Auch versucht er ständig was zu verheimlichen.

Jetzt ist es am Wochenende wieder vermehrt aufgetreten.

Beispiele:
Bei der Oma zu Besuch wird er gerne mal mit Schokolade verwöhnt, was auch okay ist. Aber nach dem 3. Kinderriegel ist dann auch mal Schluss und ich sage nein.
Da geht er in die Küche, huscht an mir vorbei und versteckt sich um noch was zu naschen.
(Bei uns zuhause sind die Süßigkeiten zugänglich und er darf sich auch selbst bedienen, soll nur vorher fragen)
Frag ich ihn ob er gerade was nascht, schüttelt er mit dem Kopf.
(Zuhause flunkert er deshalb nicht, nur bei der Oma)

Anderes Beispiel:
Gestern Mittag, ich koche Esse und er darf mit dem Tablett bisschen spielen. Nach einer Weile schau ich mal nach ihm und er versucht das Tablett zu verstecken oder es schnell auszumachen, damit ich nicht sehe was er spielt. Was mich mittlerweile stutzig macht.

Wir hatten vor einer Weile das Problem, dass er mich und den Klassenlehrer angelogen hat (ging um eine Pokémonkarte). Habe mit ihm darüber gesprochen und ihm erklärt warum man nicht lügen sollte, dass das meistes schlimmer ist als die Tat selbst uns so weiter.
Er mir versichert das er es verstanden hat und es lief dann auch gut. Selbst wenn mal was war und er am liebsten schwindeln wollte, hat er mir dann doch die Wahrheit gesagt.

Jetzt fängt es wieder an.

Ich komme in sein Zimmer und sehe das der Tisch feucht ist und sein Schulbuch sowie andere Hefte leicht nass sind.
Ich frag ihn ob er was verschüttet hat, er sagt nein. Ich frage ihn nochmal und deute dabei auf die nassen Hefte. Er verneint wieder.
Dabei ist es eindeutig das er sein Trinken umgekippt hat aber es selbst wieder weggewischt hat. Weshalb ich niemals böse werden würde.
Es nur wissen wollte weil ich mich gewundert habe, bis ich halt die nassen Hefte gesehen habe und auch das noch was auf dem Boden war.
Hab ihn auch wieder gefragt warum er mich denn anschwindelt, dass es nicht schlimm ist das er was verschüttet hat, er hat es ja sogar wieder weggewischt und ich wäre eigentlich stolz auf ihn gewesen.

Da meinte er, er hätte Angst das ich ihn anschreien würde.

Okay ich bin mal etwas lauter geworden, weil meiner ein kleiner Tollpatsch ist.
Im Laufen trinkt, stolpert und dann was verkippt. Der Becher auf dem Tisch fällt fast immer um, er stellt den Becher fast immer nah an die Tischkante und kommt natürlich dran usw.
Ja irgendwann bin ich dann mal etwas lauter / genervter gewesen, weil er es wieder gemacht hat obwohl ich es ihm 3 Sekunden vorher noch gesagt habe.
Aber das ist selten, ich versuche es immer ruhig zu klären (und meistens gelingt es auch – aber nicht immer, was mich selbst ärgert)

Jedenfalls haben wir gestern Abend noch darüber gesprochen und er hat mir versichert er hätte es verstanden.

Dann lagen bei uns Pokemonkarten rum, die ein Freund von ihm bei uns vergessen hatte.
Es waren 16 Stück, gestern waren es nur noch 5 Karten.
Ich ihn gefragt, wo denn die anderen Karten sind, er meint er hätte diese nicht.
Irgendwann hat er sie dann doch nach und nach wieder rausgerückt.

Heute Morgen wollten wir die Karten dem Freund zurück geben (Briefkasten), da wollte er unbedingt die Karten nehmen. Während der Autofahrt verhielt er sich schon komisch und als wir angekommen sind, wollte er unbedingt die Karten in den Briefkasten tun.
Darauf hin hab ich die Karten an mich genommen und gesehen das wieder welche gefehlt haben. Ihn darauf angesprochen, hat er wieder darauf bestanden das er die Karten nicht hätte.
Hab vorher extra nachgezählt und ein Band drum gemacht, also einfach verloren gegangen kann nicht sein – hab ich ihm auch gesagt, er es wieder abgestritten und zum Schluss doch wieder die Karten heimlich versucht zurück zu tun.

Wie verhält man sich da?

Ich habe ihm wieder erklärt, dass ich traurig bin wenn er mich anschwindelt, ich ihm so nicht mehr vertrauen kann. Ihn gefragt wie er es finden würde, wenn einmal sein Freund ihm Karten wegnehmen würde und wie er es finden würde, wenn man ihn immer wieder anlügen würde. Meinte er es würde das nicht toll finden und hat geweint.

Mittlerweile verfluche ich diese blöden Karten schon, da es immer nur Ärger damit gibt. Egal ob im Freundeskreis oder in der Schule.

Wie reagiere ich jetzt richtig? Karten wegnehmen als Strafe? Es auf sich beruhen lassen und beim nächsten mal es ihm wieder erklären?
Was diese Karten angeht kann ich ihm nicht vertrauen, da er sie auch schon heimlich mit in die Schule genommen hat und der Lehrer mehrmals gesagt hat, die Karten sollen zuhause bleiben.
Aber ich kann doch nicht jeden morgen jede Tasche (Jacke, Hose usw.) kontrollieren, oder doch?

Seh ich es zu engstirnig?

Ich hoffe ihr könnt mir paar Tipps geben.:-(

4

Also, ich habe große Kinder und kenne vieles davon auch. Nur bei meinen waren es StarWars- Karten.
Ich bin anderer Meinung als die beiden Vorrednerinnen: Strafen und Entzug führen nur dazu, dass das Kind geschickter wird im Lügen.
Und diese Erfahrung "durfte" ich als Kind selbst machen.
Sieh es mal so: Er ist ein kleiner Bub und das sind in dem Moment seine Bedürfnisse, die er gerade nicht zurückstellen kann (bis auf das Tablett, da würde ich einfach einen vernünftigen Kinderschutz einstellen, damit der nichts aufmachen kann was nichts für ihn ist) und er probiert aus, was geht.
Meine Empfehlung: Lass ihn die Erfahrungen selbst machen. Karten vom Freund nicht vollständig zurückgegeben - der Freund wird sich beschweren. Du kannst ja sagen, dass du glaubst es waren mehr Karten und dass er die doch noch bringen soll. Karten in der Schule - der Lehrer wird das nicht ewig hinnehmen.
Bei der Oma wäre ich super-grosszügig mit Süßem und allem anderen, wie oft seid ihr da?
Mit dem Ausschütten: Frag nicht, "hast du ausgeschüttet", sondern sag: "du da ist es noch nass, da musst du nochmal aufwischen", also nimm die Beschuldigung raus. Weiss eh jeder was passiert ist.

Natürlich muss der Kleine lernen, was er darf und was nicht. Aber glaubst du ernsthaft, er weiß nicht, dass der Freund merkt, wenn es zu wenig Karten sind?

Ich finde alles in allem es ganz normal, was Dein Kind gerade macht. Ich würde mit ihm reden, aber ihn nicht strafen. Und ihn die Konsequenzen selbst tragen lassen. Dann kannst du auch aus einer ganz anderen Ebene mit ihm reden. Z.B. wenn er nachsitzen muss, weil er die Karten nicht daheim lässt

Ich würde das alles nicht überbewerten.

Bearbeitet von Lilarusa
6

Also wenn mein Kind bestohlen würde und die Mutter des stehlenden Kindes sagt "Klar habe ich das bemerkt, konnte aber leider nichts machen, da der Bub ja seine Bedürfnisse nicht zurückstellen konnte" wäre für mich die Freundschaft der Kinder und die Bekanntschaft mit der Familie vorbei. Unglaublich.

8

Es sind Pokemon Karten, die tauschen auch die Kinder auf dem Schulhof unter einander. Und ich habe auch schon mitbekommen, dass ein Kind großzügig seine verschenkt hat und am nächsten Tag stand die Mutter da und hat geschimpft mit dem anderen Kind weil ihr Kind (der der die Karten verschenkt hat) zuhause gesagt hat, sie seien gestohlen worden.

Bei größeren Sachen, natürlich - Diebstahl geht gar nicht.

Aber man muss sich sicher sein, dass es auch wirklich geklaut wurde.

In unserem Fall habe ich gestern nochmal mit meinem Kind geredet und ihm erklärt, das sein Freund das doch gemerkt hätte wenn Karten gefehlt hätten und dann bestimmt böse auf ihn gewesen wäre. Und ob er das schön gefunden hätte, wäre es anders herum gewesen.

Zumindest gestern Abend hat er einsicht gezeigt und wir werden sehen ob es gefruchtet hat.

weitere Kommentare laden
1

Ich würde kontrollieren und, ganz ehrlich: flunkern ist das eine, Diebstahl das andere. Er ist 6, das sollte er verstehen.

2

Hallo Maria,

ich glaube, ich wäre hier jetzt sehr streng. Da Reden offensichtlich aktuell noch nicht hilft, würde er bei mir jetzt in jeder Situation Konsequenzen erleben, kombiniert mit der Ansprache, dass ich Lügen ganz schlimm finde. Und ihm dann erst mal in der Sache nicht mehr vertraue.

Sprich heimlich Süßes, dann gibt es eben morgen nichts. Pokémon Karten (seine eigenen) gibt es erst wieder, wenn er mit ein paar Wochen gezeigt hat, dass man ihm vertrauen kann. Er spielt heimlich was, dann eben eine Woche nicht mehr etc.

Bei 1-2 Situationen würde ich nicht so durchgreifen, aber ich finde bei Euch ist das schon eine Hausnummer und er nimmt Dein Reden offensichtlich nicht ernst.

Und zeig ihm auch ruhig, dass Du ihm Sachen nicht mehr glaubst. Frag bei anderen Eltern nach vor ihm… ‚waren das wirklich 10 Karten? Oder mehr? Weil X hat versucht welche zu behalten…

Ich befürchte, es muss unangenehmer werden, bevor hoffentlich die Einsicht einsetzt.

Positives und ehrliches Verhalten natürlich sehr bestärken und belohnen.

Lieber Gruß Krabbe

3

Ich sehe viele Dinge ähnlich und würde auch die Lügen konsequent ahnden. Das Kind aber vor anderen zu demütigen und bloßzustellen finde ich ganz schlimm. Das würde ich niemals machen und hoffe, die TE macht es auch nicht.

5

Das würde ich auch NIEMALS machen, war sogar etwas geschockt, dass ein Vorschlag kam, in dem es daraum geht ein Kind Bloßzustellen vor fremden Leuten.

Zumal ich denke, er muss jetzt zwar lernen das es Falsch ist zu Lügen und von seinem Freund Karten zu behalten, aber nicht auf so eine Art und weise.

Das würde evtl. nur dazu führen, dass die Mutter /Vater nicht mehr will, dass die beiden Kinder zusammen spielen.
Das passiert evtl. sowieso wenn er es später weiterhin machen würde, aber jetzt muss man ihm wenigstens die Chance geben es noch zu lernen und es beim nächsten mal besser zu machen.

weiteren Kommentar laden
14

Ah spannend. Und nciht unüblich. Ich überlege mal laut.

Dein Kind hat starke Bedürfnisse. Süßes, Zocken, Sammelkarten...das sind Dinge, für die würden Kinder und auch Teenies fast alles tun. Selbstkontrolle ist in diesen Bereichen ultra schwer. Auch in anderern Bereichen versteht er genau, dass seine Antwort eine Reaktion hervorruft. Und er interpretiert für sich, wie er wohl besser davon kommt. Also beim Umschütten...er will nciht der sein, der umgeschüttet hat. Also lügt er.

Dein Kind hat also starke Bedürfnissse, ist jetzt aber in einem Alter in dem es weiß und versteht, dass sein Verhalten nciht okay ist und dass es dir nicht gefällt, oder man eben nicht klauen darf usw. DAher muss es abwägen. Bedürfnis zurückstellen, oder nciht. Wenn nciht, dann muss gelogen werden, denn sonst erreicht er sein Ziel nicht, oder wird im Nachhinein geschimpft/angeklagt.

Also getrennt betrachtet. Er entwickelt sich regelrecht auf diesen verschiedenen Ebenen. Er hat und spürt eigene Bedürfnisse. Er strebt Bedürfnissbefriedigung an. Er kenn eure häuslichen und auch gesellscahftliche Normen. Er weiß was okay ist und was nicht. Er kann schlechtes Gewissen und/oder Scham empfinden.

Tja aber was tun?

Ich würde parallel viele Dinge tun.

1. Ihn mehr mit einbeziehen in Entscheidungen im Alltag/Freizeit. DAss er merkt, dass seine Bedürfnisse ernstgenommen, nicht überrannt werdne. dAss er merkt, man kann Kompromisse aushandeln und dass er merkt, das du seine Bedürfnisse wichtig findest und an vielen Stellen unterstützen willst, dass sie befriedigt werden. aber halt in Maßen und mit Absprachen. Also: du und deine Bedürfnisse sind wichtig und werden ernstgenommen, lass uns überlegen, wie wir sie im Alltag unterkriegen.

2. Beziehungspflege und Selbstwertstärkung und Selbstwirksamkeitserfahrungen.
Eigentlich gleiches Ziel wie Punkt 1.
Ich liebe dich, auch wenn du lügst (was nicht heißt, dass das Lügen keine Konsequenzen hat). Loben, wenn er was gut macht. Er soll merken, dass es gut ist, wenn er seine Bedürfnisse benennt, dass er so vorwärts kommt und er mitwirken kann. Er soll merken, dass du ihn lieb hast und ihn daher nicht abbügelst. Er soll merken, dass er zu dir kommen kann, du eben nciht einfach "Nein" sagst, und er, wenn er zu dir kommt mit Bedürfnissen Erfolgschancen hat, aber wenn er es heimlich macht und lügt am Ende nciht nur leer ausgeht, sondern auch ungute Konsequenzen zu tragen hat.

3. Klare, wenn möglich vorab besprochene Konsequenzen, die er zu tragen hat. Ohne Ausreden, ohne Ausflüchte.
Verständliche Erklärungen, warum etwas nicht erlaubt ist, nicht geht usw. Aber diese Erklärungen würde ich niht jedes Mal neu geben. Regeln nciht immer wieder neu diskutieren. Es gibt ja sich wiederholende Diskussionspunkte. Schreibt sie auf, schreibt auf, wie das gewünschte Verhalten aussieht/was in diesem Bereich erlaubt ist (also wie oft er zocken darf, wann er nach Ausnahmen fragen darf..z.B. wenn ein Freund übernachtet oder so), schreibt auf, welche Konsequenz folgt bei Nichteinhaltung. Und das wird dann durchgezogen. Und ncith immer wieder erklärt und Diskutiert.