7jähriger aufgedreht bei Besuchen und sucht Körperkontakt

Mir ist leider kein besserer Titel eingefallen, um das gut zusammen zu fassen:

Mir ist am Wochenende bei einer Familienfeier wieder das Verhalten des jüngsten Sohnes meines Mannes aufgefallen und hat mich zum Nachdenken gebracht (er wird in einpaar Tagen 7 und geht bereits in die Schule).
Es handelte sich um eine Feier meines Stiefvaters, wo er rund die Hälfte der dort eingeladenen Gäste noch nicht kannte (waren nur Erwachsene, Kinder waren sonst nur seine 3 Brüder mit).

Er dreht bei solchen Feiern/Besuchen immer komplett auf. Beginnt mit laut herumschreien (irgendwelche Fußballparolen oder ähnliches), Herumgelaufe, Reinquatschen, wenn andere reden, etc.
Mir ist klar, er ist noch relativ klein und muss sich ja irgendwie auch ggüber seinen Brüdern durchsetzen und versucht das halt mit Lautstärke wett zu machen. Er ist da aber überhaupt nicht runter zu bekommen. Mein Mann hat ihn mehrfach zu sich gerufen und ihm ganz lieb ins Ohr geflüstert, er soll jetzt mal einbisschen Pause machen, mit den Brüder Fußball spielen gehen, etc. Er war partout von den Erwachsenen nicht wegzubekommen und hat gefühlt pro vergangene Stunde nochmals mehr aufgedreht.

Als wir gehen wollten ist er dann plötzlich meinem Onkel (den er zum ersten Mal gesehen hat) auf den Schoß gehüpft, um den Hals gesprungen und hat gemeint, er würde jetzt da bleiben. Mit Müh und Not hat ihn mein Mann dann dort weggebracht. Das ist nicht das 1. Mal, dass er mit für ihn relativ fremden Männern (es sind wirklich immer Männer, wenn ich dabei bin!) starken Körperkontakt sucht. Oft beginnt es mit sich spielerisch raufhängen, anfassen und irgendwann sitzt er dann am Schoß.
Wir haben keine Ahnung, wo dieses Verhalten herkommt und haben mit ihm auch schon öfters besprochen, dass er das lassen soll, weil er einerseits die Männer ja nicht gut kennt (es sind also keine "Freunde" von ihm, nur weil er sie einmal sieht) und andererseits die das vielleicht auch nicht immer mögen.
Im Hinterkopf haben wir natürlich das Gefahrenszenario, dass sich das mal jemand "zunutze" macht. Dass ihn vielleicht mal jemand am Schul-Nachhauseweg anspricht, so a la "Ich bin ein Freund einer Mutter", ihm schöne Augen macht und dort dann auch bereitwillig mitgeht.
Mein Mann ist da nicht ganz so ängstlich wie ich - er meinte, er würde das ja nur bei Männern machen, die quasi offensichtlich Freunde/Verwandte seiner Eltern sind und nicht bei wirklich wildfremden. Dennoch finden wir sein Verhalten ganz generell bei Besuchen "schwierig" und würden ihn da gerne effizienter runterholen.

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Ich würde die Sache anders aufziehen.
Anstatt ihn wegzuschicken mit den anderen Kindern, würde ich versuchen, dass sein Papa ihn auslastet bzw sich ihm annimmt. Er scheint, aus welchen Gründen auch immer, bei solchen Festen ganz massiv Bestätigung zu brauchen.

So wie du schreibst, nehme ich an, du bist nicht die Mutter. Ist die Mutter noch vorhanden? Gibt es ein Wechselmodell oder ein Residenzmodell? Wie viel Zeit hat der Kleine mit seinem Papa, also wirklich Beschäftigungszeit? Macht sich das Verhalten wirklich nur auf Festen bemerkbar?

Ich würde es wie gesagt erst mal so versuchen. Viele Kinder sind in dem Alter ja ganz stark auf der Suche nach Anerkennung, Bestätigung, "gesehen-werden".
Sie entwickeln sich so rasch, alles ändert sich so schnell und enorm, dass Bestätigung der eigenen Person die Extraportion Halt ist, die sie brauchen.

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Nein, ich bin nicht die leibliche Mutter. Die Kinder sind an rund 10 Tagen im Monat beim Papa, jetzt in den Ferien aber etwas weniger.

Das Verhalten zeigt so so intensiv definitiv nur, wenn Besuch da ist bzw. man eben auf Besuch ist.

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Hallo

ich denke auch, euer Sohn braucht euch da einfach mehr, wenn solche aufregenden Situationen sind.
Mein Sohn braucht ebenfalls eine längere Zeit, bis er sich in grösseren Gruppen oder auf Feiern beruhigt und etwas runterfährt.
Ich versuche ihn vorher möglichst vorzubereiten oder auch mit ihm zB eine Geste oder ein Wort abzusprechen, wenn er merkt, dass es ihm zu viel wird. Das klappt noch so mässig. (Ist erst 5).
Aber generell haben wir da ein Auge auf ihn und gehen mit ihm schneller aus der Situation, damit er sich beruhigen kann, bevor er dann wieder dazu stösst. Wir versuchen ihm möglichst viel Sicherheit mitzugeben.

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Ich denke, es handelt sich dabei eher um Unsicherheit des Kleinen, die er versucht zu überspielen. Vielleicht weil er auch so "cool" sein möchte wie seine Geschwister oder alle anderen.
Wie wär es, wenn ihn sein Papa (oder ihr beide) bei solchen GElegenheiten einfach mal an der Hand nehmt, komplett mit einbezieht, ihm kurze Verhaltensregeln mitgeben, wenn nötig - aber keinesfalls wegschicken, um mit den anderen Fußball zu spielen. Sondern eher zu sagen, "Komm her, magst ein bisschen bei mir sitzen...."
Mit 7 ist er einfach noch Kind!

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Ich gehe mal nicht davon aus, dass er seinem Lehrer auch an den Hals springt und mit sieben Jahren ist er verständig genug, dass sein Papa ihm vielleicht mal liebevoll klarmacht, bei wem er das machen darf und bei wem nicht. Ich würde auch so einem kleinen Kind geduldig erklären, dass es nicht jede Person mag, dass man ihr so auf die Pelle rückt. Er will es doch sicher auch nicht, dass ihn jeder antatscht und bedrängt.
Er könnte wirklich mal an den Falschen geraten, der ihn vielleicht auch dumm anpfeift oder so und dass muss ja nicht sein.
Jemand ansprechen, sich unterhalten, alles klar, aber kein Körperkontakt. Wenn er das wieder wo macht, würde ich wohl direkt mit ihm heimgehen. Ich habe wirklich nichts gegen Knuddeln und auf dem Schoß sitzen, aber nur innerhalb der nahen Familie.
Ich habe im Haus eine junge Familie mit einem 2jährigen Mädel und einem 3jährigen Jungen, die sind auch seeehr anhänglich, aber meine andere Nachbarin und ich bringen ihnen auch gerade bei, dass umarmen und knuddeln für ihre Eltern ist - und Hand geben und NEBEN uns sitzen für uns. Wir sind Oma-Figuren für sie, ist auch kein Problem, aber wir wollen sie auch nicht dauernd auf dem Schoß kleben haben, egal, ob wir eine heiße Kaffeetasse in der Hand haben oder sonstwas machen. Auch in dem Alter begreifen sie das nun schon, dass wir sie trotzdem mögen, trotz zusätzlich vorhandener Sprachprobleme.
LG Moni

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Wie gesagt, mein Mann hat ihm schon mehrfach versucht das zu erklären, aber er nimmt es irgendwie nicht an oder erinnert sich vielleicht in diesen Situationen dann nicht mehr dran.
Wir wissen leider nicht, ob er sich bei seiner Mutter genauso verhält und ob bzw. was diese dazu sagt.

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Dann sollten die Eltern vielleicht miteinander reden, vielleicht kennt sie ja das Problem doch auch.

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WArum nimmt dein Mann ihn überhaupt mit wenn er ihn dann mit seinen Brüdern spielen schickt.

Warum beschäftigt er sich dann nicht mit ihm. Gerade wenn man weiß das keine anderen Kinder da sind nehmen wir immer eine große Tasche mit Spielen, Büchern, Puzzel und Mal sachen mit.

Das mit den fremden Männer hört sich auch danach an alsob er mehr aufmerksamkeit von seinem Vater möchte.

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"WArum nimmt dein Mann ihn überhaupt mit wenn er ihn dann mit seinen Brüdern spielen schickt. "

Diese Frage verstehe ich jetzt nicht ganz. Es war sein Umgangswochenende und da gibts halt ab und an auch andere (Pflicht-)termine, die nicht mit den Kindern primär zu tun haben. Er hat sich dort sehr wohl mit ihm beschäftigt, ich finde es aber auch legitim, wenn man als Erwachsener (auch als Vater oder Mutter) mal in Ruhe mit den anderen Gästen oder dem Gastgeber sprechen möchte. Ich gehe ja nicht auf eine Feier, damit ich mich dann 5h lang nur mit einer Person beschäftigt und den Rest ignoriere. Und mit 7 Jahren ist er in meinen Augen jetzt nicht 24/7 betreuungsbedürftig, speziell wenn seine Brüder auch dabei sind, mit denen er sich gut versteht und auch immer gerne spielt.

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Hat der Onkel denn mit ihm Mal gesprochen auf dem Fest, so dass er sich von ihm bestätigt/gesehen fühlte und ihm am Ende deswegen auf den Schoß gehüpft ist?

Wie andere schon schrieben: nicht wegschicken, ihn mit einbeziehen, auf dem Schoß von Papa sitzen und dabei was spielen lassen. Wenn er der jüngste von mehreren ist, bekommt er denn genug einzelne Aufmerksamkeit? Wird er gesehen, wie er ist, mit seinen Bedürfnissen, oder wird ständig erwartet, dass er sich wie die Brüder in dem Alter verhält?

Einfach mal als Denkanstoß...

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Mein Onkel hat sich einwenig mit ihm beschäftigt und mit ihm gesprochen. Jetzt aber nicht im Übermaß, sodass man dieses Schoß hüpfen irgendwie nachvollziehen könnte.

Ich verstehe diesen Denkanstoß ja, nur wars in der Situation eben exrem schwierig. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er überhaupt bei seinem Papa sitzen wollte. Wenn er ihm was gesagt hat, hat er kurz zugehört und ist dann sofort wieder lautstark zu den anderen Erwachsenen gestürmt, ohne auf das etwas zu geben, was sein Papa davor zu ihm gesagt hat. Bitte nicht falsch verstehen, aber es war am Schluss (mir zumindest, das gebe ich offen zu), wirklich schon etwas peinlich. Auch meine Mutter hat mir nachher das Feedback gegeben (natürlich ganz nett formuliert), dass der Kleine schon recht aufgeweckt war. Und auch sie hat dieses auf den Schoß hüpfen als sehr unpassend und "plötzlich" empfunden.

Zu deiner anderen Frage: Naja, er ist eben der Jüngste, ist für sein Alter recht zierlich und hat Sprachprobleme. Wir vermuten, dass diese ua. daher rühren, weil er ständig von seinen Brüdern unterbrochen wird und nicht viel zum reden kommt. Wir versuchen das natürlich zu unterbinden. Er war auch kurzzeitig bei einer Logopädin.

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Habt ihr euch schon mal mit Bindungsstörung beschäftigt? Das mit den Fremden auf dem Schoß sitzen... hört sich sehr danach an.

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Nein, an soetwas haben wir noch nicht gedacht. Man möchte einem 7jährigen noch nicht unbedingt eine Störung "zumuten", aber danke trotzdem für den Denkanstoß. Ich werde mal googeln.

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Bindungsstörungen können schon im Säulingsalter entstehen. Unsere Pflegetochter ist 3,5 Jahre und hat auch eine Bindungsstörung.
Die Bindungsstörung könnte durch die Trennung der Eltern ausgelöst werden.

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Wie sind denn Besuche generell so gestaltet?

Dass mein Kind nicht macht, was ich denke - dass sie soll, nur weil mir das gerade in den Kram passt, ist mir klar.

Bevor ich am Kind herumdoktere, suche ich nach Möglichkeiten, die Situation so zu gestalten, dass mein Kind daran wachsen kann.

Familienfeier, kennt die meisten nicht, keine anderen Kinder, das wäre für viele Kinder, die ich kenne, der Supergau. Die meisten würden bei den Eltern schnuggeln, sich nicht von den Eltern abbringen lassen ODER versuchen mit anderen Erwachsenen anzubandeln. Interessenstechnisch. Wer beschäftigt sich mit mir.

Alternativen: VORHER klar abgesprochene Klarheiten
- wer ist auch da (bekannte Erwachsene)
- wer von den Erwachsenen wünscht Kontakt (vorher abchecken, wer es toll findet mit Kind zu spielen und wem es beim letzten Mal unangenehm war, aber nix gesagt hat - und nur eingesprungen ist, weil die Eltern mal ihre Ruhe wollten. Eltern wollen Feier genießen ist legitim! Allerdings kommt es darauf an, ob sie das Kind nur weg schicken oder vorher aktiv versucht haben Möglichkeiten zu schaffen. Sei es Personen, die gerne mit Kind Zeit verbringen, Beschäftigungsmöglichkeiten etc)

- herausfinden wo es Spielplätze / Fußballplatz gibt
wie weit sind diese Weg
darf Kind da mit Geschwistern oder alleine hin
würde sich das Kind mit Geschwistern hin trauen, wäre es alleine auf dem Spielplatz zu langweilig?
darf sich das Kind schmutzig machen?
Was hab ich den Satz gehasst "geh spielen" und dann im Hinterherrufen "aber mach dich nicht schmutzig, wir sind hier auf einer Feier" und wenn ich dann nur am Spielplatz vorsichtig saß "zieh nicht so ein langes Gesicht, wir sind hier auf einer Feier, sei fröhlich" #wolke

- Beschäftigungsmöglichkeiten, die
andere nicht stören
das Kind einzeln beschäftigt
mit Geschwistern tun kann (falls denen auch mal langweilig ist)
es erfahrungsgemäß nicht im Streit eskaliert
zur Kleidung und Location passt (Fußball im Matschfeld im Sonntagsanzug? => Wechselkleidung und irgendwas zum Schnellwaschen, damit zum Dessert nicht der halbe Fußballplatz reingeschleppt wird)

Einzelbeschäftigung: Logikspiele, Rätsel, Mini-Lük, Papas Schoß etc.



Zur Prävention: es gibt Beratungsstellen und inzwischen sehr gute Präventionsprogramme.
Einfach mal erkundigen.

Für euch als Eltern
Für Kinder verschiedenen Alters

Wenn ihr euch beraten lasst, könnt ihr Tipps bekommen, welche Bücher, Materialien geeignet sind.
Ansonsten auch bei der Schule fragen, ob diese Interesse hat, dann kann jemand von einer darauf spezialsierten Beratungsstelle oder altersgerechte Programm an die Schule geholt werden. Das machen dann nicht die Lehrer selbst, sondern Menschen, die sich damit gut auskennen. Lehrer/in ist als vertraute Person dabei, aber das Programm wird von anderen gestaltet und bietet im Besten Fall auch Gespräche und Aufklärung für Lehrer an. Bzw. Infomaterial, wenn Eltern Fragen dazu haben.

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Danke für die Tipps.

Ich denke was viele hier überlesen haben: Es waren seine Brüder dabei, er war nicht das einzige Kind! Und mit seinen Brüdern versteht er sich recht gut.
Im Lokal gab es einen Spielplatz, mein Stiefvater hat zu Hause einen großen Garten - sie hatten ihren Fußball mit.
Sonst spielen sie eigentlich relativ wenig und wenn dann eher alleine, aber Fußball ist gerade total angesagt.
So gesehen war durchaus vorgesorgt, dass sie eine Beschäftigung haben.

Da ich nicht immer alle anderen Erwachsenen auf Feiern kenne, ist es schwierig vorher abzufragen, wer gerne ein Kind am Schoß hat ;-).

Beratungsstellen wofür konkret?

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Nur weil die Brüder waren, heißt das nicht, dass das Kind dann funktioniert (überspitzte Wortwahl).

Viele neue Menschen
bei der Feier dabei sein wollen
aber trotzdem irgendwie nicht klar kommen
usw.

Geschwister sind eine Chance, aber keine Garantie, dass es klappt.
Wenn er in dem Moment etwas anderes braucht, können die Geschwister noch so viel da sein.

Zu Hause im Garten - und sonst langweilig - ist völlig anders, als auf einer Feier. Das löst komplett andere Gefühle aus.
Daher würde ich - da Angebote/Anweisungen an ihn ja nicht fruchten - fragen, was ihn bedrückt. Was er braucht. Was er sich wünscht.

Ok, die meisten kennst du nicht. Aber ein paar schon. Diese würde ich fragen.


Beratungsstelle in Bezug auf eure Bedenken in Richtung Aufklärung zu anderen auf den Schoß.

Ein Kind, das beim Papa jederzeit Nähe bekommt und auch sonst ernst genommen wird, ist weniger gefährdet.
Da ist es einfacher dem Kind zu erklären, dass es nicht zu anderen auf den Schoß soll.

Ist die Situation jedoch so, dass das Kind immer mit den Geschwistern rausgeschickt wird, aber nie oder nur sehr selten Nähe bei den Eltern bekommt; das Gefühl rübergebracht wird, dass es alleine mit der Situation klar kommen soll (weil die Geschwister sind ja dabei, also ist es räumlich nicht alleine; emotional wird nicht beachtet)....
dann sind Kinder stärker gefährdet. Sie suchen dann dort Nähe, wo sie mit offenen Armen empfangen werden. Oftmals geht es gut. Manchmal auch nicht.

Diesem Kind sagen, es darf nicht bei anderen auf den Schoß, weil was passieren kann, ist zwar richtig und wichtig.
Aber lässt das Kind emotional alleine. Bzw. diese Kinder fühlen sich dann nicht ernst genommen. Sie suchen dann u.U. heimlich die Nähe zu anderen Erwachsenen, weil es sich ja (erstmal) gut anfühlt. Zumindest so lange es keiner ausnutzt. Wenn es ausgenutzt wird, ist es schwieriger.
Reagieren dann noch die Eltern mit der emotionalen Haltung in Richtung "aber die Geschwister waren doch dabei" oder indirekten Vorwürfen, weil das Kind ja die Nähe gesucht hat.... dann wird sich das Kind noch weniger oder später oder gar nicht anvertrauen.

So viel zum Gefährdungshintergrund anhand verschiedener Beispiele.


Beratungsstelle kann euch unterstützen, den Jungen stark zu machen.
Wie ihm erklären, wann Nähe ok ist. Wann nicht. Bei wem ja, bei wem nein.

Was ihr selbst tun könnt.
Was ihr ihm sagen könnt.
Welche Bücher altersgerecht sind.

Prävention geht alle an. Am besten BEVOR es passiert. Aber auch wenn ein Kind schon Übergriffen ausgesetzt war/ist, ist Prävention wichtig, weil es Kindern die Chance gibt, darüber zu reden.

Da noch viel Unsicherheit herrscht, es noch viele Tabus und Mythen gibt, finde ich es durchaus sinnvoll sich bei eigenen Unsicherheiten beraten zu lassen.

Das habe ich auch gemacht bzw. wurde im Rahmen eines Schulprojekts für Eltern angeboten. Für die Kinder gab es was, für Lehrer und für Eltern.
Ich wollte nicht in gesellschaftliche Mythen tappen, sondern mein Kind sinnvoll stark machen. Eine gute Mischung aus Vorsicht (ohne Panik), Selbstvertrauen und Offenheit im Leben.
Ohne Beratung wäre mir aus Unwissenheit der ein oder andere Fehler unterlaufen "weil man das früher halt so gemacht hat".

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Also erstens:

Du hast eine Menge Missbrauchs-Szenarien in Kopf und natürlich ist es wichtig, da Prävention zu leisten. Auch dem Kind Grenzen aufzuzeigen.
Der Junge ist aber mit 7 Jahren in dieser Hinsicht auch herrlich unbefangen. Dieser unbefangene Körperkontakt zu anderen Erwachsenen wird sicher demnächst aufhören. Ich habe aber auch schon Drittklässler erlebt, die noch jeden neuen Lehrer gleich durchknuddeln. Das wirkt auf Erwachsene seltsam, weil es in diesem Alter eben nur noch wenige Kinder tun - aber die Entwicklung läuft eben unterschiedlich ab. Es gibt Kinder, die sich gleich vertrauensvoll bei jedem auf den Schoß setzen. Erst Recht, wenn Mama und Papa in der Nähe sind und entspannt mit der Person sprechen, vielleicht vorher von ihr erzählt haben. Die Kinder denken sich nichts dabei. Und als Erwachsene finde ich es auch normalerweise nett, wenn Kinder zu mir kommen und sich zum Vorlesen oder Unterhalten auf meinen Schoß setzen, selbst wenn ich die entsprechende Familie vielleicht leider nur selten sehe.

Zweitens:
Wenn er wirklich über die Stränge schlägt und auf geflüsterte Wünsche und Ermahnungen nicht reagiert, muss man deutlicher werden.
Dann dürfen auch die anderen Verwandten hören, was man dem Kind sagt. Z.b. "Paul, bist du sicher, dass Onkel Hugo möchte, dass du auf ihm herum hüpfst?" Das ist dann gleich die Steilvorlage für Onkel Hugo, zu sagen "ach, ist schon ok" oder"dein Papa hat Recht, sitz mal lieber neben mir".
Wenn das immer noch nicht reicht, muss man sich das Kind mal schnappen und raus gehen und dort eindringliche Worte sprechen. Das würde ich aber daran festmachen, ob er wirklich stört. Solange sich alle gerne mit dem Kind beschäftigen und sich am dem lebhaften Wildfang erfreuen, sehe ich keinen Handlungsbedarf.

Drittens:
Am besten ist es natürlich, das Kind auf solche Feiern gut vorzubereiten. Was wird passieren, wann ist es evtl mal eine Zeitlang langweilig.
Zuhause schon mal gemeinsam überlegen, wie das Kind sich dort beschäftigen kann. Mit 7 haben wir manchmal noch eine Kiste Spielzeug mitgenommen. Bei solchen Gelegenheiten wurde sogar noch mit duplo gebaut (und man findet die Teile nachher besser wieder als kleines Lego). Natürlich nur, wenn die Räumlichkeiten eine Kinderecke hergeben.
Und von vorneherein Grenzen besprechen, z.b. "ich möchte nicht, dass du einfach auf Erwachsene losspringst."

Viel Erfolg für's nächste Mal.