Was machen wir bloß falsch mit unserem Sohn?

Hallo liebe Mamas,

im Beitrag habe ich bereits einiges an Problemen erläutert. Da wir bereits Diagnostik beim Kinderpsychiater durchlaufen, das Endgespräch erst im nächsten Jahr ist, das ganze daheim aber dennoch iwie laufen muss, muss ich mir einfach von der Seele sprechen, dass ich einfach am Ende bin - in einem tiefen Loch von Sorgen und Gedanken, wo ich kaum noch schlafen kann.

Mein älterer besucht jetzt die 3. Klasse und Verhaltensauffälligkeiten traten erstmals im 2ten Schuljahr auf. Es steigerte sich alles soweit, dass er nur noch frech und unzufrieden waren. Mein Mann und ich haben viele eigene Theorien aufgestellt und vieles verändert zB

- Vater-Sohn-Beziehung reduziert weil Papa viel arbeitet? -> Papa hat sich alles möglichst freigeräumt an Wochenenden, um maximal Zeit mit ihm zu verbringen inkl Routine während der Woche wie zu Bett bringen etc.
- autonomes Kind? -> ließen viele Freiräume, boten Möglichkeiten für autonomes Handeln etc.
- Trotzphase? -> versuchten viel zu reden, und einzufühlen, da zu sein, zu unterstützen
- Mobbing? -> versuchten auf Umwegen durch Schulfotos etc zu erfahren, wie seine Beziehungen mit den Kindern so sind
- zu viel Medienkonsum? -> Reduktion/teils Abschaffung
- Selbstwertgefühl verringert? -> öfter positives äußern, generell mehr auf positives Achten und sagen, wie stolz uns etwas macht.
- hochbegabung mit all ihren Problemen? (Da genetisch möglich -Vater hochbegabt mit schwieriger Jugend) -> Abklärung, ob unterforderung Grund ist, Absprache mit Lehrern etc
- Energiebündel? -> Anmrldung zum Boxen, wo er die Sau rsuslassen kann
- unsere Inkonsequenz? -> konsequenter mit Aussagen und folgen, eigene Einhaltung von zB angedrohten Strafen oder auch versprechen
- Vitaminmangel? -> Er mag leider so vieles nicht, daher zumindestens regelmäßige vitamingabe

Und sicher noch einiges, was mir grad nicht einfällt. Bis wir letztlich die Diagnose haben vergeht noch ein gutes halbes Jahr. Wir wissen aber nicht mehr weiter. Mal waren wir soweit, dass das Zimmer leer stand, da ihm jede Strafe egal war. Letztlich wurde er nur noch verhasster und frecher und wir setzten einen psychischen stop, weil es nicht mehr zumutbar war va für mich psychisch. Alles kehrte unter Bedingungen nach und nach zurück und wir befanden uns auf einem Weg zum positiven.

Nun bewegen wir uns wieder den Berg ab, es beginnt wieder alles von vorne und ich bin einfach in tiefster Trauer, da uns das viele Nerven gekostet hat , aus diesem Loch rauszukommen und wenigstens ein wenig Harmonie zurückzugewinnen und jetzt läuft wieder nix harmonisch. Er nutzt die ekelhaftesten Schimpfwörter uns gegenüber, ist nur noch frech und gibt sich keine Mühe in der Schule. Wenn ich ihn nicht geboren hätte, würde ich meinen er ist mitten in der Pubertät. Spricht man ihn auf etwas an, schimpft er direkt los. Ich fühle mich als Mutter selbst total tief, dass ich fast schon Angst hab was anzusprechen, da das einfachste Gespräch eskalieren könnte.

Zu erwähnen ist vllt, dass mein Mann und ich gute, gebildete Menschen sind. Mein Mann hatte viele Probleme in der Jugend (wie wir denken wegen der erst später erkannten hochbegabung), aber es hat trotzdem zum studieren, integrieren usw gereicht. Ich bin „normal“, keine Besonderheiten, war immer sehr gehorsam als Kind etc. Es ist also nicht so, dass wir hier ein schlechtes Vorbild zeigen oder das Kind iwie trsumatisieren.

Ich weiß wirklich nicht, wie ich mit ihm umgehen soll. Strenger Ton -> fühlt sich direkt erniedrigt, heult und schimpft sich aus, netter Ton -> freche Antworten… ich habe tatsächlich Angst vor ihm - Ich weiß nicht wie ich bei ihm ankomme. Er sehnt sich nach Liebe, die wir ihm geben und dann bespuckt er uns förmlich, was für beschissene Eltern wir seien wegen iwas was wir (gut argumentiert!) nicht erlauben können (zB jetzt sofort iwohin fahren).

Vertrauensmäßig scheint da aber alles ok zu sein. Er erzählt alles - gutes und schlechtes - aus Eigeninitiative. Sogar Geheimnisse und was ihm sonst noch so einfällt.

Ich bin einfach ganz ganz traurig im Herzen, er tut mir sehr weh und es scheint ihn nicht mal zu Jucken…

Vllt habt ihr Tipps? Vllt habt ihr ja nicht dieselben Probleme, aber wie geht ihr in Konfliktsituationeb um? Ich weiß einfach nicht weiter, nichts scheint zu funktionieren 🥺

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Hallo, ich bin etwas entsetzt wie lange die Untersuchungen dauern. Da mein Sohn ADS hat, kann ich viele Punkte nachvollziehen.
Es ist sehr sehr anstrengend. Bitte sprecht mit eurem Arzt ob ihr Elternschule bezahlt bekommt. Das hilft euch damit umgehen zu können.

Ansonsten hat mir das Mantra geholfen. Dein Kind hat keine lebensbedrohliche Krankheit und wird einen Weg finden. Es dauert halt. Alles Gute.

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Vielen Dank für deine Antwort. Über den Kinderpsychiater besuchen wir nun (bisher nur ein Termin) die Elternberatung. Es ist zwei Wochen her und ich habe gleich ihre Tipps umzusetzen versucht. Vllt hängt es davon ab, wie erfahren die Person ist, aber ich finde es hilft nicht. Die Situation verschlechtert sich wahrscheinlich ohnehin einfach, ich bleibe zwar dran, aber ihre Aussagen sind so allgemein. Wie ich mit speziellen Situationen umgehen soll beantwortet sie leider auch sehr allgemein.

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Ich kann dich so gut verstehen: man will das beste für das Kind und nichts funktioniert.
Da es erst seit einem Jahr so schwierig scheint: was hat sich damals verändert? Ist einfach eine Idee von mir.

Vielleicht hat er das Gefühl, nicht "richtig" zu sein - offensichtlich wurde ja in relativ kurzer Zeit viel ausprobiert.

Sicher habt ihr ihn mal gefragt, warum es immer gleich so eskalieren muss. Er ist noch klein, aber vielleicht hat er trotzdem was zu sagen dazu.

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Das weiß ich nicht wirklich - als es „begann“, hat sich nicht viel geändert zuvor 🤷‍♀️ Eher seitdem, da wir das so nicht duldeten und es bssl strenger wurde. Aber davor war alles ok.

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Habt ihr ihn auf HB testen lassen? Das dauert eigentlich nicht solange bis man da einen Termin bekommt.

Was fällt in der Schule auf? Ist er zu schnell/ ungenau/ zu langsam/ ist ihm langweilig?

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Der Intelligenstest wird im Laufe der Diagnostik durchgeführt und entsprechend erst zum Endgespräch Thema werden oder ausgeschlossen sein.

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Erziehungsberatung und Schulpsychologischer Fienst sind zwei Anlaufstellen, die nicht allzulang dauern, sehr kompetent sind und wirklich viel bringen können.
Habt Ihr den Termin in einem SPZ?

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Nope, in einer KJP-Praxis. Schulpsychologischer Dienst wurde uns verwehrt, da an sich keine Lernschwierigkeiten sondern Lernverweigerung.

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Eine wichtige Komponente fehlt mir hier: Wie ist seine Mitarbeit in der Schule, sein Sozialverhalten dort und im Umgang mit Freunden?

Und mir fällt auf, das ihr Boxen als "Sau rauslassen", bzw als Energieabbau betrachtet....das ist völlig an der Realität dieser Sprotart vorbei.

Mir geht beim Lesen deines Textes etwas durch den Kopf, aber nur im Zusammnehang mit meiner ersten Frage.

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Laut seinen und der Aussagen der Lehrer phasenweise gut, mal auch nicht so gut. So je nachdem mit welchem Fuß er aufsteht quasi. Er kann, wenn er WILL. Und wenn er nicht will, dann will er nicht… Sein Sozialverhalten dort ist aktuell wohl ok, hier und da Streit unter Jungs, sonst zumindest keine Anrufe von der Schule. Ende letzten Schuljahres allerdings wurden wir fast schon täglich um 10-11 Uhr angerufen zum Abholen, da er sich aufm Klo eingesperrt hat, den Raum einfach verließ, von der Schule weglief oder sogar mal auf die Lehrer einprügelte (als sie ihn zb an die Hand nehmen wollten zum wegbegleiten)… Freunde hat er, nicht sooo viele, aber genug, um den Geburtstag ganz schön teuer werden zu lassen. Den Sport betrachten wir neben dem Energie ablassen ua auch zum Zweck der Disziplin und Teamfähigkeit. Sie trainieren nämlich in Gruppen, lernen Respekt zum „Feind“ etc. Und natürlich zur generellen Steigerung des Selbstwertgefühls durch Stärke etc.

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Wie geht es ihm denn nach dem Boxen? Ich denke es kann auch einfach zu viel sein. Ganz besonders, wenn dir selber aufgefallen ist, das es während Corona und seinen Einschränkungen recht gut lief....also mit mehr Ruhe im Alltag. Selbst wenn ihm Boxen an sich Spaß macht, er dort gut zurecht kommt....bei euch ist es gleich mit einer ganzen Reihe von Erwartungen verknüpft.

Ihr seid ja schon dran, wobei ich mich anschließe, das es sich viel zu lange hinzieht, denn die Problematik tritt ja nicht frisch auf. Was mir aber an deinem Text auffällt, das ihr unsagbar viele Dinge ausprobiert habt udn wenn nicht gleich Erfolg kam, dann wieder auf etwas anderes umgeschwenkt seid. Zumindest kommt es bei mir so an. Ihr klingt sehr lösungsorientiert, allerdings auch sehr ungeduldig dabei. Nichts wird sich sofort ändern, selbst wenn es der "richtige" Weg ist. Und vielleicht reagiert er auch auf die ständigen Veränderungen so extrem.

Dann beschreibst du, das du Angst vor ihm hast, bzw entwickelst, zeitgleich erlebt er das plötzlich der Papa unsagbar viel mit ihm macht (Exklusivzeit). Ich könnte mir vorstellen, das genau das in ihm auch eine zusätzliche Unsicherheit/Verwirrung auslöst. Passt für mich schon, denn er reibt sich ja sehr an dir.

Ich würde dir jetzt einfach raten, das ihr jetzt ganz viele Energie in die Beschleunigung der Diagnostik steckt und nicht so sehr den Fokus auf jedes kleinste Detail bei eurem Sohn legt. Denn erst mit der Diagnose kann man eurem Sohn helfen und euch auch.

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Au wei. Das ist heftig. Ich bin überzeugt, dass ihr nichts grundlegendes falsch macht. Es scheint wirklich nicht so. Ich habe selbst zwei Kinder mit ADHS, und vor allem mein Ältester war sehr anstrengend. Zum Glück hatte er aber "nur" schweres ADHS und Tourette Syndrom, kein ODD. Oppositional defiance disorder .- ich glaube das heisst bei euch Störung des Sozialverhaltens? Ungefähr knapp die Hälfte der Kinder, die AHDS haben, haben auch ODD. Und das ist super-anstrengend für die Umgebung. Vor allem wird alles so negativ. Meine Tochter hatte wohl auch ein bisschen ODD, sie stritt einfach mit jedem über alles. Auch Schimpfwörter, ja.

Hol dir so viel Unterstützung wie möglich. Keiner hat etwas davon, wenn ihr so lange wie möglich allein wurstelt und dann nachher gar nicht mehr könnt. Ich hab das damals fast alles selbst gestemmt, mit dem Ergebnis, dass ich danach längst nicht mehr so belastbar bin. Wohl eine Art Burn-out.

Was hier wichtig ist: Prioritäten! Du kannst nicht alles perfekt machen, nicht bei der Ausgangslage. Und hab auch kein schlechtes Gewissen, wenn nicht alles so perfekt ist. Auch bei der Erziehung Prioritäten setzen, d.h. einige, relatistische Ziele haben. Versuch davon auszugehen, wie dein Kind "funktioniert". Er hat offensichtlich nicht so viel Empathie - da muss man vielleicht ansetzen und teils mit Vernunftgründen zu akzeptablem Verhalten kommen, teils auch die Empathie fördern (wie genau weiss ich aber nicht). Und, ihr solltet versuchen, die Stimmung nicht zu düster werden lassen. Meist gibt es doch auch irgendwas, was positiv läuft mit dem Kind. Macht ab und zu etwas, wo er nicht negativ auffällt.

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Das war so ca unser Ausweg aus dem Tal im Frühjahr, dass wir die Schulprobleme einfach mal ausblendeten und uns erst mal auf die positive Stimmung zu Haus fokussierten. Hieß: Kritik positiver ausdrücken, mehr konstruktiven Lob und Anerkennung für die guten Sachen und generell mehr Gespräche über positives, alte Videos angeschaut, zusammen gelacht etc. Das hat das Vertrauen zurückgebracht und steigerte enorm das Selbstwertgefühl - dafür bin ich unheimlich dankbar. Allerdings ist der Trotz und wiederstand wieder da trotz dem positiven. Und er hat sich da auch so einige Tricks überlegt sich geschickt auszudrücken zB „Mama, wieso muss ich das machen, wenn mich das unglücklich macht?“ usw. Naja oder eben über Frechheiten etc.

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Du siehst, das ist der richtige Weg. Auch wenn es natürlich nicht alle Problem löst. Ich arbeite auch als Lehrerin mit solchen, schwierigen Kindern. Und mit dem "Trotz", das ist das, was ich super-oft antreffe. Es ist eigentlich eine Art Leistungsverweigerung. Diese Kinder reagieren sehr emfindlich darauf, dass man etwas von ihnen erwartet, was sie nicht machen wollen. Meist ist da ein ADHS im Hintergrund, oder auch Autismusspektrum. Kenne ich auch von meinem Ältesten. Der hat sich eher viel mehr Arbeit gemacht, um die Anforderung zu vermeiden als die Sache einfach zu erledigen, was weniger anstrengend gewesen wäre. Denkt man jedenfalls, aber für ihn war es wohl anders rum.

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Wenn plötzlich in der 2 Klasse die Probleme das erste Mal wirklich aufgetreten sind würde ich schauen was dort passiert ist.
Da spricht ja einiges für das zu diesem Zeitpunkt irgendwas bei dem Sohn passiert ist.

Ein Kind mit ADHS z. B wird nicht plötzlich auffällig sondern hat eigentlich schon seitdem kleinkindalter auffällgkeiten.

Wenn auf einmal Verhaltensaufälligkeiten auffallen ist das ein Alarmsignal.

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Es gab bereits Probleme bei der Integration im KiGa. Da hat er ebenso eine für sein damaliges Alter entsprechende Diagnostik im spz durchgemacht mit dem Resultat der symptombeschreibung ohne psychiatrische/psychologische Diagnose. Es hieß einfach bockiges Kind - wird schon (grob ausgedrückt). Iwann lief es dann sowohl im KiGa als auch in der Schule das erste Jahr echt toll. Bekamen nur Lob zu hören vom Lehrer. Man muss aber auch dazusagen, dass die Coronamaßnahmen viel Ruhe und Abstand schufen. Im 2ten Schuljahr wurden diese langsam aufgehoben, die Kinder kamen sich näher, alles wurde weniger kontrolliert etc.

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Ihm fehlt es also an Empathie? Führt er sich immer so auf, als wäre er klüger als andere? Hat er überhaupt Freunde? Ist er in er Lage Dinge zu tun ohne Eigennutz?

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Empathie ist sicher für den Psychiater was anderes als für mich. Ka wie die das testen. Ihm fallen oft Dinge auf, die er hinterfragt zB wieso macht in der Bahn niemand außer uns der Oma den Platz frei oder wenn wir fremden Müll finden zb in unserem Aufzug ist er sehr dafür ihn wegzuräumen. Ka auch wie man explizit Eigennutz definiert. Sein Eigennutz ist ja auch, dass er von mir gesagt bekommen hat, dass sowohl alles schlechte aber eben auch alles gute zu einem wieder zurückkommt 🤷‍♀️

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Hallo,

ja, habe viel zu spät den Kinderpsychiater gewechselt.

Der neue hat sofort das 35 a SGB VIII Gutachten erstellt, die Unterlagen ans Jugendamt gefaxt und eine endlich passende Maßnahme beantragt.

Vorher bin ich 7 Jahre mit ihm rumgeeiert, zig Schulwechsel und Therapien, die rein gar nichts gebracht haben.

Das wird so nichts, wenn das so lange dauert. Das klingt für mich so, wie wenn der Arzt keine Ahnung hätte, was dem Kind fehlt und was er empfehlen soll.

LG und gute Nerven!