Kind "Petze" nennen

Hallo, ich frage mich gerade ob es schlimm ist wenn ich meinen Sohn als "Petze" bezeichne. Das Wort ist für mich keine Beleidigung. Es ging nur darum das ich etwas umgeworfen habe und das Kind sofort zu seiner Mutter ins Nebenzimmer gerufen hat das ich etwas umgeworfen habe. Ich habe es dann als Petze bezeichnet, mit der Intension dahinter, da ich finde das so ein Verhalten gegenüber Freunden auch eher zu Ablehnung führen würde. Ich will natürlich nicht das mein Kind sich auch Freunden gegenüber so verhält. So wie ich das Wort gesagt habe hat meine Frau mir dafür ziemlich empört gesagt das sie nicht will das ich unser Kind als Petze bezeichne und als unser Sohn nicht mehr anwesend war weiter gesagt das sie das Verhalten total daneben fand und es als Schimpfwort wahrnimmt. Ich habe ihr erklärt das ich gerne authentisch bleiben will und es auch nicht als Schimpfwort empfinde und das ich denke, dass sie wenn sie in so Situationen nichts sagt, das Verhalten unterstützen wird. Was bei den Freunden wohl einfach auch als nervige Eigenschaft empfunden werden würde. Ist es wirklich so schlimm das Kind so zu bezeichnen?

6

Hallo,

ich finde es tatsächlich schwierig, ein Kind "Petze" zu nennen, weil ihm damit vermittelt wird, dass es Dinge für sich behalten soll. Das kann durchaus dazu führen, dass sich das Kind schlecht fühlt.

Ich persönlich finde es wichtig, dass meine Kinder wissen, dass sie mir alles sagen können. Gerade in der Schule kommt es später auch vor, dass Kinder schlimmere Dinge beobachten, als einen versehentlich zerbrochenen Gegenstand. Sollen sie es für sich behalten, wenn andere mutwillig etwas zerstören oder jemandem wehtun, nur damit sie nicht als "Petze" gelten?

Viel wichtiger ist, wie der Erwachsene reagiert, wenn ihm etwas mitgeteilt wird.

LG

1

Petze ist für mich definitiv ein böses Wort und mir fiele es im Traum nicht ein, ein Kind so zu nennen. Dass Kinder sofort die Wahrheit rausblöken und sich dazu quasi verpflichtet fühlen, Fehler anderer "anzuzeigen", liegt daran, dass wir Erwachsenen das so vermitteln.

Du solltest deinem Kind auf Augenhöhe und ohne Verwendung herabwürdigender Wörter erklären, warum es unschön ist, Fehler anderer zu berichten bzw warum es besser ist, demjenigen selbst die Chance zu geben, seine Fehler zu berichtigen.

4

"Fehler anderer "anzuzeigen", liegt daran, dass wir Erwachsenen das so vermitteln."

Das ist hierzulande doch Volkssport. :-p

2

Schimpfwort oder Beleidigung nicht direkt, aber auch nicht nett, kommt da sehr auf das "wie" an. Scherzhaft mit einem Augenzwinkern könnte ich es noch durchgehen lassen. Ernsthaft gemeint nicht.

Kenne das Wort auch nur als Vokabular aus eigener Schulzeit und würde es als erwachsene Person meinen Kindern gegenüber nicht ernsthaft benutzen.

3

Mein Kind hätte wahrscheinlich angefangen zu lachen, weil er es immer unglaublich lustig findet, wenn anderen etwas kaputt geht / runter fällt. Wahlweise wäre er auch in Tränen ausgebrochen und hätte verlangt es wieder ganz zu machen (obwohl er weiss, dass es nicht geht).

Alles erklären dahin gehend, dass sowas natürlich nicht lustig ist, haben noch zu keiner Änderung geführt.

Das Wort Petze finde ich nebenbei gesagt auch unschön. Finde es je nach Alter aber völlig normal, dass Kinder solche Missgeschickte direkt weitererzählen.

5

EDIT: unser Sohn ist 7 Jahre alt.

7

Ich würde das vom Alter des Kindes abhängig machen und von der Gesamtsituation.

Da hat ja jetzt jeder ein anderes Bild vor Augen, weil wir es nicht mitbekommen haben und euch nicht kennen.
Aber zu einem 7-jährigen Kind hätte ich es u.U. auch gesagt. Klar, ist kein schönes Wort, soll's auch nicht sein. Petzen ist ja auch doof und ich wollte auch nicht, dass so etwas einreisst.

14

Es ist aber leider verdammt schwer, hier eine Grenze zu ziehen, wann "petzen" okay wäre und wann nicht. Mein Sohn ist auch 7. Er selbst fragt mich oft, ob er etwas im Hort hätte sagen sollen oder nicht, weil man doch nciht petzen darf.

Aber wenn ein Kind etwas mutwillig zerstört oder andere mit Steinen bewirft, wäre es vielleicht doch besser, er geht zur Erzieherin, bevor was passiert. Es ist schwer - und für Kinder noch viel mehr - hier abzuwägen, finde ich.

Das Wort als solches ist nicht schön und kann, je nach Verwendung und Tonfall, auch verletzend sein, das stimmt. Die Tätigkeit als solches finde ich aber aber schwieriger zu definieren. Ist es denn dann auch "petzen", wenn man bei der Polizei jemanden anzeigt, der eine Sachbeschädigung oder Körperverletzung begeht?

8

Wir bringen unseren Kindern bei, dass sie uns alles sagen können.
Dazu gehört, wenn jemand am Tisch ein Glas Wasser etc umkippt, man etwas ausversehen etwas kaputt gemacht hat, oder die kleinen Geschwister aus Übermut etwas kaputt machen.
Ich bin froh, wenn der Große ankommt und mir berichtet, dass die Kleinen gerade den Tisch anmalen. Dann kann ich wenigstens eingreifen.
Naja und wenn er manchmal Dinge erzählt, die Nichtigkeiten sind, dann ignoriere ich rs halt. Er weiß halt nicht, was für mich wichtig ist, und was auch bis später Zeit hätte.

9

Ich empfinde es als Beleidigung.
Ich möchte nicht als Petze bezeichnet werden, also tue ich es auch nicht bei Anderen.

Es ist im Sprachgebrauch auch ein Unterschied ob ich das Kind als etwas bezeichne: "Du Petze" - oder ob ich nur das Verb benutze "du petzt".
Beim ersten beurteile ich die Person als Ganzes.
Beim zweiten beurteile ich lediglich die Handlung.

Also auch wenn dein Kind gepetzt hat (was ich ja auch gar nicht stimmen muss), ist es nicht OK es sofort in eine Schublade zu stecken.
Gilt auch für andere Situationen im alltäglichen Sprachgebrauch.
Es macht etwas dummes - trotzdem ist es nicht gleich Dumm.
Es macht etwas böses - trotzdem ist es nicht gleich Böse.
usw.

Eine Person mit einer Rolle (Du Dummes Kind, Du Petze, ...) zu beurteilen, kann sehr verletzend sein.
Hingegen eine Handlung/Situation zu beurteilen ("das was du gerade getan hast, war petzen, finde ich nicht OK"), gibt dem Kind ein faires Feedback, ohne es zu verletzen.

Zweiter wichtiger Punkt:
Bist du sicher, dass es gepetzt hat?
Petzen bedeutet ja, dass es dir Schaden zufügen wollte, sich selbst einen Vorteil verschaffen wollte.
Wie alt ist das Kind? Ist es dazu überhaupt schon in der Lage dir bewusst hinterrücks eins auswischen zu wollen?

Wahrscheinlicher ist es dass dein Sohn lediglich seine Mutter über eine außergewöhnliche Situation in kenntnis setzen wollte.
Passiert ja sicher nicht ständig dass du was umwirfst. Und wenn Kinder was "außergewöhnliches" erleben, müssen sie das eben mitteilen - umgehend, sofort.

Als Erwachsener kann man da drüber stehen.
Mutter kann sagen "Tja, passiert".
Papa kann sagen "Hm, doof gelaufen - hilfst du mir es aufzuheben?"

und wenn du sicher bist dass dein Sohn dich verpetzt hat, kannst du ihn in Ruhe beiseite nehmen.
"Du, ich finde das gerade nicht schön dass du mich verpetzt hast, ich fühle mich dabei schlecht."

Gleichzeitig würde ich dem Sohn aber auch immer klar machen, was ist petzen, und was ist "sich Hilfe holen"?
Wenn mein Kind geärgert, gehauen, schlecht behandelt wird, (oder sieht dass dies mit jemand anderem geschieht) dann darf es das immer einem Erwachsenen erzählen, das ist kein Petzen - denn es sucht Hilfe und möchte sich/andere schützen.

Wenn jemand etwas anderes "falsch" macht, aber niemand kommt dabei zu Schaden, dann kann man sowas auch für sich behalten, muss das nicht erzählen. Denn dann ist es petzen und nicht sehr nett.

15

Danke!!! #liebdrueck

Weiter oben habe ich gerade geschrieben, dass ich diese Unterscheidung sehr schwer finde. Was ist petzen, was ist Hilfe holen? Unser Siebenjähriger tut sich damit auch schwer.

Und auch den Unterschied zwischen Handlung und Person finde ich sehr gut. #pro

Werde mir Deine Antwort noch ein paarmal für mich durchlesen ;-)

10

Hallo,

ganz ehrlich - ja, ich finde es überhaupt nicht gut und absolut daneben sowie auch unterirdisch, (s)ein Kind als Petze zu betiteln. Und Deine Gattin war also völlig zu recht empört darüber (wäre ich übrigens auch)!

"So wie ich das Wort gesagt habe hat meine Frau mir dafür ziemlich empört gesagt das sie nicht will das ich unser Kind als Petze bezeichne..."
...und als unser Sohn nicht mehr anwesend war weiter gesagt das sie das Verhalten total daneben fand und es als Schimpfwort wahrnimmt."#pro#pro
Wie bereits weiter oben geschrieben: Richtig so!!! 1:0 für Deine Gattin!:-)#freu

"Ich habe ihr erklärt das ich gerne authentisch bleiben will und es auch nicht als Schimpfwort empfinde..."
Nichts für ungut, aber da warst Du ziemlich stur und uneinsichtig. Und ich bin auch sehr authentisch, indem ich Dir nun ganz ehrlich meine Meinung sage.

"...und das ich denke, dass sie wenn sie in so Situationen nichts sagt, das Verhalten unterstützen wird."
Das ist doch absoluter Quatsch. Denn Dein Sohn ist zwar kein Kleinkind mehr, sondern bereits (Grund)schüler, aber er ist halt doch und trotzdem noch sehr jung und muss halt noch einiges lernen. Er ist schließlich erst 7 und nicht schon 17.

"Was bei den Freunden wohl einfach auch als nervige Eigenschaft empfunden werden würde."
Das mag ja alles sein, aber (seine) Freunde sind (seine) Freunde, aber Du bist der Vater und der Ältere und Erwachsene. Und da erwarte ich schon ein deutlich reiferes Benehmen. Sprich; Du hättest Deinem Sohn stattdessen nett(er) und freundlich(er), aber dennoch unmissverständlich und bestimmt sagen und klarmachen können, dass Du es nicht gut findest, wenn er da gleich zu seiner Mutter (oder auch sonst zu einer anderen Person) rennt und ihr von dem Missgeschick anderer erzählt. Und dass ihm das ja wohl auch sicher nicht gefallen würde. Sowas in der Art halt. Aber das Wort Petze finde ich einfach unmöglich, wenn man das als Eltern/Erwachse*r zu (s)einem Kind sagt. Wenn Kinder das unter sich sagen, ist das schon noch etwas anderes.
Wie hat eigentlich Dein Sohn auf dieses Wort reagiert? Das würde mich noch interessieren? Ansonsten und nochmal: Sei Du nun mal nicht mehr so stur und uneinsichtig und verbanne dieses grässliche Wort ganz schleunigst aus Deinem Vokabular!#pro#pro

PS: Du wolltest ja Meinungen hören - bzw. lesen natürlich - und von daher musst Du natürlich auch mit Gegenwind und total konträren Meinungen rechnen, aber das ist Dir schon auch klar, oder? Und ich bin halt nicht jemand, die da mit kuscheligen und flauschigen Wattebäuschchen wirft, sondern das eben so direkt sage, wie ich es denke und empfinde.