Ich bin so unsicher

Hallo ihr lieben,

Ich bin wirklich ein sehr unsicherer Mensch und weiß kindheitsbedingt manchmal nicht, was eine gute Mutter ausmacht, was in der Erziehung richtig und was falsch ist usw.

Ich könnte tausende Beispiele aufzählen, beschränke mich jetzt aber auf 1 bis 3 😁

Meine Kinder sind 6 und fast 9. Beide könnten den ganzen Tag Hörspiele hören, Fernsehen oder nintendo spielen. Erlaube Ich natürlich nicht. Aber ich bekomme sie z.b. kaum nach draußen. Soll ich sie zwingen? Wie gehe ich da am besten vor? Ich möchte z. B. unbedingt spazieren gehen oder joggen gehen. Aber ich kann sie nicht überreden. Darf ich sie alleine lassen? Die Kinder kennen das und waren schon manchmal alleine zu Hause, aber ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen, wenn ich jetzt rausgehe. Meistens verschiebe ich meine Interessen oder meinen Sport auf das Wochenende, wo ich die Kinder nicht habe (bin alleinerziehend).
Oder morgen beginnt die Schule. Der große soll seinen Ranzen fertig machen, Stifte anspitzen, für die anstehende Arbeit lernen. Kein Bock! Soll ich ihn einfach machen lassen? Zwingen? Nintendo verbieten, wenn nicht gelernt wird? Usw. Ihr merkt schon, ich bin echt überfordert mit sowas. Und bitte lacht mich wegen des Beitrags nicht aus.
Danke!

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Hallo anna,

ich finde es schön, dass du den Mut hast dich hier so offen zu geben, dass dich manche Situationen überfordern..
Konkret möchte ich dir auf deine Fragen folgendes beantworten.

Alleine lassen würde ich sie nicht. Oder nur wenn du schon so viele gute Erfahrungen damit gemacht hast, dass du es ihnen zutraust in deiner Abwesenheit dir nicht die Bude auf links zu drehen. Als Alleinerziehende hast du oft nur die Chance etwas für dich allein zu tun wenn die Kids auch ihre Vereine und Termine haben, in denen du sie dort ablieferst und danach für 90 Minuten oder eine Stunde deinen eigenen Hobbys nachgehen kasnnt. Ansonsten würde ich immer schauen ob du eine Betreuung durch Freunde/Familie einmal in der Woche organisieren kannst.

Thema: Sie gehen nicht raus:
Da musst du selbst Anreize setzen und Aktivitäten auch mit ihnen zusammen draußen planen, dann entwickeln sie eventuell auch das Interesse dafür draußen mehr zu machen. Dazu zwingen würde ich sie nicht! In dieser Jahreszeit bin ich auch lieber in der Wohnung als draußen unterwegs. Medienkonsum sollte trotzdem dann kontrolliert werden m.E.

Thema: Den Schulranzen nicht packen:
Du musst da schon ein wenig Grenzen aufzeigen und dich durchsetzen. Wenn dein Sohn merkt, dass du ihn einfach machen lässt wird er sich das auch bei Hausaufgaben denken. Biete ihm doch deine Hilfe an und wenn ihr den Schulranzen fertiiggepackt habt, geht es an etwas Schöneres, wozu er auch Lust hat.

Es ist eine Mischung aus nicht alles erzwingen aber bei den wichtigen Dingen im Leben wie Lernen und Pflichten im Leben (sich für die Schule vorbereiten) sich auch durchzusetzen und es zu kontrollieren. Wenn man als Eltern komplett alles durchgehen lässt, merken Kids das schnell und befolgen deine Regeln und Bitten überhaupt nicht mehr.

Nimm immer Eigeninitiative mit dazu, dass du selbst Anreize gibst, nach draußen zu gehen, bei nicht so tollen Aufgaben mit an zu packen, den Bruder dazuzuholen, zu sagen, hilf ihm dabei mal...

Viel Erfolg weiterhin!

LG
tedd

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Mit dem Rausgehen, entweder schaust du, dass sie nachmittags einen Termin, Sportverein oder der gleichen haben und in der Zeit gehst du joggen/spazieren oder ihr macht was draußen was deinen Kindern auch Spaß macht.
Z. B. Fahrradfahren oder ein Spaziergang zu einem tollen Spielplatz oder der Gleichen.

Und mit dem vorbereiten für die Schule da würde ich sagen erst Schule dann Medien, vorher bleiben die Geräte aus und dann Hilfe anbieten, damit es schneller geht.

Alles Gute

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Was ist richtig, was ist falsch?
In dem Alter habe ich mich selber als Maßstab genommen. Wenn mich etwas genervt hat, was meine Kinder machten, dann habe ich gesagt, dass ich das nicht möchte.

Medienzeiten für Kinder kannst du unter aufwachen mit Medien nachlesen.

Ich kann DIR nur raten, dir Hilfe zu holen. Vielleicht in einer Familienberatungsstelle?

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Ich finde, man muss da unterscheiden. Es gibt Dinge, bei denen darf mein Sohn entscheiden, bzw. die muss er nicht tun, wenn sie ihm keinen Spass machen. Dann gibt es Dinge, die ihm keinen Spass machen, die MIR aber FUER MICH total wichtig sind. Da kann man verhandeln und Kompromisse schliessen ("Du machst das jetzt mir zuliebe, dafuer machen wir anschliessend etwas dir zuliebe, das ich nicht so gerne mache"). Und dann gibt es Dinge, die muessen einfach sein. Bei denen bin ich dann auch mal eklig autoritaer.

Rausgehen ist so ein Mittelding. Machen sie denn regelmaessig irgendwelche Aktivitaeten? Sport oder irgendein anderen Hobby? Dann faende ich es OK, dass sie keine Lust auf Spaziergaenge haben. Aber regelmaessig ein bisschen draussen sein und sich bewegen ist nunmal wichtig fuer die Gesundheit (Vitamin D, Muskelaufbau, generelle Fitness). Also, keinen Bock auf Spaziergang mit Mama wuerde ich akzeptieren. Keinen Bock auf eine Stunde ohne Bildschirm eher nicht.

Meinen Sohn kann man manchmal zum Spaziergang ueberreden, wenn es ein Ziel gibt (am Ende irgendwo einkehren und ein Eis essen oder eine Limo trinken, findet er zum Beispiel ziemlich gut). Er mag es auch, wenn wir wandern gehen und uns dabei ueber ein Thema unterhalten, das er auswaehlt. Ich lasse mich dann total darauf ein, was im Alltag sicher oft zu kurz kommt. Ich habe mich schonmal 5 Stunden intensiv ueber Pokemons unterhalten, waehrend wir einen Berg bestiegen haben.

Alleinlassen kommt total auf die Kinder an. Wenn das fuer sie OK ist, sie verlaesslich sind und wissen, wie man im Notfall ein Telefon bedient, dann finde ich das OK. Du wirst ja vermutlich nicht ewig lange joggen gehen. Man kann ja zB vereinbaren, dass du jetzt eine Stunde laufen gehst. Waehrend dessen duerfen sie eine Sendung gucken oder Nintendo spielen oder so. Danach macht ihr dann was zusammen.

Schulsachen vorbereiten wuerde fuer mich unter "nicht verhandelbar" fallen. Das ist seine Verantwortung, das muss er machen, auch wenn es doof ist. Maximal wuerde ich mit ihm verhandeln, WANN er es macht. Dann aber auch darauf bestehen. Also er darf beschliessen, dass er den Rucksack in 30 min/ nach dem Ende des Hoerspiels/ nach dem Mittagessen packt. Aber dann muss er es auch machen.

Ich wuerde nicht sagen "Du darfst nicht Nintendo spielen, wenn du nicht lernst" sondern eher "Mach erst deine Aufgaben. Wenn die fertig sind, kannst du gerne Nintendo spielen, aber die Schulsachen muessen zuerst erledigt werden". Ich wuerde mich allerdings erstmal in einer ruhigen Minute mit ihm hinsetzen und ihn anhoeren, wie er sich das vorstellt. Mein Sohn ist zB immer recht platt, wenn er aus der Schule kommt. Er macht dann gerne erstmal eine 30-60 Minuten Pause mit einem Snack und etwas Bildschirm. Hausaufgaben macht er lieber danach. Also erst in Ruhe besprechen und einen Plan aushandeln. Dann darauf bestehen, dass der eingehalten wird.

Nachsatz: In der Realitaet gibt es dann natuerlich trotzdem manchmal Streit, Verweigerung, Gemotze etc. Das heisst nicht, dass du eine schlechte Mutter bist. Familie ist nunmal nicht immer Instagram-tauglich.

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Ganz ehrlich: ja, ich würde sie in gewisser Weise zwingen! Meine Tochter ist zwar noch etwas jünger, aber sie würde am liebsten wohl auch nur zu Hause rumgammeln und den ganzen Tag Hörspiele hören und fernsehen! Ich versuche das Rausgehen dann immer mit etwas schönem zu verbinden - Spielplatz, Schwimmbadbesuch, Streichelzoo, Zoo o.ä. und wenn wir zu einer Indoor-Veranstaltung gehen (Kindertheater z.B.), dann gehen wir eine halbe Stunde bis Stunde früher und gehen in der Nähe noch auf den Spielplatz oder spazieren bis es anfängt. Funktioniert ganz gut :-)

Ich finde es wichtig für Kinder, dass sie viel Zeit draußen verbringen und sich nicht nur zu Hause in irgendeiner Form "berieseln" lassen und auch wenn ich manchmal etwas Überredungskünste anwenden muss, hat sie dann doch draußen immer viel Spaß, turnt rum, lacht viel und nicht selten beschwert sie sich sogar wenn ich dann sage "so, jetzt gehen wir wieder heim" ;-)

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Ich finde es auch toll, dass du so offen bist!

Ich persönlich finde "zwingen" schwierig. Denn alles, was unter Druck passiert erzeugt Widerwillen und Diskussionen. Versuche es mit Freiwilligkeit, aber gib trotzdem was vor. Klare Ansagen, bestimmt formuliert und möglichst konkret.
Also statt "Ich fände es gut, wenn ihr nachmittags öfter mal raus geht" lieber so formulieren:

Heute Nachmittag ist von 14.00 - 15.00 Uhr "Draußen-Zeit". Ihr dürft entscheiden: Wollt ihr lieber auf den Spielplatz oder sollen wir lieber Fußballspielen?

Ganz ehrlich: Meine Kids haben auch nicht jeden Tag Lust, rauszugehen. Und wenn es dann mal nicht klappt oder nur kurz, ist es auch kein Drama. Ich hab auch nicht jeden Tag gleich Lust.

Erstellt gemeinsam eine Liste mit Aktivitäten, die euch draußen Spaß machen. Jeder darf was vorschlagen! (Pfützen hüpfen, mit Kreide auf der Straße malen, Seifenblasen pusten, Verstecken spielen, Spielplatz, Wettrennen, Spaziergang zur Eisdiele, Fahrrad / Laufrad fahren, ) Macht eine kleine Challenge: Schaffen wir es diese Woche, fünf Dinge davon zu machen?

Oder überleg, wie du es ihnen schmackhafter machen könntest, dich beim Laufen zu begleiten. Vielleicht mal eine Stoppuhr mitnehmen und schauen, wie schnell ihr auf 100 m seid?

und bezüglich der Medien-Zeit: Da würde ich dir raten, dir erstmal selbst klar zu werden, was dir wichtig ist (z.B. zeitliche Beschränkung jeden Tag oder medienfreie Zeitblöcke oder keine Medien mehr nach 19 Uhr, etc.) und dann zu überlegen, wie du das umsetzen könntest und dann den Kindern klar zu kommunizieren, was jetzt gilt.

Vielleicht kannst du auch mal in der Bibliothek nach Erziehungs-Büchern stöbern, da gibt es so einiges und es ist bestimmt was dabei, das dich anspricht!

Liebe Grüße!
Nadine

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Meine Töchter sind 4 und 7, also noch etwas jünger. Vielleicht ändert sich meine Meinung innerhalb der nächsten 2 Jahre auch nochmal, aber ich bestehe schon auf gemeinsames Rausgehen. Ich sehe es um ehrlich zu sein nicht ein, tagein- tagaus drin zu bleiben, weil das die Kinder vermeintlich so wollen. Meine Kleine geht eh gern raus, die Große eher nicht so. Deshalb ist der Kompromiss oft, wir gehen erst ein bisschen raus, auch gerne mit Fahrzeugen (Roller, Fahrrad), danach können wir drin was spielen . Meistens tut es allen gut raus zu kommen und danach kommt man dann entspannt heim :)

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Guten Morgen,
Wie Du an den bisherigen Antworten festgestellt hast, gibt es verschiedene Meinungen :-p
Meine Kinder sind teilweise in dem Alter Deiner 2 und teilweise schon älter. Ich bin eher der konsequentere Typ und "zwinge" meine Kinder durchaus zu Dingen. Beim Ranzen Packen gäbe es bei mir kein Pardon, das muss ja erledigt werden. Beim Spazierengehen hängt das tatsächlich von meiner eigenen Tagesform und dem ganzen Drumherum ab. Beim Joggen würden sie ja vielleicht eher "nerven" oder müssten mit dem Rad mit. Da fände ich die Zeit für mich allein auch einfach schön und würde alle Laufen gehen. Ich mache das selbst gern mit zügigen Spaziergängen unf Knopf im Ohr. Allein bleiben sind Deine 2 ja durchaus gewohnt, schreibst Du, und man ist dann ja eher nur 30-45min weg.
Wenn ich das Gefühl habe, dass die Kinder nur in der Bude hocken, entscheide ich auch oft, dass sie jetzt mal frische Luft brauche und dann "zwinge" ich sie auch raus. Nicht selten ist das Gemaule erstmal groß, manchmal dürfen sie dann mit überlegen, wo es hingeht, manchmal habe ich eine kleine Stärkung dabei und manchmal geht es einfach los. Das Gemaule legt sich meist schnell und irgendwas findet sich ja unterwegs immer, was interessant ist oder Spaß macht. Manchmal kommt ein Schnitzmesser mit, manchmal ein Ball, manchmal ein Drachen, manchmal Gummistiefel...
Ich selbst halte es für nicht gut, wenn sie die ganze Zeit in der Bude hocken und irgendwelche Medien um sich haben.

Grüße Jujo